"Großer" Breitbänder von MARKAUDIO mit Papiermembran
Schon vor 13 Jahren haben wir unseren ersten MARKAUDIO-Breitbänder getestet - den Alpair 10 Gold. Damit haben wir die MarkO gebaut, die wir auch auf dem Viech-Treffen dabeihatten. Dort wurde vom Teilnehmer hoschibill ein kurzes Video aufgenommen, das eindrucksvoll zeigt, wozu der Alpair 10 Gold im Bassbereich fähig ist.
Damals fertigte MARKAUDIO vor allem Breitbänder mit eloxierten Alumembranen in Membrangrößen von 5 bis 10 cm. Seit einiger Zeit gibt es aber auch Chassis mit Papiermembranen. Relativ neu im Programm ist der Alpair 12P, von dem es auch eine Mid-Woofer-Variante (Alpair 12PW) gibt. Beide Chassis gehören zusammen mit dem CHR-120 zu den größten MARKAUDIO-Chassis.
Unser detailliertes Datenblatt klärt, wie sich der Alpair 12P im Messpodest schlägt und wie man ihn am besten einsetzen kann . . .
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen |
||
Hersteller/Vertrieb: MARKAUDIO / Blue Planet Acoustics | Typ: Alpair 12P, 8 Ohm | Datenblatt des Herstellers |
Foto des Chassis
Der äußere Eindruck:
Von vorne fällt natürlich zunächst mal die ungewöhnliche Farbe der Papiermembran auf - hellblau. Das erinnert irgendwie an die grünen Membranen der "Greencones" . . . ". Nennt man die neuen Chassis nun "Bluecones"? Der Legendbildung wäre es vielleicht dienlich.
Die Stauschutzkalotte ist - MARKAUDIO-üblich - leicht nach vorne versetzt und relativ flach.
Als zweites fällt auf, dass der schwarze Kunststoffkorb ("self-damping reinforced polymer basket") zusammen mit der schwarzen Gummisicke die blaue Membran eher klein aussehen lässt. Die Gummisicke ist sehr dünn und lässt die Membran weitgehend frei schwingen - ähnlich wie eine Schaumstoffsicke.
Die Membrane hat einen Durchmesser von 125 mm (mit Sicke 146 mm), ist relativ flach und gekrümmt ("very low-profile multiform cone for broad directivity pattern"). Die Schwingspule ist mit 32 mm großzügig dimensioniert. Der Schwingspulenträger besteht aus mit Papier umwickelten Aluminium und weißt 12 ca. 3 mm durchmessende Löcher auf - 2 davon dienen als Durchführung der Zuleitungen zur Schwingspulen und sind verklebt. Die Zuleitungen befinden sich auf gegenüberliegenden Seiten (-> symmetrische Belastung), die Anschlussleitungen schwingen frei und sind halbkreisförmig.
Die Zentrierspinne ist flach und nicht hinterlüftet.
Alles in Allem sind die Chassis sehr hochwertig verarbeitet, da haben wir schon weniger für mehr Geld gesehen.
Die vordere Polplatte ist 6.5 mm stark, der Hersteller gibt eine maximale empfohlene Auslenkung von +/- 5.4 mm sowie eine elektrische Belastbarkeit von 30 Watt an. Laut TSPcheck könnte der Alpair 12P diese Leistung oberhalb von 85 Hz linear in Schalldruck (106.5 dB) umsetzen.
Von hinten sieht man, dass der Korb aus Kunststoff besteht. Von den 6 Befestigungslöchern gehen 6 Stege (jeweils bestehend aus 3 einzelnen "Lamellen") zum stabilen Aufnahmeplatform des Magnetsystems, welches mit 110 mm Durchmesser und einer Höhe von 23 mm großzügig dimensioniert ist.
Die TSP:
Membranfläche: | Außendurchmesser: Innendurchmesser: Plugdurchmesser: -> Membranfläche Sd: |
146 mm 125 mm - 144.2 cm² |
TSP aus Freiluft-Messung (Mittelwert und Streuung von 2 Chassis, Anregung -12 dB): |
Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Effektive bewegte Masse Mms Äquivalentes Luftvolumen Vas Kraftfaktor BL Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) |
43.44 Hz (+/-0.3%) 7.12 Ohm (+/-0.2%) 2.065 (+/-0.4%) 0.346 (+/-0.2%) 0.296 (+/-0.0%) 10.20 gr (Herstellerangabe) 38.64 dm³ (+/-0.6%) 7.57 N/A (+/-0.2%) 92.04 dB (+/-0.03) |
Im Impedanzverlauf ist eine deutliche Störstelle bei ca. 420 Hz erkennbar (die im Herstellerdatenblatt wesentlich harmloser aussieht), außerdem deuten sich Störstellen bei 560, 1800 und 3100 Hz an. Alle genannten Störstellen finden sich entsprechend als Störung im Frequenzgang wieder.
Die Impedanz steigt (für eine 32mm durchmessende Schwingspule) relativ gering mit der Frequenz an.
Der Impedanzverlauf ist bei Anregung mit einem Multisinus mit 0 dB bzw. +6 dB schon deutlich "verzappelt" - dies liegt zum einen am hohen Wirkungsgrad des Chassis verbunden mit der relativ geringen Membranfläche und der sehr weichen Aufhängung.
Die Resonanzfrequenz ist moderat vom Anregungspegel abhängig, sie ändert sich bei Erhöhung der Anregung von -18 auf +6 dB um ca. 11.3%.
Der Impedanzverlauf beider Chassis ist fast identisch, nur im Bereich der Störstelle um 420 Hz zeigen sich leichte Unterschiede.
Für die Membranmasse wurde die Herstellerangabe von 10.2 gr übernommen. Die Streuung der TSPs der beiden Chassis ist äußerst gering - eine so gute Übereinstimmung haben wir noch nie gemessen!!! Dabei stimmen die TSPs auch sehr gut mit den Herstellerangaben überein:
TS-Parameter | Einheit | HiFi-Selbstbau | MARKAUDIO | Abweichung (original) |
HiFi-Selbstbau (6% weicher) |
Abweichung (6% weicher) |
Resonanzfrequenz Fs Gesamtgüte Qts Äquiv. Luftvolumen Vas Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum) Gleichstromwiderstand Rdc Effektive bewegte Masse Mms Kraftfaktor BL |
[Hz] [-] [dm³] [dB/2.83V/m] [Ohm] [gr] [N/A] |
43.44 0.296 38.64 92.04 7.12 10.2 7.57 |
42.149 0.285 43.06 91.73 7 10.217 7.54 |
3.1% 3.9% -10.3% 0.31 1.7% -0.2% 0.4% |
42.12 0.287 41.11   |
-0.1% 0.7% -4.5%   |
Das Chassis wurde vorher 24 Stunden eingerauscht.
Und was sagt LASIP zu den gemittelten TSPs?
In einem geschlossenen Gehäuse von 8 Litern geht es bis 105 Hz runter. In einer 13 Liter "großen" Bassreflexbox (Abstimmfrequenz 58 Hz) ginge es bis 70 Hz runter. Spendiert man 30 Liter Gehäusevolumen (kleine Standbox) und stimmt auf 43 Hz ab, dann ginge es fast bis 40 Hz runter, wenn man unter 100 Hz auf 3 dB verzichtet bzw. die Box wandnah aufstellt.
In einem 3.4 Liter großen geschlossenen Gehäuse ergäbe sich eine Gesamtgüte von 1 - optimal für ein GHP-System: mit einem Vorkondensator von 330 uF geht es dann bis 100 Hz runter - ideal für einen kompakten Satelliten-LS.
Der Frequenzgang:
. . . bewegt sich auf Achse zwischen 100 Hz und 12.5 kHz bei 1/3-Oktav-Glättung in einem Korridor von +/- 5.5 dB. Der Bereich von 150 Hz bis 8 kHz verläuft dabei weitgehend linear - wäre da nicht der 7 dB tiefe Einbruch um 420 Hz und der Peak bei 3.1 kHz.
Wesentlich "gutmütiger" verläuft der Schalldruck bis 3 kHz unter 30° - darüber geht es dann aber schon leicht bergab . . .
Einen besonders gutmütigen Verlauf zeigt der winkelgewichte Schalldruck, der oberhalb von 2 kHz ohne größere Störungen sanft abfällt. Der Alpair 12P dürfte sich also in eher halligen Wohnräumen wohl fühlen, denn dort kommt es nicht auf den Schalldruck auf Achse an, sondern auf die insgesamt abgestrahlte Schallenergie - eben den winkelgewichteten Schalldruck.
Lohnenswert ist es auch, sich mal die Änderung des Klangcharakters bei Änderung des Hörwinkels von 0° bis 60° anzuhören: bei höheren Winkeln gehen die Höhen natürlich zunehmend zurück, der Klangcharakter ändert sich darüber hinaus aber wenig (bei manchen Breitbändern denkt man, man würde 5 verschiedene Chassis hören statt eines Chassis unter 5 Winkeln). Lange Rede, kurzer Sinn: durch Einwinkelung dürfte man den Klangcharakter des Alpair 12P in "trockeneren" Räumen schön feintunen können . . .
Die Streuung der beiden Chassis ist bis 14 kHz sehr gering - Wahnsinn!
Pseudorauschen > 200 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)
Sprungantwort / Pegellinearität
Die Sprungantwort (20cm/0°) sieht fast aus wie aus dem Lehrbuch - nur in der ersten Millisekunde gibt es kleinere "Zacken".
Das periodenskalierten Zerfallspektrum sieht zwar nicht perfekt, aber für einen Breitbänder gut aus - bis auf die Membranresonanzen bei 1.8, 3.1 und 12.5 kHz.
Sprungantwort (Chassis 1, 20 cm, 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 1, 20 cm, 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einer Anregung von 79 bis 99 dB (das entspricht einer Anregung von 0.654 bis 6.54 Volt oder einer Leistung von 0.06 bis 6 Watt) gibt es bei breitbandiger Anregung von 20 Hz bis 20 kHz oberhalb von 50 Hz nur sporadisch Linearitätsfehler > 0.5 dB (vor allem im Bereich der Resonanz um 420 Hz). Erhöht man die Anregung um 6 dB (entsprechend 0.24 bis 24 Watt) gilt dies bis ca. 103 dB, wobei sich der Bereich um 420 Hz nichtlinear verhält. Entlastet man das Chassis von den Frequenzen < 100 Hz (Hochpass 2. Ordnung), dann bleibt zwar der nichtlineare Bereich um 420 Hz, aber ansonsten gehen die Nichtlinearitäten breitbandig deutlich zurück.
Der Klirrfaktor:
Auffällig ist zunächst mal der Anstieg ALLER Klirrkomponenten um 420 Hz, bereits ab 80 dB mittlerem Anregungspegel. Das kommt zum einen natürlich durch den Pegeleinbruch bei dieser Anregungsfrequenz - ein 8 dB tiefer Einbruch der Grundfrequenz erhöht die Klirrkomponenten per Definition um den Faktor 2.5. Darüber hinaus zeigt sich aber auch ein nichtlineares Verhalten, das die Klirrkomponenten um 420 Hz z.T. um den Faktor 10 ansteigen lässt.
Abgesehen davon zeigt die Klirrkomponente K2 > 100 Hz ein weitgehend konstantes Verhalten und erhöht sich moderat mit dem Anregungspegel. Dies gilt auch für den unharmonischen K3, der sich im kritischen Bereich um 1.2 kHz auffallend gutmütig verhält. Die höheren Klirrkomponenten liegen - abgesehen vom Bereich um 420 Hz - fast durchgängig an unserer Nachweisbarkeitsgrenze von 0.01%.
Bei einem mittleren Anregungspegel von 100 dB zeigen sich K3- und K4-Spitzen bei 1.8 und 3.1 kHz - dort zeigten sich auch schon Störstellen bei der Impedanzmessung und im Frequenzgang.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 dB liegt K2 oberhalb von 100 Hz im Mittel bei moderaten 0.437 / 0.776 / 1.372 / 2.342 / 3.946 %. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von noch geringen 0.089 / 0.089 / 0.157 / 0.343 / 0.837 %. Bei 100 dB mittlerem Schalldruckpegel (das entspricht einem Anregungspegel von ca. 7.5 Watt) beginnt das Chassis bei Sinusanregung langsam zu kollabieren, damit kämpfen viele der "dünnhäutigen" Breitbänder.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wären im gesamten untersuchten Pegelbereich im Bassbereich oberhalb von 42 Hz alle Klirrkomponenten unhörbar - nicht schlecht!
Zwischen 282 und 562 Hz (insgesamt 13 1/12-Oktaven) sind von den untersuchten 7 Klirrkomponenten (K2 bis K8) bei 80 / 85 / 90 / 95 / 100 dB insgesamt 6 / 10 / 18 / 38 / 60 Klirrkomponenten (von 13*7=91 möglichen) oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle.
Zwischen 944 und 1059 Hz liegt nur K3 ganz leicht über der Wahrnehmbarkeitsschwelle.
Klirrfaktor bei 80 bis 100dB/1m (Halbraum, 20cm)
HiFi-Selbstbau-Zwischen-Fazit:
Der MARKAUDIO Alpair 12P hinterlässt nach dem Testparcours leicht gemischte Gefühle:
- der äußere Eindruck ist sehr gut
- die Paargleichheit (insbesondere der TSPs) ist beeindruckend gut
- der Frequenzgang auf Achse sieht nicht überragend aus, ist unter 30° bis 60° aber sehr gleichmäßig
- das Zerfallspektrum sieht für einen Breitbänder recht gut aus (nur wenige lange nachschwingende Störstellen)
- der Linearitätscheck sieht bis 103 dB gut aus - bis auf den Einbruch um 420 Hz
- der Klirrfaktor sieht in weiten Bereichen sehr gut aus - bis auf den Bereich um 420 Hz
Vor einem abschließenden Urteil wollen wir den MARKAUDIO Alpair 12P mal in ein passendes Gehäuse einbauen und uns anhören:
- ob man den fehlerbehafteten Bereich um 420 Hz mit Musik heraushören kann, wer hört schon Sinustöne.
- wie gut man mit der Einwinkelung den Klangeindruck feintunen kann.
- ob der MARKAUDIO Alpair 12P auch bei gehobener Zimmerlautstärke noch souverän spielt.
Geplant ist ein Standard TQWT Gehäuse, welches auch schon soweit fertig ist. Stellt sich für uns noch die Frage ob der Chassis-Einbau dieses mal auf der breiten Seite, zur näheren Aufstellung an der Wand, oder doch im klassischen Stil stattfinden soll. Schreibt es doch mal ins Forum oder die Kommentare.
Wenn wir die Abstimmung wie simmuliert hinbekommen, dürfte es ein recht tief spielendes System werden.
für wandnahe Aufstellung simmuliert
Mit einem UVP von 140 € ist der MARKAUDIO Alpair 12P für einen 17er Breitbänder noch moderat bepreist. Ob er trotzdem ein Schnäppchen ist wird der Hörtest zeigen . . .
die Gehäuse stehen hier rum und sollen nur ein erster Test werden. Aber gute Anregung, ich könnte unten noch einen Teiler einbauen. Den entstehenden Hohlraum könnte man gut mit Sand befüllen.
Da die Seitenwände noch abnehmbar sind, probiere ich einfach beides.
EDIT: Ich habe mir eure Messungen runtergeladen und bin zu dem Schluss gekommen, dass das Chassis eigentlich nichts wirklich gut kann. Eine seriöse Beschaltung erfordert mehr als 10 Bauteile, wobei dann ein immer noch fragwürdiges Ergebnis mit einer fiesen Sickenresonanz resultiert. Das kann sogar ein fullrange eingesetzter AL130 besser.