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Audax Pro 38Männerbox aus den 80ern - die AUDAX Pro 38

Zu Beginn unserer Selbstbaukarrieren hatten wir alle vermutlich noch weniger Hürden zu überwinden als heute, wenn es um Lautsprecher und unsere Anlagen ging. Groß und laut durfte es sein, die Nachbarn und die Freundin hatten kaum Mitspracherechte und man hatte schonmal, zumindest ich (Theo) eine Kreissäge im Wohnzimmer stehen.

Da konnte es auch passieren das die Nachbarin nachts um vier Uhr meinen Namen über den Balkon schrie.... Theooooooo und es tatsächlich schaffte die laute Musik zu übertönen. Frau Hartmann, ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen, hatte ein Organ an das kein Mitteltöner der Welt ran kam. Trotz solcher Eskapaden war sie uns Jungendlichen immer sehr wohlgesonnen, Gott habe sie seelig.

Wie hat sie das gemacht, die volle Dröhnung Barracuda von Heart nicht zum Anlass zu nehmen uns am nächsten Tag zu erschlagen? Es waren andere Zeiten, die Menschheit war lange nicht so agressiv wie heute, wo schon die Polizei verständigt wird man sprechend durchs Treppenhaus geht. Da wurden viele Dinge einfach untereinander geklärt, ohne direkt zum Anwalt zu rennen und mi mi mi vor sich hin zu heulen.

Es ist nur ein blöder Spruch, leider stimmt er aber oft..... früher war alles besser. Danke Frau Hartmann!

 

Pico´s erste ernsthafte Selbstbaubox war 1981 mit Tief- und Mitteltönern von AUDAX bestückt - dem 25cm Tieftöner MDH24P37RSM und dem Mitteltöner MHD12P25FSM:

Das entsprach weitgehend dem Kit 3-60 aus dem "blauen" AUDAX-Prospekt No. 90-2 auf Seite 11.

Der Star dieses Katalogs war natürlich das Kit 3-200 mit einem 38er Bass, einem 17er Mitteltöner und einem Horn-Superhochtöner (Seite 8)..... sabber. Diese Kombination wurde im Laufe der Jahre mehrfach leicht geändert und schaffte es als AUDAX Pro 38 auch in das Sonderhelft elrad extra 3 - HiFi Boxen selbstgemacht. Die Trennfrequenzen sind mit 400 Hz und 6 kHz angegeben.

Und genau diese Kombination sollen wir für einen Kunden aktivieren.

Dazu müssen wir natürlich zunächst sicherstellen, dass die Chassis nach 40 Jahren noch in Ordnung sind!

Tief- und Mitteltöner hatten zwischenzeitlich schon neue Schaumstoffsicken bekommen und ihre Membranen waren von der UV-Strahlung auch schon recht ausgeblichen. Die Hochtöner ließen sich von außen nichts anmerken . . .

Zunächst haben wir mal "non-invasiv" den Impedanzverlauf beider Boxen gemessen. Da der Tiefpassfilter des Tieftöners im Tieftongehäuse (kurz: Sub) und die "restliche" Weiche im 2. Gehäuse (kurz: Sat) sitzt ergaben sich insgesamt 4 Impedanzkurven:


-> Bassreflexabstimmung auf 38 Hz
-> die Impedanzverläufe kreuzen sich bei ca. 550 Hz
-> oberhalb von 3 kHz sehr unterschiedlicher Impedanzverlauf der Satelliten mit Minimum von 1.5 Ohm bei 6.5 kHz

Das sah schon mal nicht gut aus. Ein kurzer Check (Hochtöner mit Hand abdecken) mit rosa Rauschen offenbarte, dass aus dem rechten Superhochtöner nix rauskam :-(

Ein kurzer Check des rechten Subs zeigte keine Auffälligkeiten:


-> um 700 Hz ist die Differenz zwischen Tieftöner und Bassreflexöffnung < 10 dB

Dann wollen wir doch mal die Satelliten checken:

Audax Pro 38


-> wie erwartet kommt aus dem rechten Satelliten kein Super-Hochton raus :-(
-> auch der linke Satellit schwächelt oben rum (> 6 kHz ca. 5 dB leiser als um 1.5 kHz)
-> leicht unterschiedliches Verhalten um 3 kHz

Zur Überprüfung wurde beim linken Satelliten mal der Hochtöner abgeklebt:


-> beide Mitteltöner verhalten sich > 2.5 kHz deutlich unterschiedlich

Im Gehäuse des Satelliten befand sich kein Fitzelchen von Absorptionsmaterial ?!?!? - dadurch ergeben sich ggf. die Impedanzschwankungen zwischen 800 und 1600 Hz und bei 400 Hz, die mit Schalldrucküberhöhung - bzw. -einbrüchen korrelieren:

Und so sieht der Vergleich ohne/mit Absorption in 10cm Abstand vom linken Mitteltöner aus:


-> mit Absorption (rote Kurve) deutlich ruhigerer Verlauf unter 1.8 kHz

Die segensreiche Wirkung der Absorption ist auch im periodenskalierten Zerfallspektrum erkennbar (links ohne, rechts mit Absorptionsmaterial):

Zwischenfazit nach Kurzchecks:

  • ein Hochtöner ist defekt, der andere scheint zu schwächeln (Chassis oder Weiche)
  • die beiden Mitteltöner verhalten sich > 2.5 kHz deutlich unterschiedlich
  • die Absorption im Satellitengehäuse muss verbessert werden

Messungen Hochtöner im Podest:

Audax Pro 38

An dieser Stelle haben wir ausführliche Messungen an den Chassis in unserem Messpodest gemacht (s. So messen wir Lautsprecherchassis). Zunächst war der noch intakte Hochtöner dran - schwächelt er wirklich?

Hier zunächst die Herstellerdaten:


Quelle TLHP

Und das haben wir im Messpodest ohne Weiche gemessen (oben/links Schalldruck, unten/rechts Impedanz):


-> es fehlen gut 12 dB Schalldruck zwischen 6 und 11 kHz
-> unter 5 kHz und über 12 kHz ist der Pegel noch niedrigerer
-> das Impedanzmaximum liegt bei 5.5 statt 7 kHz

Die Klirrfaktormessung bei 95 dB mittlerem Schalldruckpegel ließ dann keine Zweifel mehr offen, dass das Chassis defekt ist:

Und so hörte sich der Sinussweep an:

So sieht der Linearitätscheck bei diesem kratzenden Hochtöner aus:


-> der Frequenzgang ändert sich deutlich mit dem Anregungspegel

Messungen Mitteltöner im Podest:

 Audax Pro 38

Audax Pro 38
Die Erneuerung der Sicken ist auch nicht gerade eine Meisterwerk

Audax Pro 38

Audax Pro 38

Hier zunächst die Herstellerdaten:


Quelle https://audax.fr/archives/

Und das haben wir im Messpodest ohne Weiche gemessen (oben/links Schalldruck, unten/rechts Impedanz):


-> der Schalldruckpegel passt weitgehend, aber > 2.5 kHz mehrere Resonanzen (beide Chassis unterschiedlich); Hinweis: die Herstellerdaten sind stärker geglättet (1/2 Oktave statt 1/6 Oktave)
-> das Impedanzmaximum liegt bei 205 statt bei 115 Hz und ist nur 19 Ohm statt 32 Ohm hoch

Bei höheren Pegeln kollabiert die Impedanz, ggf. ein Zeichen der nicht ganz perfekten Sickenerneuerung.

Die Klirrfaktormessung wurde bei einem mittleren Pegel von 85, 90, 95, 100, 105 und 110 dB durchgeführt:


-> der Klirrfaktor steigt < 500 Hz stark an, ist darüber aber auf gleichbleibend niedrigem Niveau

Auch der Linearitätscheck sieht gut aus:


-> nur vereinzelt Dynamikkompression > 0.5 dB

Messungen Tieftöner im Podest:

Audax Pro 38

Audax Pro 38
Auch hier ist der zahn der Zeit nicht zu übersehen.

Audax Pro 38

Audax Pro 38

Hier zunächst die Herstellerdaten:


Quelle TLHP

Und das haben wir im Messpodest ohne Weiche gemessen (oben/links Schalldruck, unten/rechts Impedanz):


-> der Schalldruckpegel ist etwa 3 dB zu niedrig, der Verlauf aber weitgehend linear im Einsatzbereich (> 600 Hz beide Chassis unterschiedlich); Hinweis: die Herstellerdaten sind stärker geglättet (1/2 Oktave statt 1/6 Oktave)
-> das Impedanzmaximum liegt bei 35 statt bei 25 Hz und ist deutlich höher (Herstellerdaten auch bei Impedanz geglättet?)

Die Klirrfaktormessung wurde bei einem mittleren Pegel von 85, 90, 95, 100, 105 und 110 dB durchgeführt:


-> der Klirrfaktor steigt < 50 Hz stark an (es fehlt die Bassreflex-Unterstützung)
-> um 500 Hz gibt es eine K3-Spitze

Auch der Linearitätscheck sieht gut aus:


-> > 45 Hz nur vereinzelt Dynamikkompression > 0.5 dB

Beide Bässe verhalten sich leicht unterschiedlich - hier ist ggf. die Sickenerneuerung nicht ganz perfekt gemacht worden.

Und wie geht es jetzt weiter?

Nach intensiver Internet-Recherche und Nachfrage bei Proraum (langjähriger Deutschland-Vertrieb von AUDAX, auch erkennbar an der URL http://audaxspeaker.de/) und TLHP (mit dem weltweit größten AUDAX-Angebot) war klar: es gibt keinen neuen oder gebrauchten Hochtöner PR130I1 und auch keine Ersatzschwingspule.

Jetzt könnte man den PR130I1 natürlich durch einen ähnlichen Superhochtöner ersetzen - oder einen Hochtöner verwenden, der schon z.B. eine Oktave tiefer einsetzbar ist. Denn heute würde man den 17 cm durchmessenden Mitteltöner PR170M0 unter HiFi-Gesichtspunkten nicht mehr bis 6 kHz einsetzen, da er dort schon stark bündelt. Auch das vertikale Rundstrahlverhalten würde von einer tieferen Übergangsfrequenz profitieren. Unsere Empfehlung für einen tief ankoppelbaren, lauten Kalottenhochtöner wäre der CIARE PT383. Im Datenblatt des Herstellers sieht der Frequenzgang zwar gruselig aus, aber Troels Gravesen hat ihn sehr gut gemessen (s. Vergleich von großen Kalottenhochtönern) und auch in der Hobby-HiFi 3/2010 hieß es: "Große Klasse, dieser Hochtöner". Alternativ könnte man einen 1" Kompressionstreiber mit Horn einsetzen (s.u.).

Der Besitzer der Pro38 hat die Mittel-/Hochtonteile nicht auf der Bassbox stehen, sondern sie ca. 60 cm höher an der Wand befestigt - und das soll auch nach der Aktivierung so bleiben. Dazu wäre eine möglichst tiefe Trennfrequenz hilfreich - was mit dem AUDAX PR170M0 nur bedingt gut funktioniert, da der Klirrfaktor unter 500 Hz stark ansteigt. Die Simulation der Weiche mit den Messdaten der Chassis verrät, dass die aktuelle akustische Trennfrequenz bei ca. 600 Hz liegt:


Hinweis: unsere Abonnenten können sich hier das Boxsim-Projekt runterladen

Daher entstand die Idee, den PR170M0 durch einen HM210Z10 (HSB-Datenblatt) zu ersetzen und den PR130I1 durch die Kombination aus CELESTION CDX1-1747 mit dem Horn FAITAL PRO STH-100: damit hätte man quasi den Mittel-/Hochtonpart aus Piwo's Party-Box (Thread im HSB-Forum):

 

Für die Aktivierung haben wir HYPEX FusionAmp FA503 empfohlen - der Kunde hört halt gerne SEHR laut. So einen "Elektronik-Turm" wie im obigen Foto mit "Kabelgewirr" wollte der Kunde definitiv nicht haben, die beiden HYPEX-Module sollen in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht werden mit einem Stromkabel, Cinch-Eingang und je 2 SPEAKON-Lautsprecherkabeln zun den Subs bzw. Sats.

Soweit das vom Kunden abgesegnete Konzept, jetzt geht es an die Umsetzung - stay tuned!

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