Einer der ersten Artikel in unserem ONLINE-Magazin war im September 2004 die Überarbeitung der ELTAX 400. Diese Box sah schick aus und wurde für 99 € bei CONRAD verkauft - das Paar, wohlgemerkt. Durch ein Weichentuning konnte auch der Klang von "viel zu basslastig, verschluckt Details" auf "warm und durchhörbar" geändert werden.

Zwischenzeitlich gab es keine ELTAX 400 mehr, aber seit kurzem taucht sie wieder im CONRAD-Katalog auf sieht - fast - so aus wie vorher. Leider hat sich die Bestückung und die Frequenzweiche komplett geändert, so dass man das alte Tuningrezept nicht verwenden kann. Der Sparwahn der ELTAXianer ging so weit, dass nicht mal mehr ein separates Gehäuse für den Mitteltöner spendiert wurde: der fungiert jetzt quasi zusätzlich zum Bassreflexrohr noch als Passivstrahler, so dass der Mitteltöner noch mehr Hub als vorher macht. Auch an der ohnehin schon spartanischen Frequenzweiche wurde noch einmal gespart, der Hochtöner bekommt jetzt nur noch ein Bauteil zum Schutz vor tiefen Frequenzen . . .

Auch die Optik hat etwas gelitten. OK, auf das Bi-Wiring-Terminal kann man in der Preisklasse wohl ohne Probleme verzichten, aber die Frontbespannung ist jetzt immer schwarz und das schöne Schild am oberen Rand des Bespannrahmen wurde auch ersatzlos gestrichen.


Die Wände sind dünner, dafür aber recht aufwendig verstrebt

gar nicht mal so schlecht für eine billig Box


Die Weiche wurde nochmals ausgedünnt

Die Chassis sind schön eingefräst

Die Nahtstelle des Klappgehäuses lässt sich mit Filzstift verschönern

billig aber funktioniert, die Terminal der ELTAX Concept 400

Ist-Zustand

Und so misst sich die aktuelle ELTAX 400 im RAR (die Überhöhung/Einbrüche < 200 Hz kommen durch die Bodenreflexion):


-> starke horizontale Richtwirkung ab 500 Hz - wie kann das sein bei einem 13er Mitteltöner?
-> kaum Pegel > 12.5 kHz - ist der Hochtöner kaputt?


-> chaotische vertikale Richtwirkung ab 1000 Hz - wie kann das sein bei einem 13er Mitteltöner?


-> sehr ausgewogener Impedanzverlauf
-> BR-Abstimmfrequenz ca. 40 Hz, stark bedämpft
-> als geschlossenes Gehäuse Resonanzfrequenz bei 75 Hz und Gesamtgüte 1.9 !!!


Die Einzelchassis

Der Impedanzverlauf der Einzelchassis im "Gehäuse":


-> vermurkster Impedanzverlauf des Mitteltöners durch fehlendes Mitteltongehäuse

Und so sieht der Frequenzgang der Chassis im eingebauten Zustand (ohne Weiche) aus:


-> 5 dB-Stufe bei 600 Hz; darüber sehr laut
-> bis 2 kHz moderate Bündelung


-> linearer Verlauf von 80 bis 10k Hz auf Achse
-> Bündelung setzt ab 3 kHz ein
-> Resonanz bei 6 kHz


-> das Kurzhorn bewirkt ab 5 kHz eine kontinuierlich zunehmende Bündelung
-> geringer Pegel > 12.5 kHz

Die Messungen auf Achse wurden noch mit ARTA wiederholt um die akustische Phase zu erhalten, die für eine erfolgreiche Simulation mit Boxsim nötig ist. Die Zerfallspektren und Sprungantworten schenke ich mir jetzt mal, die sehen wegen der Bodenreflexion und des relativ hohen Messabstandes nicht soooo gut aus . . .

Die "extrem aufwändige und komplexe" Serienweiche wurde in "stundenlanger Detektivarbeit" analysiert ;-) und führte zu folgendem Schaltbild:


-> der 1.5 Ohm Vorwiderstand beim Hochtöner simuliert die extrem schlechte Qualität des verwendeten Miniatur-Kondensators

Der gemessene Spannungsverlauf an den Chassis sieht wie folgt aus:


-> kaum Filterwirkung der Basslautsprecher
-> der Mitteltöner darf erst ab 1.5 kHz seinen Senf dazu tun, dafür läuft er dann durch . . .
-> bei der Resonanzfrequenz des Mitteltöners funktioniert die 6dB-Weiche trotzdem nicht richtig

Das Boxsim-Modell ergibt die folgenden Ergebnisse:


-> die Übereinstimmung (nach Einführung des 1.5 Ohm Vorwiderstands) sieht sehr gut aus


-> beide Bässe zusammen (= blaue Kurve + 6 dB) sind bis über 3 kHz lauter als der Mitteltöner !?!?!
-> zwischen 4 und 7 kHz sind alle 3 Wege etwa gleich laut (+/- 6 dB) !?!?!
-> zwischen 5 und 12 kHz sind Mittel- und Hochtöner etwa gleich laut (+/- 6 dB) !?!?!

Na, das war ja wohl nix! Diese Frequenzweiche verdient ihren Namen nicht wirklich . . . Was kann man da machen?


Überarbeitung

Na, erst mal braucht der Mitteltöner ein Gehäuse. Dazu bietet sich ein Kunststoff-Blumentopf aus dem Baumarkt für gut 1 € an. Den muss man zwar erst noch dicht machen (dünne!! Raupen mit der Heißklebepistole aufbringen), aber die 16cm durchmessende Variante passt gerade noch so durch das Labyrinth der gehäuseinternen Verstrebungen und ergibt so ein maximal mögliches Volumen:

Das weggesparte MT Gehäuse wird durch einen Blumentopf ersetzt

Die Befestigung erfolgt in 2 Schritten: zunächst wird der Topf mit 4 Tropfen Heißkleber fixiert (vorher checken, dass die Schraubenlöcher innerhalb des Topfes liegen und man beim Festschrauben der Chassis nicht den Topf "absprengt"). Dann wird das Ganze z.B. mit Acryl oder Silikon (400 ml-Tube für 1-2 € im Baumarkt) abgedichtet - da muss der nackte Finger herhalten. Das Ganze bitte über Nacht durchlüften lassen. Für den Kabeldurchbruch macht man am nächsten Tag am einfachsten einen "Durchstoß" mit der Spitze einer Schere oder Messers und weitet das dann mit einem mittelgroßen Schraubendreher so weit auf, dass das Originalkabel stramm hindurchpasst. Diese Aktion ist auch gleich ein Test, ob das Gehäuse gut festgeklebt ist ;-) Mit einem Tropfen Heißkleber wird der Durchbruch abgedichtet.

Als Absorptionsmaterial nehmen wir einfach das gesamte Absorptionsmaterial aus der sonstigen Box! Das ist zwar 80cm lang und 20cm breit, aber sehr dünn und passt da ohne Probleme alles rein - noch irgendwelche Fragen zum Thema Sparmaßnahmen? Für das Bassgehäuse brauchen wir dann "leider" neues Absorptionsmaterial. Wir haben einen ganzen Beutel Polyesterwatte "verbraten". Wer will kann das Bassreflexrohr entweder komplett dicht machen oder ein Reststück (Noppen-) Schaumstoff so zwischen einer Gehäuseverstrebung und dem Rührende verkeilen, dass man sich eine - mehr oder weniger - kontrollierte Undichtigkeit einbaut.

So, nach den Gehäusemodifikationen geht es an die Frequenzweiche. Hier muss der Bass nach oben und der Mitteltöner nach unten hin effektiv begrenzt werden. Und dann dasselbe Spielchen für die Mittel-/Hochtonsektion. Dabei wurde versucht, die Bauteile zumindest teilweise zu recyceln. Beim Recyceln der Bauteile sollte man zuerst die Spule ausbauen, dann die Widerstände und zum Schluss den 12uF-Kondensator. Alle Bauteile sind mit einem PATTEX-ähnlichen Kleber fast schon vergossen. Mit einem "scharfen" Schraubendreher sollte man die Ränder des Bauteils zunächst freilegen und dann ggf. mit einem Cutter freischneiden. Das gilt vor allem unter der Spule.

Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

Die "grünen" Bauteile sind aus der Originalweiche recycled. Der Spannungsverlauf sieht nun wie folgt aus (die gestrichelte Variante ist die Originalversion):


-> DAS ist eine Frequenzweiche . . .
-> obwohl Mittel- und Hochtöner "unten rum" jetzt deutlich mehr zu tun haben werden sie bei ihren Resonanzfrequenzen entlastet

Es gibt nur ein Problem: sie passt nicht mehr auf die originale Platine ;-) Aber auf einem ca. 13 x 13 cm großen Sperrholzbrettchen lassen sich alle Teile Platz sparend anordnen, welches dann auf der Rückwand hinter dem oberen Bass platziert werden kann.

Und wie misst sich das? Im Hörraum sieht das so aus (Abstand 150cm, räumlich gemittelt):


-> (immer noch) kein wirklicher Tiefgang (F3 ca. 55 Hz)
-> immer noch recht voll < 250 Hz
-> ausgewogener Mittel-/Hochtonbereich

Die einzelnen Chassis in 50 cm Abstand und einer Messhöhe von 78 cm (auf dem Boden stehend:


-> die Fülle < 250 Hz kommt durch die "vorlauten" Bässe (Q=1.9 -> fast 6 dB Überhöhung)
-> konstruktive Überlagerung zwischen allen Chassis
-> die Resonanz des Mitteltöners bei 6 kHz wird effektiv unterdrückt

Nach der Modifikation klingt die ELTAX 400 immer noch sehr voll, jetzt allerdings mit natürlichen Mitten und frischen aber nie vorlauten Höhen. Die räumliche Darstellung ist erstaunlich losgelöst von den Boxen und ändert sich auch zwischen Sessel- und Stuhlhöhe nicht. Damit ist sie für anspruchsvolle Leise- und Nebenbei-Hörer optimal geeignet.

Und das braucht man zum Umbau (alle Artikelnummern und Preise von INTERTECHNIK):

Pos.BezeichnungKürzelArtikelnummerWertInfoPreis
1HQ-RollenkernHQ40/2.7/09513401252.70 mH0.33 Ohm7.40 €
2Entzerrer-SpulenHQR32/3.3/6013409643.30 mH1.41 Ohm2.90 €
3Luftspule 0.71mmLU32/047/07113402450.47 mH0.57 Ohm3.00 €
4Elko RauhERA/150/63/11341087150.0 uF63 Volt2.10 €
5Elko GlattEGL/33/50/5134107033.0 uF50 Volt3.30 €
6Folie MKP (R)MKPR/4.70/25015007304.7 uF250 Volt2.30 €
7Folie MKP (R)MKPR/2.70/25015007152.7 uF250 Volt1.60 €
8MOX-R 4WMOX04/2.7/213419302.70 Ohm4 Watt0.72 €
9Polyester-VliesSONOFIL/W/SB134333620 Literweiß3.20 €

Die zusätzlichen Weichenbauteile schlagen samt Absorptionsmaterial mit etwa 53 € zu Buche, so dass man für 152 € ein Paar ordentlicher Boxen erhält.


Fazit:

Wieder mal konnte durch die Überarbeitung der Frequenzweiche aus einer im Ausgangszustand zwar schlecht klingenden aber viel versprechenden und preiswerten "Materialansammlung" eine akzeptable klingende Box "gezaubert" werden. Selbst anspruchsvolle Leise- und Nebenbei-Hörer werden sie lieben . . .