High-End Party-Box

Die Begriffe "Party-Box" und "High-End" scheinen so gar nicht zusammen zu passen:

Bei "Party-Box" denkt man an hohe Lautstärke, eher preiswerte PA-Chassis und robustes Äußeres
Bei "High-End" denkt man an linearen Frequenzgang, geringen Klirrfaktor, teure HiFi-Chassis und eher edles Äußeres

Eine High-End Party-Box müsste dann ja einen linearen Frequenzgang, geringen Klirrfaktor, hohe Maximallautstärke und robustes Äußeres verbinden - genau!

Im Bassbereich werden die "Vorfahren" vom Tieftöner unsere Rocket gleich in doppelter Ausführung verwendet - nämlich 2x VISATON TIW360. Jedes Chassis hat sein eigenes 60 l großes Volumen mit Bassreflexrohr und sorgt so für Tiefgang bis 35 Hz. Im Hochtonbereich kommt einer der größten erhältlichen Magnetostaten mit knapp 100 dB/W/m zum Einsatz, der auch schon in der Hobby-HiFi Referenzbox Optimum sein Können unter Beweis stellen konnte, der EXPOLINEAR RT-7 Pro (nur für Abonnenten). Und den Mitteltonbereich von 200 bis 2000 Hz übernimmt der BEYMA 10G200, ein 10" PA-Chassis das nicht ohne Grund sehr lange im Programm war. Das 2-teilige Gehäuse sorgt dafür, dass die Gesamtanlage aus 4 Subwoofern und 4 Satelliten alleine transportiert werden kann.

Der Besitzer dieser High-End Party-Anlage bat uns mal zu schauen, ob die vorhandene passive Weiche zwischen Mittel- und Hochtöner nicht noch etwas verbessert werden könnte (die Trennung zwischen Subwoofer und Satelliten erfolgte mit einer aktiven Weiche). Zunächst haben wir - wie gewünscht - die passive Weiche überarbeitet. Und dann haben wir dem Besitzer mal gezeigt, was mit einer DSP-Weiche noch zu holen wäre.

 

 

Quick-Check

Dafür kam der Besitzer mal mit den Satelliten vorbei und wir hörten einige Musikstücke. Den Besitzer nervten laut eigener Aussage einige Stücke im "Hochtonbereich". Nun ist das mit der Beschreibung von Klangeindrücken immer so eine Sache: wo hört z.B. der Mitteltonbereich auf und wo fängt der Hochtonbereich an? Unser subjektiver Quick-Check ergab, dass der Höchsttonbereich deutlich unterbelichtet war, und dass es im Mitteltonbereich irgendwo ein breites Loch geben musste, denn z.B. Snare-Schläge kamen ohne "Knack" rüber. Zwischen dem unterbelichteten Höchsttonbereich und dem breiten Loch im Mitteltonbereich gab es also einen (relativ betrachtet) vorlauten unteren Hochtonbereich - genau dieser störte den Besitzer wohl. Eine kurze Messung am Hörplatz ergab folgenden Frequenzgang:

Und im Nahfeld sah es so aus:

- der "unterbelichtete" Mitteltonbereich ist dem (per zu großer Spule?) zu stark eingebremsten Mitteltöner zu verdanken
- die Bassreflexunterstützung bei 50 Hz ist für einen bei 200 Hz getrennten Satelliten überflüssig (und erzeugt nur "Schmutzeffekte bei 1.5 kHz)
- der Mitteltöner zeigt am oberen Frequenzende einige wenig bedämpfte Resonanzen
- der Hochtöner ist tatsächlich "oben rum" etwas zu zurückhaltend

Wir haben sogar mal die komplett aufgebaute Anlage in einem sehr halligen (weil noch leeren) Veranstaltungsort gemessen. Da bestätigten sich die bisherigen Beobachtungen:

- Subwoofer etwas laut eingestellt, "Durchhänger" bei 1500 Hz, Überhöhung bei 3 kHz (das ist ein nerviger Bereich) und starker Abfall > 8 kHz

Da war also reichlich Verbesserungspotenzial. Da die Chassis an sich sehr hochwertig sind haben wir eine Weichenmodifikation in Angriff genommen. Als erstes wurden die Chassis ohne Weiche am Hörplatz gemessen - und zwar gleich alle 4 (über aktive Sub/Sat-Weiche):

- oberhalb von 2 kHz streuen die Mitteltöner recht stark
- unterhalb von 2 kHz streuen die Hochtöner recht stark
- die Trennfrequenz sollte also tunlichst bei ca. 2 kHz liegen
- der Hochtöner ist um 7.5 kHz deutlich zu vorlaut

Auch hier bestätigt sich, dass das Material das Potenzial für einen besseren Frequenzgang hat. Im Folgenden wurden die Chassis im Messpodest gemessen und ein Boxsim-Modell der Box erstellt. Mit der aktuellen Frequenzweiche ergab sich folgender Spannungsverlauf an den Chassis:

- dem Tief-/Mitteltöner wird schon ab 250 Hz was geklaut (SEHR flache Flanke)
- dem Hochtöner werden breitbandig ca. 8 dB geklaut, d.h. 84% der Leistung werden verbraten !!!

Der Satellit kommt so "nur" auf einen Wirkungsgrad von knapp 92 dB - das hätte man auch einfacher haben können.

Die neue Frequenzweiche

Unsere Leser wollen immer gerne verstehen, wie wir auf die Schaltung unserer Frequenzweichen kommen. Denn oft sehen die Frequenzweichen nicht wie im Lehrbuch aus. Hier wollen wir mal erklären wie wir dabei vorgehen. In der Regel bauen wir ein Boxsim-Modell auf. Da wir ja in aller Regel schon vorhandene Boxen modifizieren bietet es sich an, die Messungen gleich im vorhandenen Gehäuse zu machen. Es gibt mehrere Faktoren die bestimmen, wo wir die Trennfrequenz hinlegen:

  1. Frequenzgang: wir messen nicht nur auf Achse (0°) sondern auch seitlich (15, 30, 45, 60°). Daran erkennen wir, ab wann das Chassis bündelt. Zusätzlich machen wir eine Messung am Hörplatz um zu sehen, wie diese verschiedenen Kurven am Hörplatz durch den Raum gewichtet werden. Das ist allerdings in jedem Raum anders: in einem "schalltoten" Raum entspräche das dem Frequenzgang unter 0°, in einem sehr halligen Raum entspricht dies mehr dem winkelgewichteten Schalldruck
  2. Klirrfaktor: wenn möglich vermeiden wir Frequenzbereiche, in denen das Chassis hörbar klirrt. Dazu messen wir den Klirrfaktor bei verschiedenen Pegeln (X, X+5, X+10, X+15 dB)
  3. Pegellinearität: bei tiefen und hohen Frequenzen können Chassis bei hohen Pegeln "kollabieren", die Erhöhung des Ausgangspegels entspricht dann nicht mehr der Erhöhung des Eingangspegels. Diese Frequenzbereiche sollten nach Möglichkeit gemieden werden
  4. Exemplarstreuung: 2 Chassis verhalten sich niemals völlig gleich. Gerade im Bereich der Membranresonanz kann das Verhalten nicht gut kontrolliert werden. Frequenzbereiche mit großer Exemplarstreuung sind zu vermeiden, ansonsten müsste die Weiche individuell auf die Chassiskombination angepasst werden.
  5. Belastbarkeit (elektrisch): das mittlere Spektrum von Musik nimmt zu hohen Frequenzen hin ab (s. Musik "vergleichen" mit dem Waveanalyzer). Bei Hochtönern kann eine zu niedrige Trennfrequenz bzw. Steilheit dazu führen, dass das Chassis elektrisch (=thermisch) überlastet wird (s. a. Musik verstehen mit Goldwave: Filtern Teil2 (nur für Abonnenten))
  6. Belastbarkeit (mechanisch): um bei der Frequenz F/2 denselben Schalldruck zu erzeugen wie bei der Frequenz F muss das Chassis den 4-fachen Hub machen. Daher kann eine zu niedrige Trennfrequenz bzw. Steilheit dazu führen, dass das Chassis mechanisch überlastet wird (= hoher Klirrfaktor)

Die Messungen aus dem Podest und ohne Weiche am Hörplatz legen eine Trennfrequenz von ca. 2 kHz nahe. Der Vergleich des Frequenzgangs am Hörplatz mit dem Frequenzgang eines idealen Lautsprechers (berechnet aus der frequenzabhängigen Nachhallzeit des Hörraums, s. Tuning einer DYNAUDIO Compound 5: Teil 1) verlangt eine leichte Absenkung zwischen 500 und 2000 Hz um ca. 4 dB. Danach soll die Filterwirkung möglichst stark einsetzen. Man kann zwar eine 18 dB oder gar 24 dB-Weiche als "Grundgerüst" nehmen um die plötzlich einsetzende starke Filterwirkung zu erzielen - aber dann müsste man 2 Spulen in Reihe zum Chassis verwenden, was in der Regel ein zu großer Vorwiderstand oder zu teuer ist. Außerdem müsste man zunächst die Impedanz des Chassis linearisieren, damit die Weiche überhaupt wie vorgesehen funktioniert. Damit hätte man schon 5 bis 6 Bauteile.

Und die stufenförmige Absenkung zwischen 500 und 2000 Hz kriegt man damit gar nicht hin.

Einfacher ist folgende Vorgehensweise (der Verlauf ohne Weiche ist gepunktet eingezeichnet):

    1. man nimmt eine große Spule in Reihe (hier: 2.2 mH) um die Absenkung ab 500 Hz zu erreichen -> der Abfall > 1000 Hz ist zu groß:

       

    2. man nimmt einen Kondensator parallel zu Chassis und definiert so die Frequenz, ab der die Filterwirkung stärker wird (hier: 8.2 uF -> 2 kHz):


 

  • dann bekommt man leider häufig eine Überhöhung oder der Frequenzgang ist zu "eckig". Wenn man einen Widerstand in Reihe zum Kondensator packt kann man die Resonanz entdämpfen:

     

 

Diese Schaltung findet man häufig in unseren Bauvorschlägen, weil sich der Übergangsbereich so sehr fein einstellen lässt.

Beim Hochtöner sah die Sache schwierig aus:

Die erste Idee war einen Saugkreis (Parallelschaltung aus Spule, Kondensator und Widerstand) in Reihe zum Hochtöner zu schalten und dann mit einer 12 oder 18 dB-Weiche zu beschalten:

    1. die Dimensionierung des Saugkreises klappte nicht ganz ideal (die Absenkung > 15 kHz konnte nicht verhindert werden):

       

    2. bei der Beschaltung mit einer 12 dB-Weiche war es schwierig, weit genug runter zu kommen (die große Spule erhöhte die Filterwirkung erst bei mittleren Frequenzen):


Wenn man beide Zweige kombiniert muss man den Hochtöner verpolen und die Bauteile noch etwas feintunen:

Hinweis: da die Modelle mit den Messungen am Hörplatz aufgebaut wurden darf der Frequenzgang nicht linear verlaufen sondern muss zu hohen Frequenzen leicht abfallen!

Das sieht doch schon ganz gut aus! Was noch stört ist:
- der Höchstton > 15 kHz wurde auch abgesenkt
- der Mitteltöner wird um 3 kHz nicht genug abgesenkt
-die Filterwirkung des Hochtons < 1 kHz ist zu gering

Beide Probleme konnte durch die finale Weiche noch verbessert werden:

  1. will man die Filterwirkung oberhalb der Trennfrequenz noch steiler machen kann man noch eine Spule hinzufügen und die Bauteile feintunen
  2. im Hochtonbereich wurde schließlich ein Vorwiderstand von 12 Ohm bei 16 kHz durch den Schwingkreis aus 0.1 mH und 1 uF schmalbandig kurzgeschlossen und so die gewünschte Filterwirkung erreicht OHNE den Höchstton abzusenken

Und so sieht dann die finale Weiche mit dem simulierten Frequenzgang aus:

So sieht der Vergleich der Spannungsverläufe und Frequenzgänge der beiden Weichen aus (die durchgezogene Linie ist die finale Weiche):

Und so der Vergleich zur ursprünglichen Weiche:

- der unterschiedliche Verlauf im Bereich < 500 Hz ergibt sich durch eine andere Aufstellung im Raum (bei FW2 waren auch die BR-Rohre verstopft)

Die Unterschiede sind beim Vergleich der Spannungsverläufe besser zu erkennen:

- bei 1500 Hz ist der Mitteltöner um ca. 5 dB lauter als bei der Originalweiche, trotzdem wird die Membranresonanz bei 3 kHz um 5 dB stärker bedämpft
- bei 3500 (15000) Hz ist der Hochtöner um ca. 3 (6) dB lauter als bei der Originalweiche

Die Optimierung der Frequenzweiche erfolgte selbstredend NICHT nur basierend auf den Messungen sondern aufgrund zeitaufwändiger Hörtests an mehreren Abenden mit mehreren Personen. Basierend auf den Messungen bauen wir ein Boxsim-Modell und checken im Vorfeld, welche Weichengrundform am vielversprechendsten ist einen linearen Frequenzgang zu erzeugen UND das Chassis im Bereich der Trennfrequenz feinzutunen. Dann wird diese Weiche aufgebaut und gemessen. Wenn die Messung der Simulation gut entspricht kann die Hörsession beginnen - ansonsten muss zunächst der Fehler gefunden werden, denn sonst kann das Boxsim-Modell im Folgenden nicht effektiv genutzt werden.

Beim Anhören der uns in- und auswendig bekannten Stücke achten wir auf Stellen, die noch nicht gut genug kommen (hier klingt eine Sängerin zu erkältet, dort fehlt die Wärme in der Klavierpassage oder ein Handclap kommt ohne Kraft). Dies setzen wir um in Anforderungen wie: "oberhalb von ca. 300 Hz muss der Pegel um 1-2 dB reduziert werden" oder "zwischen 1 und 3 kHz muss der Verlauf linearer werden". Dann nutzt man das Boxsim-Modell um zu sehen, an welchen Teilen man drehen muss um die neuen Anforderungen zu erreichen. Die Bauteile werden dann in E12er-Schritten (1.0,1.2,1.5,1.8,2.2,2.7,3.3,3.9,4.7,5.6,6.8,8.2,10 = 12 Schritte pro Dekade = E12-Reihe) geändert und die Auswirkung auf die "noch-Problemzonen" kontrolliert - bis wir zufrieden sind.

Schließlich wird der Besitzer eingeladen und aufgrund seiner Kommentare noch weiter feingetunt. Und so beurteilte der Besitzer die Modifikation der passiven Weiche:

Kommentar von MK (Vergleich der Passivweichen):

"Meine Ursprungsbox klang wie gesagt schon völlig geil, die in der Messung aufgefallenen Minischwächen, also leicht zurückgenommenen Mitten bei 1 – 3 kHz, die leichte 'Badewanne' (wir jammern hier aber auf hohen Niveau) hätte niemanden wirklich gestört und die vorhandene leichte Überhöhung bei 3.5 – 5 kHz fiel normalerweise auch nicht unangenehm auf, was der extrem hohen Qualität der Chassis zu verdanken ist, also alles Super . . .

. . . es sei denn, man hört im direkten Vergleich die von Pico entwickelte Weiche in einer zweiten, gleichen Box. Da kam gleich so viel mehr Freude auf, da kamen doch die Mitten noch viel knalliger, fokussierter, druckvoller, und der überhöhte Bereich war weg. Was auch jetzt erst richtig auffiel war, dass er ohne im Normalbetrieb wirklich zu nerven doch vorher zu viel war, denn bei extrem hoher Lautstärke kam man an den Punkt 'es könnte gleich doch unangenehm werden'. Nun klang es in der Sektion bei Gitarrenriffs in max. Lautstärke deutlich klarer und vor allem soooo tiefenentspannt, keine Angst mehr vor 'könnte gleich weh tun'.

Ja, das waren 2 Schritte nach vorne, definitiv !!! Diese Passivlösung ist dann wirklich nicht zu toppen. Bändchenhochton mit extrem gutem 10 Zöller, 95 dB bei einem Watt und Power bis zum totalen Abwinken. So wollte ich das haben."

Im Verlauf der Entwicklung hatten wir durchblicken lassen, dass die vorhandene Aktivweiche wahrscheinlich keine optimale Anbindung von Subwoofer- und Satellit garantiert, da die Trennfrequenzen und Steilheiten nicht unabhängig voneinander gewählt werden können. Eine digitale Frequenzweiche würde überdies im Bassbereich ein Anpassung an die wechselnde Raumakustik (Dröhnfrequenzen) ermöglichen und könnte auch im Mittel-/Hochtonbereich durch Verzögerung des Hochtöners eine zeitrichtigere Wiedergabe gewährleisten.

Und da der Besitzer der HiFi-PA-Anlage ein Perfektionist ist wollte er natürlich wissen was da noch geht. Bei der Abstimmung der digitalen Frequenzweiche (hier wurde die IMG STAGELINE DSM-260 verwendet) halten wir uns an unseren ausgearbeiteten Fahrplan DSP-Weichen richtig einstellen (nur für Abonnenten). Solange man die Chassis in dem Bereich verwendet, in dem sie gut rundumstrahlen, kommt man mit Messungen in 20 bzw. 50 cm Abstand auch zu guten Ergebnissen. In diesem Fall bündelt der 10" Mitteltöner allerdings schon deutlich. Trotzdem haben wir uns zunächst sklavisch an unseren Fahrplan gehalten, was in 50 cm auf Achse zwar zu einem perfekt linearen Frequenzgang führte, der am Hörplatz dann aber einige der schon vorher festgestellten Schwächen zeigte:


- bis 3 kHz fast identisch
- Digitalweiche im Hochtonbereich deutlich linearer
Hinweis:
die Unterschiede im Übernahmebereich Tieftöner / Mitteltöner (ca. 250 Hz) kommen aus dem Vergleich Digitalweiche gegen analoge Aktivweiche

Wenn man die im Nahfeld gefundenen Einstellungen zum Timedelay und zur Filtersteilheit beibehält, aber die Filterfunktion für den Hörplatz optimiert, ergibt sich ein Frequenzgang der weitgehend mit der passiven Frequenzweiche FW2 übereinstimmt:


- die Digitalweiche ist zwischen 1 und 3 kHz noch etwas ausgeglichener

Hier noch mal der direkte Vergleich der beiden Setups für die Digitalweiche:


Hinweis: die Raumeinflüsse im Bassbereich wurden mit der Digitalweiche nicht korrigiert um die Vergleichbarkeit mit der analogen Aktivweiche zu gewährleisten

Da sich die neu abgestimmte passive Frequenzweiche (FW2) und das am Hörplatz optimierte Setup der Digitalweiche sehr ähnlich messen hatten wir nicht mit deutlichen Klangeinflüssen gerechnet. Durch das bessere Zusammenspiel von Tief- und Mitteltöner (Austausch der analogen Aktivweiche gegen Digitalweiche) und die Kompensation des Zeitversatzes zwischen Mittel- und Hochtöner fiel der Höreindruck aber doch deutlich anders aus:

Kommentar von MK (Einstellung der Weiche und Hörvergleich FW2 mit Digitalweiche):

"Denn es ging ja noch weiter: es wurde eine baugleiche 'entkernte' Box ohne Frequenzweiche genommen und die Chassis direkt an eine Stereoendstufe angeschlossen, die ihr Signal von einer digitale Frequenzweiche bekommt. Für jedes Chassis wurde dann ein Wunschfrequenzgang auf den Laptop gezaubert und die Frequenzweiche so lange verstellt bis die Messung in etwa 50 cm Abstand mit dem Wunschfrequenzgang übereinstimmte. Erst jedes Chassis einzeln und nachher wurden dann die Übergänge angepasst. Dann haben wir gehört UND VOR ALLEM gestaunt. Kennen Sie das wenn man sich nur noch grinsend anschaut und alles ist klar ???

Wow, das war nun noch mal DER Sprung nach vorne. Jetzt konnte auch noch die Zeitverzögerung zwischen Hochton und Mittelton (was passiv so nicht geht) über ein Delay ausgeglichen werden (später auch der Versatz vom Satelliten zu Subwoofer). So wurde der Messung nach der Hochton quasi 28 cm nach hinten verschoben. Das gab der Sache dann völlig den Rest. Mega knackig, ultra präzise und so was von auf den Punkt - nichts stört oder ist zu laut oder zu leise und Dynamik ohne Ende. Man merkt sofort, wenn wirklich alles ’stimmt’, das ist, wenn nie das Gefühl mitschwingt, doch noch was justieren zu wollen, oder was raus- oder reindrehen zu wollen.

Jetzt wird die Qualität der Lautsprecher endlich völlig & richtig ausgeschöpft, und was die können, ist unerhört ! That’s it. Das war es was ich ja wollte : die ultimative Anlage. High End Sound in PA-Lautstärke !!

Allerdings erst durch den Kontakt zu Hifi-Selbstbau wurden mir die endgültigen Möglichkeiten letztlich eröffnet : von einer Box die fantastisch klingt zu einer die sagenghaft klingt und im Endeffekt, allerdings dann aktiv, einfach nur noch phänomenal klingt !

Ich kann nur sagen - Vielen Dank !

Wer sich selbst mal davon überzeugen will (bei Progressiv Rock Musik der Ende 60er bis Mitte 70er), soll auf meine Party in Köln kommen.

Fazit:

Zwei der besten 30er HiFi-Tieftöner, ein sehr guter 25 cm PA-Midbass und ein toller Hochtonmagnetostat können auf der einen Seite sehr naturgetreu wiedergeben und auf der anderen Seite auch richtig laut: die Vorgabe "High-End meets PA" wurde voll erfüllt.

Bereits die Modifikation der passiven Frequenzweiche konnte die Wiedergabequalität deutlich verbessern, weil dort die spezifischen Eigenschaften der Chassis (Bündelung des Mitteltöners und Hochtonabfall des Magnetostaten) berücksichtigt wurden.

Noch besser spielten dieselben Chassis in demselben Gehäuse mit optimal eingestellter Digitalweiche auf: es waren noch mehr Details zu hören, und trotzdem klang es unangestrengt - selbst bei hohen Pegeln. Nach 10 Jahren Erfahrung mit Digitalweichen und 35 Jahren Erfahrung mit passiven Weichen stellen wir diese Qualitätssteigerung immer wieder fest - hochwertiges HiFi in "normalen" Wohnräumen ist unserer Überzeugung nach NUR mit Aktivsystemen mit Digitalweiche realisierbar (wenn wir digitale Raumkorrektursysteme wie Acourate oder die Dirac Room Correction Suite mal außen vor lassen).

Wer also demnächst auf einer 70er Jahre Party im Raum Köln/Bonn/Düsseldorf diese "komischen" Lautsprecher sieht kann sich darauf verlassen: die können nicht nur laut sondern die klingen auch sehr gut!


Damit ihr wisst was das für ein Typ ist der uns da so über den Klee lobt hier mal ein kurzes Selbstportrait:

Eine kleine Geschichte zu meinen hier vorgestellten High End Power Satelliten und wie ich zu Hifi Selbstbau kam!! Oder: wie man aus fantastisch unbeschreiblich oder gar phänomenal macht !!!

Ich entwickle + baue schon seit 30 + Jahren gerne und immer wieder Hifi- oder auch PA-Boxen, für Freunde, Bekannte, oder auch Clubs + Discotheken. Ich bin seit Mitte der 70er auch DJ, LP-Sammler, mein Leben dreht sich um Musik und diese vor allem mit möglichst gutem Klang, besonders wenn es laut sein soll.

Zu Hause höre ich über Röhrenequipment, (Octave Hp, Brocksieper Mono Röhren . . . also highendig, mit entsprechender Verkabelung, Stromversorgung, Phasung etc., also ist das ein recht gut ausgebautes und fundiert betriebenes Hobby.

Vor ca. einem halben Jahr entschloss ich mich dann (endlich mal) mir ein eigenes Messsystem zuzulegen. Um Messungen für Frequenzgang, Impedanz etc. musste ich immer auf Außenstehende zurückgreifen, dies waren über ewige Zeiten meine 2 guten Freunde im ACC in Köln, Ralf und Wolle, denen ich noch mal auf diesem Wege 'Danke' sagen will, weil Sie nun leider zumachen mussten (kleine (irre) Mieterhöhung, kennt man ja!!).

Also ein Mikro gekauft, einen Vorverstärker, XLR-Kabel, Soundkarte, etc. Nun war ein Messprogramm gefragt, das man mit einem Laptop nutzen kann. So stieß ich im Netz auf das Programm JustOct, das mir nach kurzem Studium der Beschreibung und Vergleichen mit anderen angebotenen Systemen für meine Zwecke am geeignetsten schien. Vor allem musste mein Micro aber noch kalibriert werden, was wohl auch nicht viele machen (können).

So nahm ich erst mal telefonisch Kontakt auf mit dem JustOct-Entwickler, also mit HiFi-Selbstbau. Mikro nur kurz dort abgegeben, ein paar Tage später war es schon kalibriert. So fuhr ich wieder hin und holte es ab, wobei ich mich dann auch mal in Ruhe in den Räumlichkeiten umschaute. Soweit das Auge reicht die skurrilsten, obskursten und schrägsten Lautsprecher, Chassis, etc.! Alles extrem interessante Entwicklungs- oder Bauprojekte wohl aus Jahrhunderten. So lernte ich dann Thomas Ahlersmeyer + Theo Winterscheid kennen, sie sind HS in Persona.

Es hatte von Anfang an eine freundliche Atmosphäre, und - was mir am meisten auf Anhieb gefiel - ich merkte sofort, dass es 'ihr Ding' war, dass ihnen das wirklich auch Spaß macht, dass sie dieses 'Hobby' wirklich leben, so wie ich, nur auf weit fortgeschrittenerem Niveau als ich, was ja nur gut sein kann (für mich).

Die Kalibrierung des Mikrofons + Vorverstärker sollte 40 € kosten, was ich total OK finde. Ich wollte mir auch gleich die Benutzung des Messsystems und all das zeigen lassen, was man mir auch gerne (gegen gewissen Obolus) zusagte, um einen einfacheren Start zu haben, ist es doch für mich Neuland !

Ich hatte zu diesem Zweck (nicht ganz zufällig) einen meiner High End Party Satelliten mitgenommen. Ich habe 4 davon, + 4 Subs. Diese habe ich mir zum 50. selbst gegönnt/gebaut, um mir meinen Traum einer highendig klingenden Partyanlage zu verwirklichen. Dies war mir auch (dachte ich) soweit gelungen. Die Weiche war ausschließlich mit Surpreme Caps, Flachbandspulen etc. bestückt, nur allerfeinste Bestückung und wurde im ACC gemessen, der Klang war entsprechend fantastisch.

Thomas war sofort von der Idee dieses Systems mit 96 dB Wirkungsgrad und High-End Klang und vor allem der Bestückung, speziell dem Expolinear RT 7 Pro angetan und sehr interessiert. So wurde die Box hingestellt, Mikro davor und einige Teststücke gehört, was zum Vorschein brachte, dass der Klang echt klasse war, ABER das da wohl noch einiges mehr gehen müsste. So fing das alles an !!

Thomas war interessiert daran, die Chassis selbst mal zu messen, Hochton wie auch 10 Zöller, immer paarweise, um von Grund auf eine eigene Weiche zu entwickeln. Ich hatte (für meine Mutter) noch ein komplettes Pärchen da, mit schon gebauten Gehäusen, aber noch nichts eingebaut, das passte also wie die Faust aufs Auge.

Den Rest der Geschichte kennt ihr ja. Noch zur Info: die komplette Party-Anlage besteht (vorher) aus:

  • 4 x Subwoofer mit je 2 Stück Visaton TIW 360 in je 50 l Bassreflex
  • 4 x Mittel-/Hochton-Satellit mit BEYMA 10G200 und EXPLINEAR RT 7 Pro
  • 4 x Stereo-PA-Endstufen
  • 1 x Aktivweiche analog

Kommentare

Diskus_GL
9 jahre vor
Toller Bericht - schön geschrieben und viel Wissenswertes über "Boxenoptimierung"!
Zeigt einmal mehr, welches Potential mit Aktivierung und DSP-Lösungen möglich ist.

... und gute Werbung für die Veranstaltungen - ich hör mir die Teile mal an... :lol:

Gruss Joachim
Benjamin Jobst
9 jahre vor
Da doch recht hoch getrennt wurde, wäre das Abstrahlverhalten halt interessant gewesen, vor allem vertikal hätte mich sehr interessiert mit diesem Hochtöner im Gesamtpaket ;)

Meine Meinung:
Gerade bei solch, ich sage mal "unüblichen Konstruktionen" kann man nie genug Messungen haben, da super interessant. ;-)

Zwecks der recht geringen Bautiefe dürfte die 0° Achse vertikal weiter oben liegen.
Somit muss die Kiste auf VA etwas weiter vertikal geneigt werden als üblich, wie auch ein recht enger Sweetspot dank der hohen XO
1
Pico
9 jahre vor
Hi,

für die Chassis gibt es ja einzelne Datenblätter -> das horizontale Rundstrahlverhalten dürfte zu erahnen sein, ebenso der Klirrfaktor.

Den können wir bei kompletten Boxen nicht vernünftig messen weil der Messabstand zu gross wäre (um die Überlagerung richtig abzubilden).

Wir hatten die Teile auch immer nur kurz zur Verfügung, da sie ständig auf Parties Geld verdienen müssen . . .

Gruß Pico
Benjamin Jobst
9 jahre vor
Schaut interessant aus, da es aber auch eine Partybox darstellen soll,
fände ich noch Messungen unter Winkel (auch vertikal) als auch Klirr sehr interessant.

Der HF macht ja oberhalb 2kHz garnetmal so wenig Klirr bei 105dB laut euren Messungen und eine Partybox sollte hier ja schon klar mehr abliefern.
Lenne Eckmann
9 jahre vor
Moin,

ein wirklich schöner Bericht, vielen Dank dafür! Ich glaube gerne, dass diese Lautsprecher richtig geile Dinger sind. Winkelmessungen und Klirr hätten mich noch interessiert. Bei 2khz muss der 10er ja schon ganz gut bündeln.

Viele Grüße,
lenni

PS: schön das es im Moment wieder so viel von euch zu lesen gibt.

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