Interessanter 4"-Breitbänder von LyecO

 

LyecO nennt sich selbst "renommiertester und professionellster Lautsprecher-Hersteller aus Taiwan". Immerhin machen die das schon seit 1976, da sollte sich einige Erfahrung angesammelt haben.

Uns flog ein Chassis mit der Bezeichnung DynaVox LF401F zu - und da dachten wir natürlich zuerst, das käme von der Firma DYNAVOX - die eigentlich nur eine Vertriebsmarke der Firma Sintron Distribution GmbH ist. Aber dort war es unter der Rubrik Produkte/Lautsprecher nicht zu finden. Dafür wurden wir dann auf der LyecO-Seite unter der Rubrik Produkte/DYNAVOX fündig . . .

Das Besondere am LY401F ist, dass er trotz nur 10cm Durchmesser einen kleinen Schwirrkonus besitzt UND einen Phaseplug, der nicht etwa feststehend ist, sondern auch noch mitschwingt - da muss man erst mal draufkommen!

Unser ausführliches Datenblatt klärt, wie breitbandig der LY401F spielt und wie man ihn optimal einsetzt . . .

 

Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: LyecO Typ: LY401F, 4 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis



Der äußere Eindruck:

Von vorne sieht der LY401F irgendwie "uneinheitlich" aus: die beige Papiermembran und die schwarze Textilsicke erinnern an "klassische" FOSTEX-Breitbänder, aber der schwarze (sehr dünne) Schwirrkonusstummel und der schwarz glänzende Phaseplug sehen deutlich moderner aus. Der runde Druckgußkorb mit 4 "Ohren" sieht wertig aus, der schwarz glänzende Phaseplug eher billig.

LyecO-LY401F

Dieser Phaseplug ist nicht etwa massiv und mit dem Polkern verschraubt, sondern aus dünnem Kunststoff und schwingt mit!
Von hinten sieht der LY401F weitgehend normal aus: ein 85 mm durchmessender und 15 mm hoher Ferritmagnet verspricht eine ordentliche Motorisierung der immerhin 25 mm durchmessenden Schwingspule. Der Schwingspulenüberhang beträgt laut Hersteller 1.55 mm (Polpatte 4 mm, Wickelhöhe 7.1 mm).
Die Zentrierspinne ist zwar nicht hinterlüftet, aber sie hat immerhin 4 Löcher zum Druckausgleich. Es gibt keine Polkernbohrung.

LyecO-LY401F


Die TSP:

Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
91 mm
73 mm
0 mm
-> 52.8 cm²
TSP aus Impedanzmessung
(Mittelwert und Streuung von
2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquivalentes Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) aus TSPs
82.02 Hz (+/-0.9%)
4.44 Ohm (+/-0.8%)
3.527 (+/-0.3%)
0.389 (+/-1.1%)
0.351 (+/-1.0%)
4.82 gr (+/-7.6%)
3.10 dm³ (+/-5.7%)
5.32 N/A (+/-3.5%)
90.89 dB (+/-0.28)

 

Im Impedanzverlauf deuten sich Störstellen bei 600 Hz (stark bedämpft) und 18 kHz an, die sich entsprechend als Störung im Frequenzgang wiederfinden.

Die Resonanzfrequenz ist sehr stark vom Anregungspegel abhängig, sie ändert sich bei Erhöhung der Anregung von -18 auf +6 dB im Mittel um 17.7%. Außerdem ändert sich auch die mechanische Güte stark von 4.03 bei -18 dB bis 2.31 bei +6 dB (-42.7%). Bei der höchsten Pegelstufe ist der Impedanzverlauf leicht verzappelt, das ist für ein so kleines 4 Ohm-Chassis aber ein durchaus respektables Ergebnis.

Die ermittelten TSPs stimmen nicht gut mit den Herstellerangaben überein. Die Unterschiede der "federabhängigen" TSPs (Cms->Fs->Vas->Qms/Qes/Qts) lassen sich durch eine 50% weichere Aufhängung weitgehend erklären. Zwei "wesentliche" TSPs (Rdc, BL) wurden recht gut getroffen, die Membranmasse wird von uns aber 15% niedriger bestimmt, dadurch steigt natürlich der Wirkungsgrad:

TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau LyecO Abweichung
(original)
HiFi-Selbstbau
(50% weicher)
Abweichung
(50% weicher)
Resonanzfrequenz Fs
Gesamtgüte Qts
Äquiv. Luftvolumen Vas
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
Gleichstromwiderstand Rdc
Effektive bewegte Masse Mms
Kraftfaktor BL
[Hz]
[-]
[dm³]
[dB/2.83V/m]
[Ohm]
[gr]
[N/A]
82.02
0.351
3.1
90.89
4.44
4.82
5.32
53.5
0.26
6.48
88
4.3
5.66
5.33
53.3%
35%
-52.2%
2.89
3.3%
-14.8%
-0.2%
58
0.248
6.2
 
 
 
&nbsp
8.4%
-4.5%
-4.3%
 
 
 
&nbsp

 

Beide Chassis zeigen einen Unterschied der bewegten Masse von 7.6% - das ist nicht wirklich gut. Daher variiert der aus den TSPs berechnete Wirkungsgrad um 0.6 dB.

Die Chassis wurde vorher 24 Stunden eingerauscht. Die Streuung der TSPs ist noch gering.

Und was sagt LASIP zu den gemittelten TSPs?

In einem geschlossenen Gehäuse von 1 Liter geht es bis ca. 166 Hz runter (Qtc = 0.71, rote Kurve) - das wäre für ein Subwoofer-/Satelliten-System schon etwas hoch. In einem 1.7 Liter großen Bassreflexgehäuse mit 93 Hz Abstimmfrequenz (Rohr 2cm Durchmesser, 4.9 cm lang) geht es immerhin bis 100 Hz runter (grüne Kurve). Mit den (deutlich unterschiedlichen) Herstellerdaten ist der Frequenzgang in demselben Bassreflexgehäuse weitgehend identisch (blaue Kurve).

In einem 0.4 Liter großen geschlossenen Gehäuse ergäbe sich eine Gesamtgüte von 1, zusammen mit einem Vorkondensator von 330 uF ginge es dann bis 158 Hz runter.

Laut TSPcheck kann das Chassis bei 180 Hz seine thermische Belastbarkeit von 15 Watt noch linear in Schalldruck umsetzen . . .


Der Frequenzgang:

. . . verläuft von 160 Hz bis 3 kHz auf Achse weitgehend linear mit leicht steigender Tendenz (Mittelwert bei 500 Hz 90.02 dB, Steigung 1.19 dB/Oktave, Standardabweichung +/- 0.61 dB). Um 700 Hz gibt es eine kleine Überhöhung (die korrespondiert mit der Impedanzstörung bei 600 Hz). Zwischen 1400 und 3500 Hz gibt es einen ca. 3 dB hohen "Tafelberg", von 3.8 bis 6 kHz ein ca. 2.5 dB tiefes "Tafeltal". Ab da gibt es 3 nennenswerte Resonanzen bei 7, 10 und 18 kHz (die Impedanz lässt grüßen).
Unter 15° verhält sich der LY401F bis 9 kHz ähnlich (nur ca. 3 dB leiser bei 9 kHz), aber ab 30° geht es schon ab 4 kHz deutlich bergab.
Die Bündelung setzt ab ca. 2.2 kHz ein, nimmt aber erst oberhalb von 3.8 kHz so richtig Fahrt auf (60°, -5 dB). Wenn man das Pseudorauschen unter Winkeln abspielt hört sich der Hochtonabfall unter Winkel gleichmäßig kontinuierlich steigend an, der grundlegende Klangcharakter ändert sich nicht.

Der winkelgewichtete Schalldruck ist bis 2.7 kHz weitgehend konstant, fällt bis 5.4 dB weitgehend linear um 14 dB ab und dann bis 20 kHz nur noch um weitere 4 dB - wenn man sich die Resonanzen um 7, 10 und 18 kHz "wegdenkt". Diese sind ähnlich ausgeprägt wie auf Achse, daher steigt der Bündelungsgrad oberhalb von 2.5 auch kHz weitgehend gleichmäßig an.

Die Streuung der beiden Chassis auf Achse ist bis 20 kHz sensationell gut, unter Winkel gibt es leichte Unterschiede.

Pseudorauschen > 200 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)


Sprungantwort/Pegellinearität

Die Sprungantwort sieht fast Lehrbuchmäßig aus - wären da nicht die 3 "Zappler" kurz nach dem Peak, die auf das Konto der Membranresonanz bei 18 kHz gehen (1/0.063 ms = 16 kHz).
In beiden Zerfallspektren sind - neben den Membranresonanzen bei 7, 10 und 18 kHz - zwei etwas länger ausschwingende Bereiche um 1.5 kHz und 2.5 kHz erkennbar.

Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm. 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm. 0°)


Die Pegellinearität:

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 74 bis 94 dB in 1 m Abstand (das entspricht einer Eingangsleistung von 0.044 bis 4.4 Watt) gibt es bei Anregung von 20 bis 20000 Hz bis 93 dB (+19 dB) nur ganz sporadisch Linearitätsfehler > 0.5 dB (insbesondere > 10 kHz).
Erhöht man die Anregung um 6 dB und entlastet das Chassis unterhalb von 80 Hz (Hochpassfilter 12 dB/Oktave), dann gehen die Nichtlinearitäten trotz 4-facher Eingangsleistung sogar zurück - der LY410F mag bei höheren Pegeln also eine Entlastung und Unterstützung durch Subwoofer.
Die Impedanzstörung um 600 Hz ist im Dynamiktest deutlich als "gegenläufige Dynamikentwicklung" um 600 Hz erkennbar - alle anderen Frequenzen werden bei höherer Anregung tendenziell leiser, um 600 Hz wird es jedoch lauter . . .


Der Klirrfaktor:

Die Klirrkomponente K2 zeigt oberhalb von 200 Hz einen weitgehend konstanten Verlauf und erhöht sich moderat mit dem Anregungspegel. Der unharmonische K3 ist um 1 kHz am geringsten und steigt zu tiefen/hohen Frequenzen deutlich/leicht an. Die Pegelabhängigkeit ist bis 95 dB gering. Höhere Klirrkomponenten sind oberhalb 350 Hz deutlich geringer.
Bei 95 und 100 dB gibt es oberhalb von 10 kHz Subharmonische, da kollabiert wohl der Bereich des Schwirrkonus (s. Modifikationen).

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 dB liegt K2 oberhalb von 100 Hz im Mittel bei (in Anbetracht der Membrangröße) noch geringen 0.278 / 0.496 / 0.895 / 1.626 / 3.174 %. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von noch geringen 0.313 / 0.430 / 0.636 / 1.019 / 1.795 % (getrieben vor allem durch den ansteigenden K3 < 300 Hz).

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre K2 oberhalb 42 Hz im untersuchten Pegelbereich bis 95 dB unhörbar. Unterhalb von 80 Hz liegt der unharmonische K3 bei 95 dB oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle, außerdem im mittleren Frequenzbereich von 596 bis 1334 Hz. Ähnliches gilt für K5 unterhalb von 80 Hz und zwischen 224 und 708 Hz. Bis 90 dB tritt K7 nur ganz sporadisch auf, bei 95 dB fast kontinuierlich bis 531 Hz.
Bei dieser Disziplin verhalten sich beide Chassis sehr ähnlich.

Klirrfaktor bei 80 bis 100dB/1m (Halbraum, 20 cm)


Modifikationen:

Um die Wirkung des mitschwingenden Phaseplugs zu messen haben wir probehalber 2 gr Knete auf die Spitze des Phaseplugs geklebt:

-> der Phaseplug ist für die Resonanz bei 18 kHz verantwortlich


HiFi-Selbstbau-Fazit:

Der LYECO DYNAVOX LY401F ist mit einem Wirkungsgrad von 90.1 dB (Mittelwert 160 Hz bis 12.5 kHz) ein relativ lauter (fast 6 Ohm) 10 cm Breitbänder. Der Frequenzgang in unserem Messpodest ist nicht sehr linear (Streuung +/- 1.8 dB), dazu kommt dann noch der Einfluss einer kleinen Schallwand (Bafflestep) - da wäre eine Entzerrung mit DSP ideal. Klirrfaktor und Dynamikverhalten sind bis 100 dB gut - der Kleine kann ganz gut was wegstecken . . .

Ideal erscheint uns die Kombination mit einem Subwoofer zu sein - wenn denn der LY401F auch mit einem 12 dB/Oktave Hochpassfilter entlastet wird. Dann sind auch Pegel bis 100 dB in 1m Abstand kein Problem . . .

Mit einem Preis von ca. 35 €/Stück ist der LY401F noch preiswert, da kann man auch noch 2 kleine 5" Subwoofer (z.B. OMNES AUDIO SW 5.01) und einen preiswerten 4-Kanal-DSP-Verstärker wie den t.racks DSP 4x4 Mini Amp spendieren für ein High-End-Schreibtischsystem. Für die Gehäuse haben wir auch schon eine Idee . . .

Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 93 kB)

Kommentare

plasma
2 jahre vor
nun ja, den kleinen Zappelphillip zu zähmen kostet sicher einiges an Wirkungsgrad, aber für den Preis interessant. Ihn aber bei 3 khz aus dem Rennen zu nehmen , kann es ja auch nicht sein. Da gibt es potentere Chassis in der Preisklasse.
vr-crack
2 jahre vor
Sieht für mich nach einem sehr guten Mitteltöner aus und kommt mir irgendwie gelegen. Bis 3 kHz ist der Frequenzgang schön linear und der Klirr niedrig. Für einen 4" Breitbänder auch relativ laut, wobei viel Wirkungsgrad später für die Entzerrung drauf geht. Die 18 kHz Resonanz ist geschenkt, da muss man nichts machen, zumal die auch relativ schnell abklingt.

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