sag beim Abschied leise Servus.............. HighLive

OK, leise war der Abschied nicht, und die Menschen, denen man (bei der letzten Vorführungen in unseren Räumen) deutlich ansah, dass sie Spaß in den Backen hatten, wollten es auch nicht anders. Das volle Pfund, so soll es sein bei so einem Lautsprecher. So ein Gerät baut man ja auch nicht für den normalen "Blümchen-Sex" sondern für den "lass es krachen Baby" Moment.

Und so ließen wir es denn krachen und zum Schluss ließen wir den neuen Besitzer der HighLive mit seiner neuen Geliebten allein im Raum. Auch durch die geschlossenen Tür war das bunten Treiben im Hörraum nicht zu überhören, und wir waren froh keine Nachbarn zu haben, die mit dem Besen an die Decke klopfen. Als er dann mittelmäßig unaufgeräumt aus dem Raum kam war klar, das war ein Volltreffer.

 

Bereits auf der HiFi-Music-World 2009 in Gelsenkirchen hatten wir die HighLive vorgestellt (s. Messeberich Frank Landmesser). Die HighLive ist unsere, moderne Interpretation des legendären Studio-Monitors JBL 4430 (s. Datenblatt). Nach unserer Rocket wollten wir damit aufzeigen was dynamisch noch mehr geht . . . Hier einige Meinungen von denen, die sie damals gehört haben.

 

 

 Die für die HighLive verwendeten Chassis hatten sich im Vorfeld in unserer Folterkammer bewährt:

  • Der P-AUDIO P150/2226 überzeugte uns durch einen linearen Frequenzgang, praxisgerechte TSPs, geringen Klirrfaktor und hohe Dynamikfähigkeiten. Und die Typenbezeichnung erinnert stark an den legendären JBL 2226 (in der JBL 4430 wurde aber der 2235H eingesetzt). Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht so viel Vergleichschassis gemessen, aber der P150/2226 machte rundum eine sehr gute Figur.
  • Bei der Hochtonkombi wollten wir eigentlich auch bei P-AUDIO bleiben - denn dort gab es mit dem PH-316 ein Horn, dass dem in der JBL 4430 verwendeten JBL 2344 sehr ähnlich sah (und im Volksmund "Arschbackenhorn" genannt wird). Der Halsdurchmesser ist beim PH-316 allerdings 1.5" gegenüber 1" beim JBL 2344. In einem Vergleichstest am BMS 4554 war das PH-316 dann aber dem XT1464 deutlich unterlegen
  • In diesem Test sieht man auch noch ein frühes Testgehäuse der HighLive. Hier zeigte sich, dass aus den Bassreflexrohren doch sehr viel "Schall-Müll" herauskam, so dass wir schließlich einen Passivstrahler verwendeten und so das finale Design der HighLive entstand.

Von vornherein stand fest, dass die HighLive nur aktiv mit DSP-Weiche vernünftig funktionieren konnte. Zum einen konnte nur so der Tiefenversatz der Schwingspulen ausgeglichen werden, zum anderen konnte die HighLive ggf. im Bass entzerrt und auf den Raum eingemessen werden. Und schließlich kann man so auch seine persönlichen Klangvorstellungen realisieren etc. Es macht daher nach unserer Überzeugung keinen Sinn die Einstellung des DSPs als Teil eines Bauvorschlages zu veröffentlichen, denn das würde ja die Flexibilität der DSP-Weiche ad absurdum führen. Wir empfehlen daher seit je her bei der Abstimmung der Lautsprecher nach unserem Fahrplan DSP-Weichen richtig einstellen vorzugehen. Die ausführlichen Datenblätter der Chassis helfen dabei sinnvolle Trennfrequenzen festzulegen. Und da ja auch die optischen Vorstellungen und Platzverhältnisse unterschiedlich sind macht es eigentlich auch keinen Sinn einen detaillierten Bauplan für das Gehäuse zu veröffentlichen, denn bei einem solchen Projekt kommen immer dutzende Anfragen nach dem Schema "ich haben noch einen XYZ-Bass, kann ich den auch verwenden?"

Aber als sich ein Kunde für die HighLive interessierte (deren Tieftöner ohnehin nicht mehr verfügbar war) haben wir sie für ihn nochmal überarbeitet - und dieses Mal auch dokumentiert. Auf einer Abschiedstour haben wir die überarbeitete HighLive dann noch mal unseren Abonnenten vorgestellt und vielfaches nachhaltiges Grinsen erzeugt - vor allem auch beim neuen Besitzer. Einhellig Meinung war: "so gut hatte sie vorher noch nie geklungen!".

Messungen Passivstrahler

Ein Teil der Überarbeitung betraf die Abstimmung des Passivstrahlers. Ursprünglich wurde ein MONACOR SPH-390TC als Passivstrahler "missbraucht" - einfach weil es keine 38cm Passivstrahler auf dem Markt gibt. Die grundlegende Anforderung an einen Passivstrahler lautet gemäß R.H.Small / Passive-Radiator Loudspeaker Systems Part II: Synthesis:

  • er soll das doppelte Verschiebevolumen haben wie der elektrisch angetriebene Tieftöner
  • er soll eine möglichst niedrige Resonanzfrequenz haben (denn um die Resonanzfrequenz des Passivstrahlers herum sinkt der akustische Output stark ab)

Das doppelte Verschiebevolumen verlangt nach einem Chassis mit mindestens identischem Durchmesser wie der elektrisch angetriebene Tieftöner aber doppeltem linearen Hub. Das ist normalerweise kein Problem, da oft der nichtlineare Antrieb der limitierende Faktor ist, nicht die nichtlineare Federkennlinie der Einspannung (Sicke + Zentrierspinne). Die Suche nach einem 38cm Tieftöner mit niedriger Resonanzfrequenz endete beim SPH-390TC, der damals auch noch einigermaßen erschwinglich war. WinISD sagte voraus, dass sich ohne zusätzliche Membranbeschwerung eine Abstimmfrequenz von 42 Hz ergeben würde. Damit ergibt sich in dem 165 l großen Gehäuse ein linearer Frequenzgang bis 40 Hz (-3 dB).

Um tiefer zu kommen hätte man die Membran des SPH-390TC beschweren müssen, was bei einer Polypropylen-Membran gar nicht so einfach gewesen wäre. Die Möglichkeit einer tieferen Abstimmfrequenz eröffnete sich mit dem preiswerten MBH-15 mit Papiermembran - hier kann man mit Heißkleber und Bleiband für Gardinen für Gewichtszuwachs sorgen.

Wenn man die Impedanz mit dem SPH-390TC (rot) und dem MBH-15 (schwarz) misst ergeben sich weitgehend identische Werte:


-> mit beiden Passivmembranen ergibt sich eine Abstimmfrequenz von ca. 42 Hz

Wenn man den MBH-15 um 80 gr beschwert ergibt sich eine Abstimmfrequenz von 35 Hz:


-> mit 80 Gramm Zusatzmasse sinkt die Abstimmfrequenz auf ca. 35 Hz

Hier wurden mal beide Passivstrahler mit WinISD V0.70 simuliert (SPH-390TC in rot, MBH-15 + 80gr in schwarz):


-> der MBH-15 mit 80gr Zusatzmasse geht ca. 5 Hz tiefer, fällt aber schon früher sanft ab
-> man erkennt schön den Einbruch bei der Resonanzfrequenz des Passivstrahlers


-> bei 50 Hz kann der beschwerte MBH-15 ca. 3 dB weniger Schalldruck erzeugen, dafür bei 40 Hz 4 dB mehr (bei 35 Hz ca. 7 dB mehr)

Bei ca. 210 Hz gibt es eine Spitze bei den Impedanzmessungen. Durch Überarbeitung der Bedämpfung konnte dies im Abgabezustand verbessert werden:

Messungen am Hörplatz

Da wir die Chassis schon aus den Chassistests kennen haben wir gleich Wedel-Messungen im Hörraum am Hörplatz gemacht. Zunächst werden die Einzelchassis mit linearer Weicheneinstellung am Hörplatz gemessen (der Hochtöner war hardwaremäßig um 10 dB abgesenkt, s. Handbuch des HYPEX PSC2.400):


-> die Hochtöner verhalten sich sehr ähnlich, im Bassbereich wirkt sich die leicht unsymmetrische Aufstellung unterschiedlich aus

Die "ursprüngliche" HighLive war mehr auf maximalen Schalldruck ausgelegt und weniger warm abgestimmt. Um den Hochtöner mit seiner "nur" 44mm durchmessenden Schwingspule mechanisch und thermisch zu schützen hatten wir den Tieftöner bis an die obere Grenze seines souveränen Arbeitsbereiches betrieben, der bei ca. 1200 Hz endet.

Das war gut für das Überleben des Hochtöners, aber ein 38er Tieftöner kann den so wichtigen Mitteltonbereich nicht wirklich sauber wiedergeben. So störte uns eigentlich immer eine gewisse Unsauberkeit im Mitteltonbereich - einer der Gründe um ein noch größeres Projekt mit Mitteltonhorn anzugehen.

Zum Zeitpunkt der Überarbeitung der HighLive gab es in unserem Forum eine Diskussion einen MUNDORF 197PP27R-9-xxx-H sehr tief an ein 12" Chassis anzukoppeln. Auch David Messinger vom Hifi-Aktiv-Forum hat dadurch sein System deutlich verbessert. Nach dem Motto: "was die können, können wir auch!" haben wir einfach mal ausprobiert wie das Ganze bei 800 Hz Trennfrequenz klingt. Das Hochtonhorn hat da noch verwertbaren Output (4 dB unter Maximum bei ca. 3 kHz), und wenn die Belastbarkeit für hohe Lautstärken nicht gegeben ist kann man ja noch ein Party-Setup mit 1200 Hz Trennfrequenz basteln ;-)

Mit der niedrigen Trennfrequenz klang es im oberen Mitteltonbereich (800 bis 1200 Hz) deutlich sauberer, und auch bei hohen Pegeln äußerte das Horn kein klirrendes Unbehagen (s. u.). so blieb es dann bei der einen Abstimmung - auch für Party-Pegel!

Diese Messungen importieren wir in ein selbstgeschriebenes Programm, mit dem wir die Messung so "verbiegen" können wie dies auch eine DSP-Weiche tun würde:

Da dieses Programm nur Amplitudeninformation hat (1/12-Oktav-Analyse von JustOct) kann die Überlagerung der Chassis nicht simuliert werden. Hier muss man weitere Messungen machen und mit dem Zeitversatz und leichten Änderungen der Trennfrequenz "spielen" - und das Ganze auch mit Musik beurteilen.

Um eine Idee für den benötigten Zeitversatz zu bekommen misst man zunächst mal beide Chassis ohne Filter (2-kanalige Messung):


-> die Sprungfunktion des Tieftöners steigt nicht so schnell von 0% auf 100% wie die des Hochtöners - weil der Tieftöner eine niedrigere obere Grenzfrequenz hat
-> bezogen auf den Anfang des Anstiegs hinkt der Hochtöner 0.667 ms hinterher, bezogen auf das Maximum "nur" 0.375 ms

Bei der ersten Version der DSP-Einstellung sieht die Überlagerung von Tiefton und Hochton dann so aus (grüne Kurve 0 ms Verzögerung, schwarze Kurve 0.575 ms Verzögerung des Tieftöners):


Hinweis: der Einbruch um 480 Hz kommt von der Bodenreflexion im RAR
-> bei Verzögerung des Tieftöners um 0.575 ms ergibt sich eine effiziente Überlagerung der Chassis

Die Sprungfunktion sieht zwar nicht ideal aus, aber das ist nach unseren Untersuchungen kaum heraushörbar (s. Zeitrichtig Teil 1 und Zeitrichtig Teil 2). Hilfreich ist zudem, dass es sich nur um eine 2-Wege-Kombination mit relativ tiefer Trennfrequenz handelt: der gesamte Frequenzbereich ab 800 Hz wird von nur einem Chassis abgedeckt.

Nach etwas "Kurbelei" kann man dann einen gleichmäßig abfallenden Frequenzgang am Hörplatz erzeugen:

Und wie muss man den DSP nun einstellen? Anbei mal die Version 3 des Filters mit speziellen Anpassungen für unseren Raum im Bassbereich (es wird der linke Lautsprecher gezeigt):

In ziemlich genau dieser Version haben wir die HighLive Mk2 einigen unserer Abonnenten und dem neuen Besitzer vorgeführt. Anbei mal ein Auszug aus den Kommentaren im Abonnenten-Forum:

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wieder eine irre Bestätigung, das man von Passiv gleich die Finger lassen sollte und lieber ein paar € mehr investieren in eine Möglichkeit zur Raumanpassung. Die HL hat deutlich gewonnen mit der Aktivierung.Der BMS Hochtöner macht einen sehr guten Job mit dem Horn. Ebenso die neue PseudoPassivMembran mit dem 15" Bass. Die Box überzeugt durch eine schöne Dynamik und kann auch sehr gut tief.Das Aktivmodul arbeitet dank des hohen Wirkungsgrad des Bass locker und stemmt erhebliche Pegel.Die HL ist vom P/L Verhältnis mal wieder ein Hammer.

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Diese Box kann laut! Sehr laut, stressfrei laut. Gut, für meine Hörgewohnheiten bei weitem LAUT genug.
Es geht aber auch leise. Oder anders ausgedrückt auch mit einer eher normalen Abhörlautstärke um eben längere Zeit Musik genießen zu wollen.

Wie beschreibt man den Klang einer so großen "Kiste", welche Worte müssen dafür herhalten?
Schwierig, da will mir doch nicht so recht was Negatives einfallen.
Also, ich habe mir unbekanntes Musikmaterial auf meine Ohren einwirken lassen. Das war gut so.
Ein Dank an dieser Stelle an den eifrigen Herrn fürs CD wechseln.
Ich hatte zu keiner Zeit das Bedürfnis den Hör-Raum wegen krasser Misstöne, dargeboten von der Anlage, verlassen zu wollen. Im Gegenteil.

Ich mag impulsive Klänge. Und wenns Fell nachschwingen dargestellt wird, dann auch dieses.
Man bekam einen Umriss des Größeneindrucks vermittelt, den viele Lautsprecher oft nicht hinbekommen.
Naja, manchmal ist da ja auch der Raum Schuld.

Nehmen wir zum Schluß noch das mir nicht unbekannte Stück von Hugh Masakela: "Stimela".
Auch das hat durchweg Spaß gemacht. Die Energieumsätze im quasi stossweise lauter werden der Darbietung kam gut rüber. Das Klangbild ist nicht zusammengebrochen oder als vermatschtes undurchsichtiges Gemenge dargestellt worden.

ich durfte mir am Samstag auch diese Männerbox anhören. Alles war sehr entspannt und in angenehmer Atmosphäre zu geniessen.Ich war echt skeptisch da ich Hörner immer nur als verfärbene Tröten die einem alles in die Fresse hauen auf Messen kennen lernen durfte.

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Nicht die HighLive! Sehr angenehm noch nicht ganz ausgereizt aber das passiert beim Kunden der übrigens das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekam. Das konnte jeder verstehen.

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Wenn ich mir Anlagen anhöre, fange ich immer bei aussermittigen Hörplätzen an und „arbeite“ mich dann auf den Sweet-Spot zu.
Was mich da als Erstes überrascht hat, war die recht gute Lokalisationsschärfe und Bühnendarstellung ausserhalb des Sweetspots … und das bei einer recht ausgeglichenen Tonalität.
Das hat mir auf Anhieb gut gefallen.
Im Sweetspot merkte man zwar nochmal eine Steigerung und da veränderte sich die Lokalisation und auch die Tonalität bei Kopfbewegungen (was auf starke Bündelung schliessen lässt), aber man merkte bei aussermittigen Hörplätzen eher einen Unterschied - keine gravierende Verschlechterung!

Bei Musikstücken, die ich nicht kannte hatte ich nie den Eindruck da wäre etwas grundlegend falsch… was man hörte, klang so als wäre es eben auf der Aufnahme. Bei einem mir bekannteren Stück gab es dann zwar leichte tonale Unterschiede… aber wer weiss, ob ich es bisher „richtig“ gehört habe. Theo sprach in diesem Zusammenhang davon, daß sie diesen Eindruck bei bestimmter Musik auch hatten, insofern könnte mein Eindruck durchaus passen - ich würde das aber auch nicht überbewerten.

Was für mich sehr gut klang, war Dynamik und laute Musik!
Und das ausgesprochen souverän!
In dieser Hinsicht wird die HighLive ihrem Namen voll gerecht: „Hohe Livehaftigkeit“.
Was da an Impulsivität und Dynamik - bei leisen und bei lauten Pegeln - vermittelt wurde, schafft die Illusion einer Livedarbietung sehr glaubhaft - das machte Spass zu hören.
Auch laut war da nichts verzerrt oder an den Grenzen der Belastung… da klang nichts „komprimiert“ oder gar „mühsam“ - Laute Passagen oder Impulse wurden „locker“ in den Raum geworfen.

Kurzum, mir hat die HighLive insgesamt gut gefallen.

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Ich hatte die Gelegenheit, mir die High-Life am 15.01. anzuhören.

Das Fazit vorab: So etwas will ich auch!!!!!!

Die Frontgestaltung mit dem Steinlack gefällt mir sehr gut. Die Schutzgitter sind Geschmackssache.
Die Größe der Lautsprecher gefällt mir. Scheiß auf den WAF. Ist halt eine Männerbox.

Der Pegel, den die Lautsprecher bringen ist der Hammer. Ich wurde mehrfach gebremst, noch lauter zu machen.
Ich höre halt gerne laut, vor allem, wenn es sich dabei so gut anhört wie bei der High Life. Die Dynamik ist für meinen Geschmack beeindruckend. Leise hören kann man mit den Teilen auch sehr gut.

HSB hat einen wie ich finde hervorragenden Lautsprecher auf die Beine gestellt.
Die passive Variante habe ich damals nicht gehört. Aus leidvoller Erfahrung mit passiven Lautsprechern kann ich aber sagen, dass die Aktivierung sehr große Vorteile hat.

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Messungen im RAR

Vor diesem Event haben wir die Box noch mal in den RAR gehievt. Dabei müssen natürlich raumakustische Anpassungen im Bass und Grundtonbereich wieder rückgängig gemacht werden, da sie im RAR nicht benötigt werden.

Das vertikale Rundstrahlverhalten in 1m Abstand wurde ausgehend von einer Mikrofonhöhe von 100 cm (zwischen Tieftöner und Horn) auch 10 bzw. 20 cm höher bzw. tiefer gemessen (das entspricht einem Winkel von +/- 5.7 bzw. +/- 11.3°):

Das horizontale Rundstrahlverhalten in 1m Abstand (Höhe 100 cm, zwischen TT und HT) sieht sehr gleichmäßig aus:

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass die Ausgangskurve in beiden Grafiken unterschiedlich war. Das kommt daher, dass bei der Variation der Höhe die Bodenreflexion durch 20 cm Schaumstoff und bis zu 40 cm Basotect besser unterbunden werden konnte. Bei der Variation des Winkels musst dieser Absorberblock weiter vom Lautsprecher entfernt aufgestellt werden, da der Lautsprecher ja gedreht werden musste. Man erkennt besonders Änderungen im Bereich von 650 bis 700 Hz: bei 100 cm Mikrofonabstand, 100 cm Mikrofonhöhe und 82 cm Abstand des Tieftöners über dem Boden beträgt der Umweg durch die Bodenreflexion gerade 106.1 cm -> es gibt Überhöhungen bei 323.4, 646.8, 970.2 Hz etc. (n · 323.4 Hz) und Auslöschungen bei 161.7, 485.1, 808.5 Hz etc. ((2 · n -1) · 161.7 Hz).

Ganz zum Schluss wollten wir noch wissen, wie hoch belastbar die Kombination mit der Trennfrequenz von 800 Hz ist. Dazu bietet sich eine Klirrfaktormessung an:


-> der erhöhte K3 zwischen 500 und 600 Hz kommt vom Tieftöner, der Hochtöner kommt erst bei 115 dB (≥ K4-Spitze um 1200 Hz) an seine Grenzen

Diese Messung bestätigte schon die Erfahrungen aus dem Hörraum: selbst bei sehr lauten Pegeln war die Trennung bei 800 Hz kein Problem.

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre K2 im untersuchten Pegel- (85 bis 115 dB) und Frequenzbereich (> 500 Hz) komplett unhörbar. Die K3-Spitze um 550 Hz touchiert gerade noch so die Wahrnehmbarkeitsschwelle und bei den höheren Klirrkomponenten überschreitet selbst die Spitze um 1200 Hz bei 115 dB nicht die Wahrnehmbarkeitsschwelle! Das passt sehr gut mit dem völlig stressfreien Hörerlebnis zusammen und ist definitiv das Verdienst der von 1200 auf 800 Hz reduzierten Trennfrequenz.

Einmessung beim Kunden:

HighLiveMkII

Spannend wird es dann immer wieder, wenn die Box beim Kunden aufgestellt wird -> klingt es so gut wie in unserem Hörraum? Als erstes machen wir dann eine Messung mit dem finalen Setup - aber ohne UNSERE Raumkorrekturen im Bassbereich (V3noEQ):


-> linke und rechts Box wurden deutlich unterschiedlich entzerrt

Zum Vergleich noch mal die Messung in unserem Hörraum (V3b):

Dem Hochtöner scheint es recht egal zu sein in welchem Raum er für Beschallung sorgt, aber der Arbeitsbereich des Tieftöners bis 800 Hz reagiert sehr stark auf den unterschiedlichen Raum und die unterschiedliche Aufstellung. Ohne individuelle Einmessung auf den neuen Raum wird sehr viel Potenzial des Lautsprechers im verschenkt.

Fazit:

"Was lange währt wird endlich gut" - dieser Ausspruch hätte auch für die HighLive erfunden werden können. Nach vielen Jahren haben wir durch einen externen Anstoß aus dem Forum mal etwas Neues gewagt - nämlich die Trennfrequenz zwischen Tief- und Hochtöner von 1200 Hz auf 800 Hz zu reduzieren. Und das hat der Box noch mal einen richtigen Qualitätsschub im Mitteltonbereich gegeben.

Schon die ursprüngliche Trennfrequenz von 1200 Hz wurde von Leuten aus dem PA-Lager als fahrlässig niedrig kritisiert - und für den PA-Einsatz haben sie auch sicher Recht. Aber wer schon mal bei uns war weiß, dass wir lautstärkemäßig kein Kind von Traurigkeit sind: da fühlt man sich nach 4 Minuten Yello schon mal wie nach 1 Stunde Disco. Und bei diesen Pegeln ist die niedrige Trennung definitiv noch unkritisch. Selbst die Abschiedstour mit stundenlangem Lauthören hat die HighLive Mk2 ohne zu Murren überstanden.

Und jetzt finden wir sie selbst so gut, dass wir uns schon ärgern dass wir sie verkauft haben! Aber das nächste größere Projekt steht ja schon in den Fußstapfen und soll auf jeden Fall ein Mitteltonhorn mit dem BMS 4591 haben. Das soll dann - auch im Bassbereich - noch mal mindestens 5 dB lauter sein. Auf die Frage: "braucht man das?" können wir nur antworten: "braucht man einen Bugatti Veyron 16.4?"

Ganz wesentlichen Anteil an der Performance der HighLive Mk2 hat die Aktivierung mit einer DSP-Frequenzweiche und die dadurch bedingte Möglichkeit, den Lautsprecher genau auf die Hörsituation beim Kunden einzumessen. Nur so lässt sich das volle Potenzial des Lautsprechers nutzen!

Nachbau der HighLive:

Wer beim Lesen des Artikels auf den Geschmack gekommen ist: die HighLive kann man auch nachbauen! Der Nachfolger des originalen Basslautsprechers ist scheinbar nur in Großbritannien bei BlueAran verfügbar. Von den bereits von uns getesteten 15"-Chassis würden wir alternativ den IMG STAGELINE SP-38A/500BS empfehlen. Der Hochtontreiber BMS 4554-8 und das Horn Eighteensound XT1464 sind z.B. bei Thomann erhältlich. Den HYPEX PSC2.400 bzw. PSC2.400d (= IMG STAGELINE AKB-400DSP) gibt es an vielen Stellen (ACHTUNG: es werden auch noch PowerCon-Kabel benötigt). Wir bieten in Kürze in unserem Shop auch ein Komplettpaket bestehend aus SP-38A/500BS, AKB-400DSP (inkl. 2m POwerCon-Kabel), BMS 4554-8 und XT1464 an - dann ist das DSP-Modul schon mit unserem Setup vorprogrammiert.

Für unsere Abonnenten gibt es hier eine Grundzeichung des Gehäuses das je nach verwendeten Treibern angepasst werden muss.

 

 

Kommentare

Johannes Faitsch
7 jahre vor
Ihr schreibt bei Kompressionshochtönern immer, wie auch hier, das man sie im PA Einsatz hoch trennen sollte/muss.
Bei 1" Treibern ließt man von >2kHz

Ich finde das interessant weil das in der PA-Welt schon lange nicht mehr so gemacht wird. Aus gutem Grund. Selbst die Hersteller geben das entsprechend an. 1kHz empfohlene Trennfrequenz gibt BMS an. Gerade mit dem großen Horn ist das auch im PA-Einsatz gar kein Problem.

Wie kommt ihr denn auf diese Angaben?

Ansonsten eine nette Box!
Ein bisschen stört mich nur die PM. Die Aufhängung ist nämlich sehr wohl oft limitierend. Wie man hier z.B. sehen kann.
http://www.audioxpress.com/article/test-bench-celestion-cf18vjd-pro-sound-woofer

Lieben Gruß
Johannes
Theo
7 jahre vor
Hallo Johannes,

1" Anschluss

4528ND 1" VC Recommended Crossover 1800 Hz
4540ND 1.5" VC Recommended Crossover 1900 Hz
4545ND 1.75" VC Recommended Crossover 1900 Hz
4547ND 1.75" VC Recommended Crossover 1200 Hz
4552ND 1.75" VC Recommended Crossover 1000 Hz

4524 1" VC Recommended Crossover 1900 Hz
4538 1.5" VC Recommended Crossover 1900 Hz
4544 1.75" VC Recommended Crossover 1300 Hz
4550 1.75" VC Recommended Crossover 800 Hz

1.4" Anschluss

4554 1.75 VC Recommended Crossover 1000 Hz

Das sollte man immer im Zusammenhang mit dem Einsatz-Zweck sehen. Das 4554 in einer PA Umgebung mit Dauerfeuer bei 1000 Hz sehen wir als sehr gefährlich an. Im Heimbetrieb waren wir zuerst sehr konservativ und trennen jetzt, nach einiger Erfahrung mit der Kombi, folgerichtig sogar bei 800 Hz

Die PM macht im Heimbetrieb überhaupt gar keine Probleme, für Pa Dauerfeuer würden wir das so sicher auch nicht machen.

:-) Theo
Pico
7 jahre vor
Hi jones34,

AKTUELL gibt BMS eine empfohlene Trennfrequenz von 1000 Hz an. Als wir das Chassis 2010 gemessen haben stand im alten Datenblatt noch 1300 Hz (s. https://www.hifi-selbstbau.de/images/stories/chassis/BMS_4554-8/BMS_4554.pdf) -> da hat sich offenbar tatsächlich was getan.

Ich kann mich nur erinnern, dass wir damals für die "gewagte" Trennfrequenz von 1200 Hz von z.B. Dieter Achenbach angegangen wurden das wäre im PA-Bereich "Spielzeug". Er sandte uns daraufhin einen 2" 18-Sound Treiber mit Limmer-Horn, der "amtlich" sein sollte - aber auch das 3-fache kostete und sich nur etwas besser gemessen hat (s. https://www.hifi-selbstbau.de/datenbler-mainmenu-40/hocht-mainmenu-61/406-eighteensound-nd1460-8).

Ja, ein Chassis kann auch durch die Aufhängung limitiert sein. Wie oft das vorkommt weiß ich nicht, aber der P150/2226 hat "nur" ein Xlin von +/- 5.5 mm und der Schaumstoffsicke des MHB-15 traue ich schon 11 mm Hub zu. Wenn der nicht ganz linear ist sinkt halt der Output des Passivstrahlers - bei einem BR-Rohr kommt es zu Strömungsgeräuschen, da geht der Output auch runter -> so what?

Gruß Pico
1
FlorianK
7 jahre vor
Man sieht wieder die obligatorische Mode im Bereich 31- 38 Hz wie sie in 90% der Räume zu finden ist. Natürlich auf Grund der Raumgeometrie. Hier genau sollte man den Ansatz finden - gerade im Passiv - Bau und vorher bereits überlegen - muss ich so tief abstimmen. Das spart Gehäusegröße. ( hat jetzt nichts mit der HL zu tun - fiel mir aber wieder deutlich auf )
FlorianK
7 jahre vor
Super Einmessergebnis beim Kunden. Da ist euch wirklich eine tolle Sache geglückt ....Glückwunsch !
LS_Karl
7 jahre vor
Hallo HSB,
Herzlichn Dank für diesen arbeitsintensiven Beitrag. Wo nehmt ihr nur die Zeit her!?
Mir zeigen Eure Messungen, das mich meine Klangeindrücke nicht getäuscht haben.
Ganz klar, ohne DSP-Technik ist so was nicht ansatzweise zu erreichen.
Ich wiederhole mich, beeindruckendes Preis-Leistungsverhältnis. Als Möbel, wie man ja sieht, sind die Boxen ja auch zu platzieren. Toll.
Gruss Karl

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