TSP aus Messung mit Zusatzmasse (Mittelwert und Streuung von 2 Chassis, Anregung -12 dB):
| Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) |
475.11 Hz (+/-3.0%) 6.32 Ohm (+/-0.0%) 1.165 (+/-10.3%) 1.638 (+/-1.4%) 0.680 (+/-6.7%) 88.01 dB (+/-0.11)
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Unsere Meinung:
- Der äußere Eindruck:
Der 50mm Kalottenmitteltöner MOREL MDM55 ist extrem kompakt gebaut: die Frontplatte misst gerade mal 87 x 87 mm! Dabei war sogar noch Platz für eine kurze Schallführung, die die ansonsten stark vorstehende Kalotte fast vollständig mechanisch schützt. Auf die "Nase" (= Frontplatte) sollte man die MDM-55 allerdings nicht legen, dafür fehlen knapp 2 mm Schallführungstiefe . . .
Die Kalotte selbst ist offenbar aus Stoff, der aber stark beschichtet wurde. Zum "Glück" ist die Beschichtung nicht klebrig ausgeführt, denn sonst würden die Kalotten nach kurzer Zeit sehr unansehnlich.
Wenn man die MDM-55 in die Hand nimmt denkt man zunächst man hätte eine Mogelpackung gekauft: dank kompaktem Neodym-Antrieb ist das Gesamtgewicht nur 270 gr, während "konventionelle" 50 mm Kalotten mit in der Regel ca. 100mm durchmessendem Ferritmagnet gut und gerne mehr als 1 kg auf die Waage bringen.
Dank angekoppeltem Volumen liegt die Resonanzfrequenz bei niedrigen 475 Hz, das lässt auf eine niedrige Einsatzfrequenz hoffen.
- Die TSP:
Die gemessenen TSPs sind kaum pegelabhängig, wie das oberste Diagramm zeigt. Die Resonanzfrequenz liegt mit 475 Hz deutlich höher als die Herstellerangabe von 380 Hz (+/- 10%). Auch der Wirkungsgrad von 89.5 dB/2.83V/m wird um 1.5 dB "verfehlt", und selbst die Membranfläche ist mit 28 cm² etwas optimistisch angegeben: bei einem Kalottendurchmesser (= Schwingspulendurchmesser) von 54 mm müsste dann der Außendurchmesser 65.4 mm betragen, die Sicke also 5.7 mm breit sein. Der lineare Hub wird mit +/- 1 mm angegeben.
Eine Resonanzfrequenz von 475 Hz verbunden mit einer Gesamtgüte von 0.68 (0.707 wären für einen nach unten ausgedehnten Frequenzgang ideal) versprechen einen linearen Frequenzgang mit erst 3 dB Abfall bei 500 Hz. Dies wird durch die Messungen in unserem Podest bestätigt.
Eines der beiden Chassis hat offenbar ein kleines "Leck", so dass sich statt nur eines Impedanzbuckels (typisch für ein geschlossenes Gehäuse) ein bassreflex-ähnlicher Doppelhöcker andeutet. Dies führt dazu, dass die Streuung der mechanischen Güte recht hoch ist (+/- 10%). Da Qms < Qes bestimmt die mechanische Güte auch die Gesamtgüte, die demzufolge mit +/- 6.7 % streut. Diesen Unterschied kann man auch im Vergleich der Frequenzgänge am unteren Ende sehen. Der Unterschied ist allerdings verschmerzbar, da die MDM-55 ohnehin erst ab ca. 900 Hz eingesetzt werden sollte.
Der Impedanzverlauf weicht von 1000 bis 1600 Hz vom Ersatzschaltbild ab, dort verhält sich auch der Frequenzgang nicht ganz ideal. Zu hohen Frequenzen steigt die Impedanz stark an, kompensierende Maßnahmen kommen offenbar nicht zum Einsatz.
- Der Frequenzgang:
. . verläuft von 600 bis 5600 Hz fast wie mit dem Lineal gezogen (+/- 1.1 dB). Knapp oberhalb von 1 kHz gibt es eine sanfte, ca. 1.5 dB hohe Stufe, um 4 kHz einen kleinen "Durchhänger" und bei 6.5 kHz gibt es den Hauch einer Membranresonanz. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Auch beim Rundstrahlverhalten gibt sich die MDM-55 keine Blöße: bis 3 kHz ist es fast perfekt und steigt dann recht gleichmäßig an. Das spiegeln auch der winkelgewichtete Schalldruck und der Bündelungsgrad wider.
Beide Chassis weichen auf Achse zwischen 630 und 5k Hz um weniger als +/- 0.3 dB ab - so sollte es sein! Das zeugt von einer guten Fertigungskonstanz.
Als "Fingerübung" haben wir mal eine Weiche (Bandpass, -3 dB bei 900 und 3500 Hz) für den MDM-55 entworfen:
Hinweis: unsere Abonnenten können sich das Boxsim-Modell und das Layout
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- Der Klirrfaktor:
Der "harmonische" Klirrfaktor K2 verläuft im potentiellen Einsatzbereich von 800 bis 5k Hz weitgehend linear und ist stark vom Anregungspegel abhängig. Demgegenüber zeigt sich der "unharmonische" K3 nur eine geringe Pegelabhängigkeit, K5 ist sogar weitgehen unbeeindruckt vom Anregungspegel.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 85 / 90 / 95 / 100 dB liegt K2 im Frequenzbereich von 800 bis 5000 Hz im Mittel bei 0.33 / 0.60 / 1.12 / 2.10%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von 0.26 / 0.35 / 0.45 / 0.55%.
K3 hat ein Minimum um 1 kHz und ein Maximum bei 2.1 kHz. Das sieht zwar auf den ersten Blick unschön aus, gemäß unseren Erkenntnissen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel) liegt die maximale Empfindlichkeit für K3 aber bei knapp über 1 kHz. Daher ist K2 bis zu Pegeln von 100 dB unhörbar, K3 wäre bei Pegeln unter 90 dB gerade hörbar, darüber nicht mehr. Die Hörschwellen gelten auch nur für reine Sinustöne, bei komplexer Musik dürfte das noch schwieriger herauszuhören sein.
- Die Pegellinearität:
Das Bild sieht auf den ersten Blick nicht so toll aus, wenn man sich aber auf den Einsatzbereich 800 - 5000 Hz konzentriert sind nur leichte Abweichungen von +/- 0.5 dB zum erwarteten Verlauf erkennbar. Diese "Nichtlinearitätchen" setzen bei +11 dB relativ zu 2 V ein, das entspricht 7.1 V. Bei einem Wirkungsgrad von 88 dB/2.83V/m sind das 96 dB. Bis 105 dB bleiben die Abweichungen zum erwarteten Verlauf < 0.75 dB - ein guter Wert.
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Die MOREL MDM-55 ist eine extrem kompakte 54 mm durchmessende Mitteltonkalotte, die von 800 bis 4000 Hz fast alles richtig macht. Vergleicht man sie mit den 50 mm Kalotten aus unserem Vergleichstest, so liegt sie in Punkto Frequenzganglinearität mit den anderen zusammen auf hohem Niveau und beim Klirrfaktor im Mittelfeld. Die Resonanzfrequenz ist die zweithöchste und der Wirkungsgrad der geringste. Dafür ist sie extrem kompakt und gehört mit 69 €/Stück (UVP) zu den preiswerteren 50 mm Kalotten auf dem Markt.
Besonders interessant erscheint z.B. die Kombination mit einer ebenso kompakten Hochtonkalotte (z.B. MOREL MDT-40 oder MONACOR DT-28N) und einem 17er Tieftöner in einer querliegenden 3-Wege-Regalbox oder als höchstwertiger 3-Wege-Center-Lautsprecher mit 2x 13er Tieftönern - eben dort, wo neben seinen akustischen Qualitäten auch seine kompakte Bauform gefragt ist.
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