Schneller Bass...... der Mythos vom "schnellen Bass"

Gerade wenn wir unsere TrioMSW vorführen gibt es oft Kommentare wie "diese Schlammschieber-Subwoofer können doch gar nicht mit dem superschnell ein- und ausschwingenden MANGER MSW mithalten". Und da ist er wieder, der Mythos vom "schnellen" bzw. "zu langsamen" Bass.

Darauf antworten wir dann immer: "es gibt keinen schnellen Subwoofer/Bass - weil die Frequenzweiche ihm gar keine schnellen Signale zuteilt" oder "wenn ein Bass schnell wäre, dann wäre er ein Breitbänder". Aber die meisten Anhänger des Mythos beharren auf ihrer Vorstellung, dass eine schwere Bassmembran eben langsam ist.

Das scheint ja auch zunächst intuitiv richtig zu sein: einen kleinen Apfel kann ich viel weiter werfen als eine große Melone - eben weil der kleine Apfel viel leichter ist. Dabei vergisst man, dass man bei dieser Aussage insgeheim eine Annahme gemacht hat - dass nämlich die "Wurfkraft" bei beiden gleichgeblieben ist. Herr Newton hat den Zusammenhang zwischen Kraft und Beschleunigung in die simple Formel Kraft F (in Newton) = Masse m (in Kilogramm) * Beschleunigung a (in m/s²) gepackt, oder kurz:

F [N] = m [kg] * a [m/s²]

Was wäre also, wenn ein viel kräftigerer Werfer die Melone wegschleudert? Dann fliegt sie vielleicht doch so weit wie der kleine Apfel des schwächeren Werfers. Also offenbar kann man das größere Gewicht des Wurfgeschosses doch durch eine größere Wurfkraft kompensieren.

Man kennt das ja auch von Autos. Da kann ein LOTUS Elise Sport mit "nur" 220 PS in 4.6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen - weil er nur gut 900 kg wiegt und so ein Leistungsgewicht von 900 kg/220 PS = 4.1 kg/PS hat. Ein BMW M5 SC wiegt zwar mit 1900 kg mehr als doppelt so viel, macht dies aber durch eine fast 3x so hohe Motorleistung von 635 PS und damit ein Leistungsgewicht von 3.0 kg/PS mehr als wett - und beschleunigt so in nur 3.0 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Natürlich hat ein BMW M5 SC auch stärkere Bremsen als der LOTUS Elise Sport, damit er trotz des höheren Gewichts auch gleich schnell zum Halt kommt . . .

Ein bisschen Signaltheorie gefällig?

Immer noch nicht überzeugt? Na gut, dann gucken wir uns doch mal an, welches Signal der Gesamtlautsprecher bekommt, und was davon die vier "Schlammschieber" auf der Rückseite übernehmen sollen. Das schnellste denkbare Signal ist ein ganz kurzer Impuls, der sogenannte Dirac-Impuls. Mit EXCEL kann man eine entsprechende Textdatei erstellen, die an allen Stellen den Wert 0 hat bis auf eine Stelle, wo sie z.B. den Wert 1 bzw. 100% hat. Importiert man diese Datei in ARTA (File/Import.../ASCII file (.txt)), dann sieht das Frequenzspektrum so aus:


-> nur ein Abtastwert ist ungleich 0 (der 2. Abtastwert nach 0.045 ms beträgt 1 V)
-> alle Frequenzen von 2.7 (=44100/16384) bis 22050 (=44100/2) Hz sind gleichmäßig enthalten

Und welches Signal bekommt nun der Schlammschieber? Wir trennen bei 100 Hz mit einem Linkwitz-Riley-Filter mit einer Flankensteilheit von 24 dB/Oktave. Das Filter wird auf digitaler Ebene berechnet (s. Musik verstehen mit Goldwave: Filtern (Fortgeschrittene)). Das gefilterte Signal sieht dann so aus:


-> die Filterfunktion stimmt (bei 100 Hz ist der Pegel um 6 dB abgefallen, bei 200 Hz um 24 dB und bei 1000 Hz um 80 dB)
-> das Maximum wird nach 4.624 ms erreicht und beträgt nur noch 4.753 mV (also 0.475% des ursprünglichen Impulses)
-> nach 16.35 ms hat sich das Ausschwingen um den Faktor 1000 reduziert

Wenn man die größte Änderung pro Abtastwert berechnet, dann war diese beim Eingangssignal 1000 mV/Abtastwert - beim Ausgangssignal war sie nur noch 0.0403 mV/Abtastwert, also etwa 1/25000 -> der Tieftöner schiebt im Vergleich zum Hochtöner eine ruhige Kugel ;-)

Bei diesem Gedankenexperiment gab es nur ideale Chassis, so schnöde Dinge wie Masse kamen bisher nicht vor. Reale Basschassis haben eine oberer Grenzfrequenz in der Größenordnung von 1 bis 2 kHz. Der in der TrioMSW verwendete PEERLESS XXLS10 hat folgenden Frequenzgang:

Unter Vernachlässigung der Membranresonanz bei 3 kHz fällt das Chassis etwa mit 12 dB/Oktave bei 1000 Hz ab. Wie sieht denn das Antwortsignal aus, wenn man:
- zuerst das ungefähre Filterverhalten des Chassis berechnet
- und dann noch das Filterverhalten des 100 Hz Filters?

Oder anders herum: wie stark unterscheidet sich die Antwort eines idealen Chassis von der eines realen Chassis auf einen Linkwitz-Riley Tiefpass von 100 Hz mit einer Steilheit von 24 dB/Oktave (grün/schwarz = ohne/mit Filter 1 kHz)?


-> die Impulsantwort erreicht dasselbe Maximum (4.753 mV) "erst" nach 4.898 ms, also 0.145 ms später
-> die Filterfunktion ist bis 500 Hz bzw. -56 dB identisch
-> durch die zusätzliche Filterfunktion dreht sich die Phase etwas schneller (+10.5° bei 100 Hz), die Gruppenlaufzeit erhöht sich um 0.226 ms

Der begrenzte Frequenzgang des Tieftöners sorgt tatsächlich für eine geringe Verzögerung der Maximalamplitude der Impulsantwort von 0.145 ms, die Phase dreht sich etwas schneller und die Gruppenlaufzeit erhöht sich um 0.226 ms. Aber das ist nicht das, was die "Schneller-Bass-Fraktion" mit langsamem Bass meint.

Bisher haben wir immer angenommen, dass die untere Grenzfrequenz des Tieftöners unter 1 Hz liegt, denn der Frequenzgang ist ja bis 2.7 Hz nicht abgefallen (s.o.). Was passiert eigentlich, wenn man mal 20, 40 oder 80 Hz als untere Grenzfrequenz annimmt? Ein Tieftöner fällt in einem geschlossenen Gehäuse ja mit 12 dB/Oktave ab, das kann ich ja wieder mit einem Hochpassfilter simulieren (als Eingangssignal wird wieder der Dirac-Impuls angenommen):


-> mit steigender unterer Grenzfrequenz sinkt die Gruppenlaufzeit

Und was ist, wenn ich eine Bassreflexbox annehme? Dort fällt der Frequenzgang ja mit 24 dB/Oktave ab, auch das Verhalten kann ich wieder mit einem Filter simulieren (Annahme Butterworth):


-> mit steigender unterer Grenzfrequenz sinkt die Gruppenlaufzeit
-> die Gruppenlaufzeiten sind etwa doppelt so hoch wie bei einer geschlossenen Box mit gleicher unterer Grenzfrequenz

Zwischenfazit:
- je tiefer die untere Grenzfrequenz, desto größer ist die Gruppenlaufzeit

Wenn wir jetzt annehmen, dass die Gruppenlaufzeit ein Indiz für die "Verzögerung" der Maximalamplitude der tiefen Töne ist, dann ist diese Verzögerung umso größer, je tiefer die unterer Grenzfrequenz ist. Diese Erkenntnis ist unabhängig von so schnöden Dingen wie Masse - allein der Frequenzgang diktiert dieses Verhalten!

Nach ideal kommt real . . .

Apropos Frequenzgang - ist der in einem realen Raum nicht total wellig wegen der bösen "Dröhnfrequenzen", die gerne mal eine Überhöhung von 10 dB im Bereich 30 bis 45 Hz verursachen? Diese "Dröhnfrequenzen" brauchen häufig über 1 Sekunde = 1000 ms um 60 dB bzw. auf 1/1000 abzufallen. Dagegen sind die 20 ms Gruppenlaufzeit ja Peanuts!

Und genau das ist das Geheimnis des "schnellen" Basses: ein Lautsprecher mit höherer unterer Grenzfrequenz von z.B. 60 Hz regt diese Dröhnfrequenzen schon einige dB weniger stark an, wodurch das lange Ausschwingen der Dröhnfrequenzen geringer stört, weil es schneller unter die Wahrnehmbarkeitsschwelle absinkt bzw. schneller von anderen Signalen verdeckt wird - und schon scheint der Bass schneller abzuklingen.

Aber das hat überhaupt nichts mit der Membranmasse zu tun - sondern ausschließlich mit der Gemengelage aus Dröhnfrequenzen und unterer Grenzfrequenz. Ein höhere untere Grenzfrequenz des Lautsprechers hilft zwar, die tiefer liegenden Dröhnfrequenzen etwas zu unterdrücken, aber dafür habe ich unter- und oberhalb der Dröhnfrequenzen auch weniger bis gar keinen Bass. Wer nur Eva Cassidy / Fields of Gold hört, der mag damit leben können - aber wer Yello mag (z.B. Waba Duba), bei dem wird ohne Tiefbass keine rechte Freude aufkommen.

Fazit:

Wer keine Dröhnfrequenzen mag aber trotzdem Tiefbass haben will, der muss die Dröhnfrequenzen z.B. mit genau (frequenz- und MENGENmäßig) abgestimmten passiven Maßnahmen oder einem genau abgestimmten Parametrischen EQualizer (kurz: PEQ) unterdrücken - dann kommt der Bass druckvoll und dröhnt trotzdem nicht. Letzteres kann man zwar manuell machen, aber noch besser geht das mit speziellen Einmesssystemen wie z.B. Dirac - diese Raumkorrektur ist schon in zahlreichen Hardwaregeräten integriert, z.B. von miniDSP -> miniDSP SHD

Wie und warum das funktioniert und eben NICHT den Direktschall zu leise macht (wie überall vor- und nachgeplappert wird) werden wir in Kürze in einem eigenen Bericht beschreiben.

Und wer sich vor Ort von der Wirksamkeit von manueller und/oder automatischer Einmessung mit Dirac überzeugen will macht einfach einen Hörtermin bei uns aus ;-)

 

Kommentare

HSB-diyAudio
1 jahr vor
Elektrisch betrachtet Alles richtig. Vielleicht als Ergänzung dazu noch der Hinweis dass elektisch gesehen zur Impulswiedergabe nicht nur der Amplitudengang sondern auch der Phasengang eine Rolle spielt, von daher hört man auch zumindest im direkten A/B Vergleich ob man für die Trennung vom Subwoofer ein sehr steiles Filter oder ein flaches Filter mit der besseren Gruppenlaufzeit einsetzt. Damit ist aber zum Beispiel gar nicht erklärt, warum sich ein guter Kopfhörer im Bass unschlagbar anhört. Das ist der Umstand, dass zwischen Kopfhörer Membran und Ohr die akustische Kopplung fast perfekt ist. Bei einem Bass im Raum ist das nicht so, dafür gibt es maximal aufwendige Gehäuse Konstruktionen wie Basshörner, die die akustische Kopplung der Membran des Bass Chassis an den Raum verbessern sollen.
Webster1919
1 jahr vor
Sorry, ich bin jetzt raus, als wenn das Wavecor-Gehäuse größer als beim Faital bei vernünftiger Abstimmung wäre. Totaler Unsinn, das ist doch gerade der Vorteil der heutigen TTs. Und als BR sind beide simuliert. Und selbstverständlich habe ich die Maxima verglichen. Und sonst alles vergleichbar gehalten.
Aber darum geht es anscheinend gar nicht mehr, eher darum, zu begründen, warum man doch in der Physik etwas umsonst erhalten und sie bescheißen kann. Ich hätte mich besser gar nicht gerührt, aber es ging mir nicht um irgendein Bashing. Wie ich sagte, es ist der Zeitgeist und andere TT und TMT erhält man nun einmal heutzutage nicht. Und es ist ja super, dass man aus sehr viel kleineren Gehäusen 25 oder 30 Hz zaubern kann. Und wenn man dann noch DSP-aktiviert und das allerschlimmste Gedröhne eliminiert, dann ist doch alles prima. Ich wollte eigentlich nur ausdrücken, dass ich - der dieses wunderbare Hobby nun im 57en Jahr betreibt - andere Präferenzen hat. Weil er schon Anderes sehr lange zu Hause gehört hat. Das war's, belibt dem schönen Hobby gewogen. Liebe Grüße
Webster1919
1 jahr vor
jJetzt bin ich doch etwas irritiert, ich dachte immer, die Federsteife bedingt die Dämpfung (autom). Und wenn ich z.B. einen Faital 12PR320-8 nehme (OSMC-Project oder auch Troels Gravesen), den ich selbst verbaut habe und mit dem Wavecor SW310WA04 vergleiche (beide exakt gleiche Sd, beide 8 Ohm), dann sagt mir AJHorn für 90 dB SPL beim Faital x = 0,28 mm und für den Wavecor x = 0,45 mm Membrnahub. Die größere Membranmasse bedingt letztendlich den geringeren Kennschalldruck, der dann doch durch x wieder aufgeholt werden muss. Klar, um im Beispiel oben zu bleiben (Lotus vs BMW), bei den Autos stimmt das, aber beim Tieftöner müsste so ein Peerless dann irgendwo 30 oder 40 N/A besitzen, hat aber 10 N/A, was sich letztendlich bei all den fetten Subwoofer-Treibern im reduzierten Wirkungsgrad niederschlägt. Oder liege ich da falsch? Dann hätte ich einige meiner Projekte vollkommen "daneben" konstruiert. Und Leute wie Troels Gravesen auch. Liebe Grüße
1
Pico
1 jahr vor
Hi,

jedes Chassis will mit seiner Resonanzfrequenz ausschwingen (eine andere Frequenz kennt das Chassis ja ohne Fremderregung nicht), eine hohe MECHANISCHE Dämpfung (also geringes Qms) führt zu einem schnelleren Abklingen.

Gruß Pico
vr-crack
1 jahr vor
zitiere Webster1919:
jJetzt bin ich doch etwas irritiert, ich dachte immer, die Federsteife bedingt die Dämpfung (autom). Und wenn ich z.B. einen Faital 12PR320-8 nehme (OSMC-Project oder auch Troels Gravesen), den ich selbst verbaut habe und mit dem Wavecor SW310WA04 vergleiche (beide exakt gleiche Sd, beide 8 Ohm), dann sagt mir AJHorn für 90 dB SPL beim Faital x = 0,28 mm und für den Wavecor x = 0,45 mm Membrnahub. Die größere Membranmasse bedingt letztendlich den geringeren Kennschalldruck, der dann doch durch x wieder aufgeholt werden muss.


Nein, das ist nicht korrekt. Der geringere Kennschalldruck erfordert mehr zugeführte Leistung, um den gleichen Hub zu erreichen und somit die gleiche akustische Lesitung zu erzeugen. Die akustische Ausgangsleistung ist abhängig vom Verschiebe-Volumen über die Frequenz. Sie unterscheidet sich allerdings je nach Gehäuse und ist für geschlossene Gehäuse anders als für Gehäuse mit Resonatoren wie BR, TML, TQWT. Hier steuert nämlich der Resonator einen Teil der Ausgangsleistung bei. Wenn du BR Boxen simuliert hast, dann wirkt sich der Resonator auf den Membranhub aus. Daher reicht es nicht zu behaupten, man hat das aber simuliert, ohne nähere Angaben zu machen was simuliert wurde und zu welchen Bedingungen. Annahme BR mit idealer abstimmung für beide Chassis: Da wo der Faital in einer Simulation sein Membranhub-Minimum erreicht (Helmholtzresonanz des BR Rohrs), macht er den geringsten Hub, aber der Resonator rotzt hier den größten Pegel raus. Im Vergleich zu einem Wavecor-Gehäuse, das viel größer ist und deutlich tiefer abgestimmt, mag der Chassis-Hub allein beim Faital niedriger sein. Der Wavecor profitiert bei dieser Frequenz (Abstimmfrequenz der Faitalbox) sicher nicht von seinem Resonator und hier muss das Chassis den Pegel vorwiegend allein stemmen, ergo macht es da mehr Hub. Vergleichst du nur den Schalldruck der von der Lautsprechermembran bei Abstimmfrequenz des Faital erzeugt wird, wäre der Wavecor auf alle Fälle lauter, während bei der Faital-Box das BR-Rohr den größten Output hätte. Zu tiefen Frequenzen wird sich die Situation sogar umkehren und unterhalb der Abstimmfrequenz wird der Faital deutlich mehr Hub für den selben Pegel machen müssen, als der Wavecor.
Webster1919
1 jahr vor
Das mag so sein, die Anregung der Raummoden ist entscheidend für die Wahrnehmenung. Klar, eine schwere Membran schwingt nach Anregung länger aus und hat länger Zeit die Raummoden anzuregen. Und eine schwere Membran muss für gleichen SPL größeren Membranhub machen, was auch wieder zu längerer Anregung führt. So verstehe ich es zumindest und erklärt meine Präferenz. Dennoch ist es schade, dass es die alten Hifi-Pappen wie einen Focal 10C01 oder JBL LE15A nicht mehr gibt. Doch halt, stimmt nicht ganz, ein JBL 1501-A1 aus der Everest hat noch solche Parameter und der neue Super-15-Zöller von ScanSpeak, 38WE, auch, leichte Membran, starker Antrieb, großes Vas und geringe Federsteife. Ich will es damit bewenden lassen, wie ich schon sagte, jedem nach seinem Geschmack. Liebe Grüße an HSB
Pico
1 jahr vor
zitiere Webster1919:
Und eine schwere Membran muss für gleichen SPL größeren Membranhub machen

Nein, Schalldruck ist IMMER proportional zur verschobenen Luftmenge, unabhängig von der Membranmasse.
autom
1 jahr vor
zitiere Webster1919:
...Klar, eine schwere Membran schwingt nach Anregung länger aus und hat länger Zeit die Raummoden anzuregen.

Die Abklingvorgang einer mechanischen Schwingung wird nicht durch die Masse oder Federsteifigkeit bestimmt, sondern durch die Dämpfung.
zitiere Webster1919:
Und eine schwere Membran muss für gleichen SPL größeren Membranhub machen, was auch wieder zu längerer Anregung führt...

Nein, eine schwere Membrane erzielt bei gleicher Membranfläche und gleichem Membranhub den gleichen Schalldruck wie eine leichte Membrane. Es muß allerdings mehr Energie in das Schwingsystem eingespeist werden um den gleichen Hub zu erzeugen.
Ich finde es für das Verständnis hilfreich, zu unterscheiden zwischen der physikalischen Größe "Geschwindigkeit" und dem Beschreibungsversuch der akustischen Wahrnehmung z.B. durch "schnellen Bass".
Und, leider kommt dann, wie Theo schon schrieb, auch noch der Raum hinzu, der selbst bei Anregung durch einen theoretisch idealen Lautsprecher mit seinen stehenden Wellen (Raummoden) das Signal quasi kaputt macht.
Ich mag übrigens auch "schnellen", "ansatzlosen", "trockenen", "druckvollen" Bass. :)
Webster1919
1 jahr vor
Nun, es macht wohl nicht viel Sinn, vr-crack zu widersprechen. Ich möchte abschließend nur sagen, dass meine Hörwahrnehmung eine andere ist. Und ich es eher mit den Herren Wheeler und Mahul halte, oder auch die Meinung von Herrn Barske teile. Fragen sie ihn einmal, wie er die Basseigenschaften seiner Box mit dem Focal 10C01 beurteilt. Ich bin mir übrigens sicher, dass die professionellen Hersteller von Tieftönern es auch wissen, nur vekaufen lassen sich die Dinger heute nicht mehr, weil heute eben "Schlammschieber" gefragt sind. Oder weil der Zeitgeist schlanke Boxen verlangt. Ist ja OK, ist eben der Zeitgeist, so wie die Masse mit dem Smartphone fotografiert. Jedem das Seine.
jockel1956
1 jahr vor
Nun, dann will ich mir auch mal den Mund verbrennen.
Habe zur Zeit eine 12" PA Pappe und hatte vorher die EOS Plus mit dem 11" Eton mit der Hex-Membran.
Grenzfrequenz 18 Hz und langhubig.
Bei diesem Bass hatte ich immer das Gefühl, dass er nicht zur Musik gehört. Langsam/träge ist wohl nicht der richtige Begriff aber verdeutlich was ich empfunden habe beim Musik hören.
Ganz anders die PA Pappe, explosionsartige Basswiedergabe und der Bass gehört zur Musik.
Wenn es physikalisch auch keinen langsamen Bass geben mag, hörtechnisch muss ich dem aber widersprechen.
In diesem Sinne
VG Jörg
Insofern muss ich Webster 1919 zustimmen.
Theo
1 jahr vor
Hallo zusammen,

ihr beide merkt aber schon das ihr genau den Artikel bestätigt? Lautsprecher mit tiefer Grenzfrequenz regen die Moden einen Raumes deutlich mehr an als Konstruktionen mit höherer unter Grenzfrequenz. Je weniger Moden man im Raum anregt, desto sauberer, im Volksmund schneller, kommt einem die Tieftonwiedergabe vor.
Da gibt es auch keine Diskussion ums Thema, 25 Hz schwingen 25 mal/Sekunde,, nicht mehr, nicht weniger. Da ist nichts mit schneller oder langsamer.
Erst die Kombination aus Raum, dessen Moden und der Anregung durch den Tieftöner, lässt dann eine Aussage wie, der Bass klingt "schneller" zu.
Wenn man sich also eine PA-Pappe wie jockel hinstellt, kann das für das "Empfinden" schneller "klingen" weil diese die IMMER langsam erscheinenden Raummoden nicht so stark anregt.
Physikalisch gesehen gibt es trotzdem keinen schnelleren Bass.
Daher gilt immer, man MUSS die vorhanden Räumlichkeiten IMMER in seine Überlegungen einbeziehen. Daher ist ein Streben nach maximal tiefer unterer Grenzfrequenz in ganz vielen Fällen ein riesen Irrtum.

:-)
Webster1919
1 jahr vor
Na ja, wir können uns sicherlich darauf einigen, dass es Unterschiede im Klang und der Wahrnehmung gibt. Ich bin alt genug, um beides erlebt zu haben (und habe beides im Hause).Die jetzige Tiefton-technologie, mit kleinem Vas, um aus wenigen Litern Volumen Tiefbass zu zaubern (Cms klein, Mms hoch). Und Tieftontreiber aus der "goldenen" Zeit, mit sehr großem Vas, dann unvermeidbar die großen Kisten, aber geringer Federsteife und schwingender Masse (JBL, Altec, Focal). Sie bemühen die Physik mit der Formel F=m*a. Ja, genau darum geht es: "it is about accelerating air, not jus moving quantities of air" (Mark Wheeler, Speaker Builder 7/99, der einen Ansatz von Jacques Mahul aufgriff). Sonst könnte ich mit dem Wedeln der Hand Schall erzeugen. Er definierte bei Konustreibern den Beschleunigungsfaktor, ACF = BL * Sd / Mms. In die obige physikalische Formel fließt danach auch die Membrangröße ein. Das leuchtet ein, da diese für die Luftbeschleunigung auch relevant ist. Ihr Peerless-Treiber hat danach einen ACF von 3,5, was Herr Wheeler als "sounded dull or compressed" bezeichnet. Ich besitze Tieftöner mit ACF 15-32. Klar, die brauchen größere Kisten und kommen ohne Unterstützung nicht unter 40 Hz. Brauchen sie bei mir auch nicht, da es die allgegen-wärtigen Raummoden im Bereich 35-45 Hz kostenlos gibt. Sorry, ich bin vermutlich aus der Zeit gefallen (und zu alt), aber dieser Bass gefällt mir im direkten Vergleich deutlich besser. Jetzt weiß ich genau, dass darauf die entsprechenden Reaktionen kommen. Aber gibt es eine Physik 2.0 in einem anderen Universum? Meine Vorliebe für die "schnellen" Bässe wird es nicht ändern. :-) P.S-1. bin gerade dabei aus einem alten JBL K140 mittels Reconing-Kit so etwas wie einen JBL LE15A zu zaubern, der ist nach meinem Geschmack. PS-2 keine Kritik am Artikel, der wie üblich bei HSB sehr gründlich und detailiert ist, danke dafür
vr-crack
1 jahr vor
zitiere Webster1919:
Er definierte bei Konustreibern den Beschleunigungsfaktor, ACF = BL * Sd / Mms. In die obige physikalische Formel fließt danach auch die Membrangröße ein. Das leuchtet ein, da diese für die Luftbeschleunigung auch relevant ist. Ihr Peerless-Treiber hat danach einen ACF von 3,5, was Herr Wheeler als "sounded dull or compressed" bezeichnet. Ich besitze Tieftöner mit ACF 15-32. Klar, die brauchen größere Kisten und kommen ohne Unterstützung nicht unter 40 Hz.


Naja, das erklärt aber keinen schnellen Bass sondern lediglich den schlechten Wirkungsgrad der Schlammschieber. Um die gleiche Membranauslenkung zu bekommen, benötigen die eben viel mehr Leistung. Das ist dann der Bodybuilder, der die Melone wirft. Irreführend ist, dass die Beschleunigung F=M*A ist, der Beschleunigungsfaktor, wozu auch immer man den braucht, Kraft*Membranfläche nimmt und dann durch die Masse teilt. Sagt in dem Zusammenhang nicht viel aus.

Die Größen Schalldruck und Schallbeschleunigung hängen zusammen und die akustischen Größen sind gleich, egal ob man einen 10" Bass mit 100g Membranmasse bei 95 dB/W/m betrachtet oder einen mit 25g. Bei letzterem ist die Sache halt deutlich effizienter. Das akustische Ergebnis ist aber prinzipiell das gleiche. Die Physik hier passt schon. Btw. wenn man diese "Schlammschieber" korrekt ins System integriert und verbaut, klingen die adäquat gut. Vorteil kleines Gehäuse, Nachteil Leistungshunger.
vr-crack
1 jahr vor
zitiere KM:
Müsste nach dieser Theorie, wonach man der kleinen und riesigen Melone jeweils nur den richtigen Werfer zuordnen muss...
Bass kriegte man dann auch aus (Ironie ON) 1.000 parallel geschalteten 25mm Kalotten, Hauptsache, die Membranfläche und die Antriebe stimmen? Altes Thema, oft durchgenudelt.

Aber interessantes Thema.


Das funktioniert nur in der Theorie. Chassis unter Resonanz zu betreiben, ist nicht sehr sinnvoll und daher wird ein Hochtöner kein Bass, egal, wie viele man davon benutzt.
KM
1 jahr vor
Müsste nach dieser Theorie, wonach man der kleinen und riesigen Melone jeweils nur den richtigen Werfer zuordnen muss...
Bass kriegte man dann auch aus (Ironie ON) 1.000 parallel geschalteten 25mm Kalotten, Hauptsache, die Membranfläche und die Antriebe stimmen? Altes Thema, oft durchgenudelt.

Aber interessantes Thema.
2
vr-crack
1 jahr vor
Vielleicht noch ein Hinweis und weiterführende Interpretation der Gruppenlaufzeiten. Wenn man sich die Diagramme anschaut, dann haben die tiefen Abstimmungen zwar die weitaus höchste Gruppenlaufzeit bei sehr tiefen Frequenzen, allerdings sinkt diese dann im musikalisch relevanten Bereich dann weit unter die der höheren Abstimmungen! Und da ist dann plötzlich eine tief abgestimmte BR Box besser als eine hoch abgestimmte geschlossene Box, da dieser Frequenzbereich viel weiter vom Bereich der heftigen Phasendrehung entfernt ist. Zumindest unter diesem Aspekt macht die tiefere untere Grenzfrequenz durchaus Sinn. Nachteil ist dann eben, dass wir mehr Raumanregung haben.
modder
1 jahr vor
Sehr schön geschrieben.
Ergänzung meiner Erfahrungen zum Thema (Raum nicht nochmal mit betrachtet):
- Der Basseindruck wird zum Großteil durch den Tief(mittel)töner geprägt. Wenn der bei 100-200Hz schön knallig ist, wird auch der Bass 40-80Hz als knallig empfunden.
- Steile Trennung nimmt Knalligkeit und macht den Bass akustisch langsamer. Eine akustische 12db (Tiefpass)Flanke klingt deutlich "schneller" als 24db oder mehr.
- Präzision im Bass wird zum Teil nicht unerheblich durch den Verstärker beeinflusst. Bei dem Einsatz von nur einem Bass-Chassis ist der Unterschied meist eher gering. Je mehr es werden, desto besser muss das Netzteil vom Verstärker mit der starken Rückinduktion von 2-3-4-5... Antrieben klar kommen.

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