Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Lieferant: A&D-AUDIOTyp: AD10256, 8 OhmDatenblatt des Herstellers

Foto des Chassis


 

 

Membranfläche:Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
230 mm
194 mm
0 mm
353.0 cm²
TSP aus Messung
mit Zusatzmasse
(Mittelwert und Streuung
von 2 Chassis):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquiv. Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
56.43 Hz (+/-0.6%)
5.28 Ohm (+/-0.7%)
20.26 (+/-3.7%)
0.504 (+/-7.4%)
0.491 (+/-7.2%)
42.40 gr (+/-1.7%)
33.15 dm³ (+/-3.0%)
12.57 N/A (+/-5.2%)
94.45 dB (+/-0.25)

Pseudorauschen > 200 Hz (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)

 


Sprungantwort (Chassis 1, 20cm, 0°)

Wie oben, aber über 250 Hz Tiefpassfilter (Butterworth) bei 250 Hz

 


Zerfallspektrum (Chassis 1, 20cm, 0°)

Wie oben, aber über 250 Hz Tiefpassfilter (Butterworth) bei 250 Hz

 


Klirrfaktor bei 85 bis 95dB/1m (Halbraum)

 


 


Kompletter Datensatz beider Chassis (Impedanz und SPL im OCT-Format, Klirrfaktor als TXT-Datei, ZIP, 49 kB)
Hinweis: Beide Chassis sind neu!

Unsere Meinung:
  • Der äußere Eindruck:
    Von außen betrachtet ist der AD10256 ein Hammer! Von hinten springt erst mal der fette, 154 mm durchmessende Magnet ins Auge, dessen 30 mm durchmessende Polkernbohrung mit einem Lochblech abgedichtet ist und so verhindert, dass sich z.B. Fasern des Absorptionsmaterials bis in den Antrieb (Schwingspulendurchmesser 63 mm) verirren. Der nächste Hingucker von hinten ist der Alu-Druckgusskorb mit aufwändiger Hinterlüftung der Schwingspule.

    Von vorne macht der AD10256 auf Understatement: der Alu-Druckgusskorb gibt sich nur durch einen schmalen, vorstehenden und geschliffenen Rand zu erkennen. Der Raum zwischen Korbrand und Sicke ist durch einen Dichtungsring ausgefüllt, so dass die insgesamt 8 (in Worten: acht) Befestigungsöffnungen kaum zu erkennen sind. Bei der Membran handelt es sich um ein klassisches Exemplar aus dickem Papier. Sie wird von einer mächtigen Staubschutzkalotte aus ebenfalls dickem Papier abgedeckt. Die S-förmige Textilsicke ist beschichtet. Alles in allem sieht der AD10256 sehr "klassisch" aus.

     

  • Die TSP:
    Ein Wirkungsgrad von 94.5 dB/2.83V/m, eine Resonanzfrequenz von 56.5 Hz und eine Gesamtgüte von 0.49 "outen" den AD10256 als PA-Chassis, bei dem es nicht so sehr auf extremen Tiefgang sondern mehr auf Wirkungsgrad ankommt. Na ja, beim auf 2.83 Volt bezogenen Wirkungsgrad "mogelt" der AD10256 mit seinem geringen Gleichstromwiderstand von 5.28 Ohm etwas: an 2.3 V (= 1 Watt an 5.28 Ohm) wären es "nur" 92.7 dB.
    Beim Impedanzverlauf zeigen sich kleine Spitzen bei 580, 1200 und 2500 Hz, ein Indiz für mögliche Überhöhungen oder Einbrüche im Frequenzgang. Die zeigen sich dann auch prompt im Frequenzgang.
    Lasip sagt in einem 65 l großen, auf 46 Hz abgestimmten Bassreflex-Gehäuse eine untere Grenzfrequenz von 42 Hz voraus - gar nicht schlecht! Bei bassbetonter Aufstellung kann auch ein 40 l großes, auf 40 Hz abgestimmtes Gehäuse verwendet werden, da ja der Raum die "fehlenden dBs" auffüllt. In einem 20 l großen geschlossenen Gehäuse geht der AD10256 nur bis 86 Hz runter:

    Bei der Auslenkung ist zu beachten, dass diese mit konstanter Anregungsspannung berechnet wurden, wobei sich unter diesen Bedingungen ja der obige, nicht identische Schalldruckpegelverlauf ergibt. Würde man die Auslenkung bei linear entzerrtem Frequenzgang auftragen sähe die Auslenkung des geschlossenen Gehäuses deutlich ungünstiger aus. Aber selbst bei konstanter Spannungsanregung liegen beide Bassreflexsysteme bis 40 Hz (65 l) bzw. 35 Hz unter der Auslenkung des geschlossenen 20 l Gehäuses.
    Lediglich im Bereich von 60 bis 90 Hz zeigen beide Bassreflexsysteme höhere Auslenkungen als die geschlossene Box. In diesem Bereich liegt häufig der sog. Pop- oder Disco-Bass, d.h. dieser Bereich wird häufig kontinuierlich angeregt. Welches der 3 Konzepte tatsächlich den höchsten Schalldruckpegel verzerrungsarm erzeugt hängt somit vom konkreten Anregungssignal (=Musikstück) ab. Leider kann die Auslenkung eines Bassreflexsystems bei Musiksignalen noch nicht genau vorhergesagt werden, aber wir arbeiten daran um dieses Thema noch besser zu verstehen (s. Artikelserie Musik verstehen mit GoldWave (Teil 1).
    Bei den TSP fällt außerdem der extrem hohe Wert für Qms auf, ein Zeichen für geringe mechanische Verluste. Dies dürfte neben dem Einsatz eines Kapton-Schwingspulenträgers auch auf die aufwändigen Belüftungsmaßnahmen zurückzuführen sein.

     

  • Der Frequenzgang:
    Bis 2kHz verläuft der Frequenzgang fast geradlinig - bis auf den dicken Zacken bei 600 Hz, der sich bereits im Impedanzverlauf angedeutet hatte. So richtig böse sieht dieser Zacken erst im Zerfallspektrum aus: dort will eine 600 Hz-Anregung nur widerwillig abklingen (nur etwa 15 dB in 7 ms). Für HiFi-Zwecke sollte der AD10256 daher nur als reiner Tieftöner bis maximal 300 Hz verbunden mit einem steilen Tiefpassfilter von mindestens 18 dB/Oktave verwendet werden, um eine Klangverfärbung durch das lange Ausschwingen bei 600 Hz zu unterbinden (s. 2. Zerfallspektrum).
    So ein Tiefpassfilter sorgt nicht nur für einen Pegelabfall ab einer bestimmten Frequenzen sondern verhindert dadurch auch, dass "schnelle" (= hochfrequente) Impulse an den Tieftöner durchgereich werden. Selbst wenn der Tieftöner perfekt und damit extrem "schnell" wäre würde er dies nach der Filterung gar nicht ausspielen dürfen. Diese Signale teilt die Frequenzweiche dem Mittel- und Hochtöner zu - so viel zum Thema "schneller" Bass.
    Chassis 2 ist etwa 0.5 dB lauter als Chassis 1 und verhält sich auch um 2 kHz deutlich anders. Bei Einsatz als reiner Basslautsprecher dürfte der Einfluss von unterschiedlicher Raumrückwirkung (wegen unsymmetrischer Aufstellung) allerdings größer sein . . .

     

  • Der Klirrfaktor:
    Der "gutmütige" Klirrfaktor K2 verläuft oberhalb von 50 Hz fast linear und steigt mit dem Schalldruckpegel (Mittelwert 50 - 400 Hz bei 85 / 90 / 95 / 100 dB ist 0.65 / 1.16 / 2.10 / 3.88 %). Der "unharmonische" K3 ist bei geringen Pegeln moderat und steigt bei höheren Pegeln kaum an (Mittelwert 50 - 400 Hz bei 85 / 90 / 95 / 100 dB ist 0.19 / 0.23 / 0.28 / 0.51 %), so dass sich ein möglicher "Eigenklang" des Chassis kaum mit der Lautstärke verändert. Oberhalb von 600 kHz steigt K3 auf Werte bis zu 2.5 % an - in weiterer Grund, den AD10256 unter HiFi-Gesichtspunkten nur bis 300 Hz zu betreiben und ihn dort steilflankig zu trennen. Eine mögliche Lösung zeigt das folgende Boxsim-Modell (ZIP-Datei, 7 kB):

    Bis 95 dB bleibt K3 zwischen 50 und 400 Hz auf niedrigem Niveau, erst bei 100 dB steigt K3 unterhalb von 70 Hz auf über 1%. Beide Chassis verhalten sich in Bezug auf den Klirrfaktor fast identisch.

     


HiFi-Selbstbau-Fazit:


Der A&D 10256 sieht sehr klassisch und professionell aus. Vor allem wenn man den unglaublich geringen Preis von nur 43 € (UVP) in Betracht zieht fragt man sich unwillkürlich, wie eine solche Materialschlacht für so einen Preis machbar ist!
Aufgrund einer Membranresonanz bei 600 Hz, die sehr lange nachschwingt, sollte der AD10256 unter HiFi-Gesichtspunkten nur als reiner Tieftöner bis maximal 300 Hz verbunden mit einem steilen Tiefpassfilter von mindestens 18 dB/Oktave verwendet werden. Bis 95 dB bringt ihn nichts aus der Ruhe, erst ab 100 dB mittlerem Schalldruckpegel steigt K3 deutlich an. Damit ist der AD10256 der ideale Bass für eine Partybox mit ernsthaften HiFi-Ambitionen.
Wir bedanken uns bei unserem Abonnenten Wolfgang Kaps, der uns die ungebrauchten Chassis für einen Test zur Verfügung gestellt hat.

 

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