DK-Sat MkIIEvolution statt Revolution

2014 veröffentlichen wir den Bauvorschlag DK-Sat, ein kleiner Zweiweg-Lautsprecher mit sehr angenehmen Klangbild und ausgedehnter räumlicher Wiedergabe. Die DK-Sat entwickelte sich zu einem unserer Publikumslieblinge und auch Jahre später, nachdem es den tollen Tiefmitteltöner Eton 5-880 HEX nicht mehr gibt, kommen immer wieder mal Nachfragen ob wir noch welche dieser Treiber hätten. Daher stand für uns irgendwann die Konstruktion einer Nachfolgerin an.

Da wir in letzter Zeit immer wieder mal etwas mit dem Omnes Audio MW 5.0 Alu gemacht haben und er uns z.B. in der DreiZwo Sat MkII durch sein erwachsenes, ausgeglichenes Verhalten aufgefallen war, lag es nahe es mit ihm auch in der DK-Sat MkII zu versuchen. 10 Liter Gehäusevolumen sollten es bleiben, mit dieser Größe haben wir gute Erfahrungen gemacht und es gibt keinen Grund, an dieser Stelle das Rad neu zu erfinden.

Zum Technikteil und zum Hören der neuen DK-Sat kommen wir später, zunächst gibt es erst einmal  die Frage zu klären, warum die Neue denn so ganz anders aussieht als die alte DK-Sat.
Wir hatten im Sommer 2021 Jemanden kennengelernt, der unglaublich gerne mit Holz arbeitet und sich mit unserer Unterstützung seinen Traumlautsprecher mit Beteiligung des Manger MSW Chassis gebaut hat. Bilder der SchieMa findet man im entsprechenden Flickr-Album. Nun, eben dieser junge Mann suchte auch noch etwas für sein Schlafzimmer und so entstand der Gedanke, die DK-Sat neu aufzulegen.

Nachden wir vorab Gedanken und Simulationen geordnet hatten, sendeten wir ihm eine Zeichnung der DK-Sat MkII und er überraschte uns mit einem komplett neuen Design.

 


Gehäusedesign

DK-Sat MkII

Das hat uns sofort überzeugt, ist aber sehr aufwendig. Um das umlaufend nahtlose Multiplex Design zu erzeugen, leimt man etliche gefräste Platten aufeinander, die mittels viel Nacharbeit mit Bündigfräser und Schleifpapier deckungsgleich gemacht werden.

DK-Sat MkII

DK-Sat MkII

DK-Sat MkII

Wir haben dann die Weiche dazu abgestimmt, Näheres dazu im Technikteil, und so standen sie dann bei ihrem glücklichen Besitzer und passen sich hervorragend in die Wohnlandschaft ein..

DK-Sat MkII

Wer sich direkt über die Verschwendung von Holz Sorgen macht, das muss nicht sein. Aus den Resten kann man noch andere wunderschöne Dinge zaubern.

MPX Lampen

Aber wir wären nicht wir, wenn wir nicht unsere kleinen Ideen noch einbringen wollten. Also baute der junge Mann für uns ein Paar Gehäuse nach unseren Anforderungen. Da wären z.B. die immer wieder gern genommen, aus der Mitte versetzten Hochtöner und die Speakonanschlüsse für die externe Weiche oder die Aktivierung. Und dann war sie endlich da....unsere DK-Sat MkII

DK-Sat MkII

Wir finden sie wunderschön und bedanken uns beim Erbauer der Gehäuse für die Inspiration.

Ach ja, externe Weiche, da war doch was. Selbstverständlich kann man an eine solche Schönheit nicht einfach eine profane Bretterkiste hängen, also orderten wir auch für die Weiche solch ein MPX Gehäuse.

DK-Sat MkII

Und auch die Frequenzweiche ist in ihrer fertigen Form ein Hingucker.

DK-Sat MkII

Da gibt es sogar eine Gravur für die linke und rechte Box.

DK-Sat MkII

Bei uns wurde schon der Verdacht geäußert, dass der Lautsprecher nur so gut klingt, weil die Signale jetzt eindeutig ablesen können wo es rein und raus geht ;-)

So, nun aber ganz ruhig bleiben. Selbstverständlich kann man die DK-Sat MkII auch mit einem normalen Gehäuse bauen, wir haben ja "nur" eine optisch verbesserete Version.

DK-Sat MkII

Aus weiteren MPX Resten ließ sich sogar noch ein schöner, optisch passender Ständer herstellen.

DK-Sat MkII

 


Technikteil

Impedanzmessungen:

Zunächst ging es um die richtige Abstimmfrequenz des Passivstrahlers. In unserem Datenblatt vom OMNES AUDIO MW 5.0 Alu haben wir ein 10 l großes Bassreflexgehäuse mit einer Abstimmfrequenz von 58 Hz empfohlen. Der Passivstrahler DAYTON AUDIO DS175-PR wird mit einer Montageschraube + Unterlegscheibe geliefert, um weitere Unterlegscheiben zu montieren und so die Abstimmfrequenz im Gehäuse einzustellen:


-> bereits die Schraube + Unterlegscheibe erzeugt eine zu niedrige Abstimmfrequenz, sie wurde daher weggelassen

Im Folgenden wurde versucht die beiden Impedanzspitzen bei 425 und 650 Hz zu reduzieren, die auf stehende Wellen im Gehäuse hindeuten:

  • bei 650 Hz gibt es eine stehende Welle in der Höhe (Innenabmessung 26.4 cm)
  • bei 425 Hz gibt es eine diagonale stehende Welle (Wurzel (26.4² + 25.6² + 16.4²) = 40.3 cm)

Verschiedene Bedämpfungsmaßnahmen konnten zwar die stehende Welle bei 650 Hz unterbinden, hatten jedoch keinen nennenswerten Effekt auf die diagonale stehende Welle:


-> die Absorption erhöht auch die Impedanz bei der Abstimmfrequenz -> der Bassreflexeffekt wird reduziert

Der Hochtöner OMNES AUDIO AMT-50 zeigt einen sehr linearen Verlauf, nur in der letzten Pegelstufe steigt die Impedanz breitbandig leicht an (Temperaturerhöhung):

Schalldruckmessungen:

Üblicherweise messen wir den Schalldruck zunächst nur in unserem Hörraum an der Standardposition.


-> der Tieftöner ist zwischen 350 Hz und 1.5 kHz zu laut
-> der Hochtöner fällt unterhalb von 2.5 kHz mit 12 dB/Oktave ab

Zusätzlich haben wir in unserem Hörraum in 50 cm Abstand gemessen:


-> der Tieftöner geht bis 45 Hz runter

Hinweis: die Entwicklung erfolgte an einem Gehäuse mit mittig platziertem Hochtöner, dadurch gab es eine ausgeprägtere Welligkeit um 3 kHz. In der endgültigen Box haben wir den Hochtöner daher leicht außermittig platziert.

Mit diesen Daten (Impedanz und Messung am Hörplatz) wurde ein Boxsim-Modell erstellt. Zunächst wurde versucht die breitbandige Überhöhung zwischen 350 Hz und 1.5 kHz durch einen Sperrkreis zu reduzieren, bevor dann bei 2.5 kHz die eigentliche Frequenzweiche 2. Ordnung wirkt. Das Schalbild sah dann wie folgt aus:

Nachteilig war jedoch der hohe Bauteileaufwand für den Tieftöner (2 Spulen in Reihe, insgesamt 5 Bauteile), was nicht nur teuer (zusammen ca. 1.7 mH und 50 uF) sondern auch für die Nachbaubarkeit ungünstig ist.

Schließlich kam eine "falsch" dimensionierte Frequenzweiche 3. Ordnung heraus, die mit nur 3 Bauteilen auskommt und eine fast identische Wirkung hat:

Damit ergibt sich folgender Spannungsverlauf an den Chassis:

Und folgender Frequenzgang am Hörplatz:


-> ab 50 Hz ist der Tieftöner da
-> um 500 Hz gibt es eine Überhöhung (Bodenreflexion)
-> zwischen 1.6 und 5 kHz gibt es eine Präsenzsenke
-> darüber ist der Hochtöner etwas "vorlaut"

Der Verlauf scheint nicht ideal zu sein, orientiert sich aber auch an der ursprünglichen DK-Sat, die sich in unserem Hörraum (damals noch ohne Deckentragwerk) wie folgt gemessen hat:

Auch hier gab es eine Präsenzsenke um 2.5 kHz. Im Unterschied zur DK-Sat wird diese Senke aber nicht größer, wenn man die Mikrofonhöhe ändert:


-> erst 6 cm über dem Hochtöner wird die Senke in 1 m Abstand größer

Und so sah das bei der originalen DK-Sat aus:

Auch das horizontale Rundstrahlverhalten hat sich verbessert (Messung in 100 cm Abstand):

Bei der originalen DK-Sat sah das noch so aus (Messung in 50 cm Abstand):

Betrachtet man die insgesamt abgestrahlte Energie so relativiert sich auch die Präsenzsenke auf Achse:


-> die DK-Sat MkII verhält sich im Übernahmebereich deutlich linearer
-> wegen des 4 Ohm Tief-/Mitteltöners ist der Spannungswirkungsgrad ca. 3 dB höher

Bei einer 2-Wege-Bassreflexbox ist immer auch die Auslegung des Bassreflexrohres kritisch, da aus diesem nicht nur bei der Abstimmfrequenz der erwünschte Schall austritt, sondern auch unerwünschte Schallanteile im Bereich zwischen 600 und 1200 Hz (= Bereich der stehenden Wellen im Gehäuse, ggf. verstärkt durch stehende Wellen im Bassreflexrohr). So sah das bei der DK-Sat aus:


-> die Störung bei (kritischen) 1000 Hz liegt nur 15 dB unter dem "Nutzsignal" der Box

Und so sieht es bei der DK-Sat MkII aus:


-> die Störung bei (weniger kritischen) 400 Hz liegt 18 dB unter dem "Nutzsignal" der Box

Und so sieht dann der Impedanzverlauf der gesamten Box aus:


-> "gutmütige" 4 Ohm Box (Minimum 4.3 Ohm bei 210 Hz, Maximum 17.6 Ohm bei 1.25 kHz)

Zum Abschluss wurde mit ARTA (Menüpunkt Analysis/Frequency response and distortions) noch der Klirrfaktor bei 90 dB (4 Volt, linkes Bild) und 96 dB (8 Volt, rechtes Bild) mittlerem Schalldruckpegel in 1 m Abstand ermittelt:


-> im kritischen Bereich um 1.2 kHz geringer "unharmonischer" Klirrfaktor K3
-> erhöhter "gutmütiger" Klirrfaktor K2 im Hochtonbereich
-> bei 96 dB "explodiert" der Klirrfaktor noch nicht

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre K2, K3 und K4 bei den untersuchten Pegeln oberhalb von 200 Hz weitgehend unhörbar.

 


Wie klingt es denn?

Subjektive Beurteilung:

Die DK-Sat MkII klingt in unserem Hörraum sehr ähnlich wie die DK-Sat - was ja auch ganz klar beabsichtigt war, denn die DK-Sat wurde häufig nachgebaut und gilt als audiophiles Kleinod (s. Kommentare zum Bauvorschlag DK-Sat). Frei aufgestellt zaubert sie eine luftige Räumlichkeit, nervt auch bei höheren Lautstärken nicht und kann auch mal Marla Glen in Tanzlautstärke rüberbringen  (allerdings nicht für Stunden). Mit einer Wand im Rücken klingt sie erwachsener und tonal noch ausgeglichener, verliert aber etwas von ihrer luftigen Räumlichkeit.

Bei der DK-Sat MkII ist es wichtig, die richtige Positionen im Raum zu haben um es zu einer sehr guten, bis spektakulären Räumlichkeit zu bringen. In der 1. Messposition steht sie 2,6 m auseinander und ist bei uns im Raum 3 m von der Basis-Sitzlinie entfernt.

DK-Sat MkII

DK-Sat MkII

So klingt sie wirklich außergewöhnlich räumlich, wie ein U bis zur Sitzlinie reichend. Das ist wirklich spektakulär.

Was bei anderen Lautsprechern oft eine Verbesserung gebracht hat, hilft bei der DK-Sat MkII überhaupt nicht. Hier ist sie 1.9 m auseinander und 2.8 m von der Sitzbasis entfernt

DK-Sat MkII

DK-Sat MkII

Das quittiert sie mit einem zu dünnen, etwas nervenden Klangbild. Die Räumlichkeit verliert sich in eine Drei-Quellen Wiedergabe.... Rechts-Links-Mitte

Am besten funktioniert sie insgesamt, dafür würde sie ja auch gemacht, etwa 40-50 cm vor der Wand, mit 2,2 m Entfernung zueinander und 3.5 m zur Sitzbasis.

DK-Sat MkII

DK-Sat MkII

So klingt Sie "rund" und angenehm, bietet eine sehr gute Räumlichkeit und dürfte so den allermeisten Spaß machen.

Ach ja, die DK-Sat MkII darf ruhig fast parallel zu Wand stehen, man muss sie nicht unbedingt auf den Zuhörer ausrichten. Das dürfte für jüngere Menschen sonst vielleicht etwas zu hart klingen.

 

Kunden- und Publikumsmeinungen werden in Kürze in der Rubrik Publikumsmeinungen unter "DK-Sat MkII" erscheinen . . .

 


Fazit:

Die DK-Sat ist tot (weil es die Chassis nicht mehr gibt) - es lebe die DK-Sat MkII! Wer den Frequenzgang auf Achse sieht wird sich vielleicht fragen, was denn in uns gefahren ist - aber wer sich die relativ gleichmäßig abfallende Abstrahlung zur Seite und die sich kaum ändernde Abstrahlung in vertikaler Richtung ansieht kann sich vorstellen, dass sie sich trotzdem neutral anhört - sowohl in Räumen mit geringer Nachhallzeit (wie in unserem Hörraum) als auch in weniger "trockenen" Räumen.

Dank Passivstrahler haben wir keinen Stress mit unerwünschten Geräuschartefakten eines Bassreflexrohres (welches bei der DK-Sat bei hohen Pegeln im Bassbereich schon mal deutliche Strömungsgeräusche erzeugte).

Dank des relativ hohen Spannungswirkungsgrades von 87 dB/2.83V/m kann auch an kleineren Verstärkern gehobene Zimmerlautstärke erzielt werden. Last but not least ist die DK-Sat MkII ein relativ preiswertes Vergnügen:

  • für die Chassis sind zurzeit etwa 95 €‚¬ pro Box zu berappen (aktuell am 6.3.22)
  • die MUNDORF-Frequenzweichenbauteile kosten zurzeit etwa 58 €‚¬ pro Box (Luftspulen) bzw. 38 €‚¬ pro Box (Ferritspule)
  • für Terminal, Schrauben und Absorptionsmaterial muss man etwa 15 €‚¬ pro Box rechnen

Beides dürfte auch Besitzer von AV-Receivern freuen . . .

Am Ende steht das Vergnügen, schumerige Beleuchtung an und den neuen Lautsprecher genießen.

 

DK-Sat MkII


Anspieltipps:

Nick Kershaw - Wouldn´t It Be Good (Solo Acoustic) (Tidal Link)

Paula Cole - You Hit the Spot (Tidal Link)

Feeling Good - Dominique Files Aimé (Tidal Link)

 


Datendownload:

Wer die DK-Sat MkII gerne nachbauen möchte, meldet sich bitte per PN bei uns. Wir legen die Daten dann in den entsprechenden Freigabeordner des Abonnenten. In Zukunft werden wir speziellere Dowanloads nur noch mit der Abonummer personalisiert an unsere Abonnenten abgeben.

Kommentare

Kapton
1 jahr vor
Ich löte grade an der Weiche, danke für die Doku :)
ZwackHKH
2 jahre vor
Das Design ist außerordentlich gut gelungen!
Bei Eurer akribischen Arbeit beim Abstimmen, glaube ich sofort, dass sie toll klingen. Gruß Heinz
LIFU
2 jahre vor
Sieht wirklich super aus!!
baumawas
2 jahre vor
Das ist ja mal ein unglaublich schönes, professionelles, ansprechendes und designorientiertes Projekt.
Da kann DIY problemlos gegen Fertiglautsprecher anstinken.
Bezahlbare Elektronik und relativ aufwendiger Holzbau ergeben eine sehr hübsche Symbiose.
Dazu den schlichten, passenden Amp — vielleicht ein Argon Audio SA1 — der passt für mich optisch sehr gut ins Konzept.
Theo
2 jahre vor
Der Argon schaut super aus
lupo
2 jahre vor
Super geworden, aber nur ein Kommentar?
Theo
2 jahre vor
:-) steht quasi diametral zu neulichen Behauptung eines Users wir sollten doch mal kleine Boxen anbieten, dann gäbe es auch mehr Interesse. Aber Geduld, ist ja gerade erst veröffentlicht.
vr-crack
2 jahre vor
Wohlzitiere Theo:
:-) steht quasi diametral zu neulichen Behauptung eines Users wir sollten doch mal kleine Boxen anbieten, dann gäbe es auch mehr Interesse.


Wohl immer noch zu groß und kein Breitbänder drin... :P

Na schon schnuckelig die Dinger.
Theo
2 jahre vor
aaahhh, danke Dir. Jetzt habe ich es auch verstanden ;-)
vex
2 jahre vor
Die sehen fantastisch aus! Gratulation. Ich muss die gleich mal einem Arbeitskollegen vorstellen.
Theo
2 jahre vor
Danke Dir. Man kann die Weiche natürlich auch im Gehäuse platzieren wenn man nicht irgendwann aktivieren möchte.

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