Der Anfang einer wunderbaren Geschichte . . .
Seit fast 20 Jahren gibt es das ONLINE-Magazin HiFi-Selbstbau, und wenn man heute nach "lautsprecher selbstbau" googelt sind wir unter den Top10-Ergebnissen. Und so kommt es schon mal vor, dass uns "wildfremde Leute" (= mögliche zukünftige Kunden) anschreiben oder anrufen, ob wir nicht dies oder das für sie tun könnten.
Das geht von Reparaturen über Modifikationen bis zur Aktivierung und/oder Einmessung von Lautsprecher - in den Rubriken Leserprojekte und Umbauten sind einige dieser Projekte aufgelistet.
Kürzlich erreichte uns eine besondere Anfrage, die wir euch nicht vorenthalten wollen (Namen und Orte wurden anonymisiert, ansonsten ist das O-Ton):
Hallo,
ich habe euch eben im Netz entdeckt.
Mein Name ist P. G. und ich komme aus dem Weserbergland (+ genaue Ortsangabe).
Ich bin XY Jahre alt und habe vor vielen Jahren Fernsehtechniker gelernt, wobei mich Fernseher nie interessierten, Hifi umso mehr.
Ich habe bereits viele Lautsprecher gebaut
Also so viele, dass ich sie nicht mehr zählen kann.
Alles was es gab von Visaton, Monacor, Fane, Audax usw.
Nun habe ich vor ein System zu bauen, wo ich nicht richtig weiter weiß.
- JBL 2226 2x pro Box
- ein ACR Mitteltonhorn
- und 4 Tweeter pro Box
Ich wollte es erst aktiv trennen, aber irgendwie ist passiv ... cooler.
Könntet ihr mir ein BR-Gehäuse rechnen?
Ich finde nur etwas für einen mit 150 Litern, also 300 Liter für beide?
Ich denke bis 40 Hz wäre gut
Ja und dann der Filter.
Könntet ihr den rechnen und Teile anbieten?
Also wenn da jetzt in der Mail nicht "JBL 2226" und "ACR Mitteltonhorn" dringestanden hätten, dann hätten wir mit großer Wahrscheinlichkeit geantwortet, dass wir das Projekt wegen der großen Entfernung leider nicht so unterstützen können wie wir es gerne tun würden - Die Annahme, man könne eine Frequenzweiche mit dem Taschenrechner ausrechnen, ist unserem favorisiertem Weg der aktiven DSP Abstimmung in der Regel sehr abträglich. Außerdem kam uns die Sache mit den 4 Hochtönern irgendwie spanisch vor . . .
Aber so haben wir zum Glück nachgefasst, und nach einigen Mails und Telefonaten war klar, um welche Chassis es sich genau handelt:
- 2x Tieftöner JBL 2226H
- 1x ACR/FOSTEX D800 (Treiber) mit ACR/FOSTEX H220 (Horn)
- 4x ACR/FOSTEX T945N
Alle Chassis sind gute 30 Jahre alt und stammen aus einer Disco-Auflösung, und da war natürlich unsere Empfehlung, erst mal die Chassis auf Her(t)z und Nieren zu überprüfen (und die TSPs der Bässe zu messen), bevor man für viel Geld ein Gehäuse baut. Und so kamen die Chassis dann erst mal alle zu uns:
Bild
Für diese Traumchassis hätte der ein oder andere in den 80ern sicher seine Eltern verkauft . . .
Da es sich bei JBL und FOSTEX um wirklich renommierte Hersteller handelt haben die Chassis die Überprüfungsphase trotz vorherigem Discobetrieb gut überstanden - und ihr könnt euch auf schöne Datenblätter von ehemaligen Traumchassis freuen.
Nach etwas Überzeugungsarbeit war auch das Thema "Passivbox" vom Tisch - ein aktives System mit DSP-Weiche ist einfach wesentlich flexibler: gerade bei Hornsystemen ist die Vermeidung von Laufzeitfehler bei Passivweichen nicht immer möglich bzw. stark kompromissbehaftet. Außerdem kann das System mit einer DSP-Weiche vor Ort optimal eingemessen werden.
Nachdem die TSPs der Tieftöner bestimmten worden sind konnte es mit der Dimensionierung der Bassbox mit je 2x JBL 2226H losgehen. Designlich sollte die Bassbox dem Mitteltonhorn angepasst sein. Nach Absprache mit dem Auftraggeber orientierten wir uns an der VISATON Monitor 890 MkIII, nur auf die hinteren Abschrägungen haben wir verzichtet. So sieht die VISATON Monitor MkIII aus:
Quelle: Visaton
Und so (im gleichen Maßstab) das geplante Bassgehäuse mit vereinfachtem Mitteltonhorn:
Hier schon ein erstes Video vom "Rohbau":
Die finale Lösung im Hochtonbereich ist noch nicht klar: der FOSTEX T945N bündelt recht stark, während die Kombination aus FOSTEX D800 im FOSTEX H220 recht breit abstrahlt. Der Auftraggeber wünscht sich eine ähnlich breite Abstrahlung auch im Hochtonbereich, alle bisher untersuchten Mehrfach-Hochtöner-Anordnungen (es sind ja bis zu 4 Hochtöner pro Box vorhanden) handelten sich aber üble Kammfiltereffekte ein - da gibt es noch Diskussionsbedarf . . .
Sobald die Bassgehäuse fertig sind werden sie zu uns transportiert, dann bauen wir die Bässe ein und optimieren die Absorption - stay tuned . . .
Kommentare
http://www.troelsgravesen.dk/Beyma-CP21-F.htm
befestigt es nach entfernen der Front des T825 (würde ein Hochtontreiber ausreichen?)
Es gibt auch Multicellhörner die 3D gedruckt werden,
da wäre das Ersetzen des Phaseplugs evtl einfacher
Findet der Umbau bei euch statt ?
Da bin ich schon gespannt.
Evt. macht es Sinn einen oder zwei HTs ggf. mit Delay und pegelregelbar nach hinten und/oder oben bzw seitlich abstrahlen zu lassen… eine breitere Abstrahlung bringt ja auch nur mehr Reflexionen. Das kann man auch mit indirekt abstrahlenden Hzs machen… das vermeidet dann Kammfiltereffekte im „Direkt- und reflektiertem Schall.
Grüße Joachim
https://www.beyma.com/en/products/c/compression-tweeter/1CP21F8/twt-cp-21-f-8-oh/
frohes und gutes neues Jahr übrigens. Der T825 hat mir schon immer sehr gut in Verbindung mit den Holzhörnern gefallen. Hast Du den mal hochkant und quer gemessen? Meiner Meinung nach muss der Schlitz hochkant stehen - andere sind da anderer Meinung.
Ich habe leider keine mehr zum Nachmessen.