Preiswerte Horn-Treiber-Kombination von REDCATT und LAVOCE
Beim 12"-PA-Tieftöner-Vergleich (Teil 1 bzw. Teil 2) fiel uns der REDCATT 121FINDX4 positiv auf wegen seines ausgeglichenen Frequenzgangs und seines hohen Spannungswirkungsgrads von 101 dB. Er kam zwar als Nachfolger des SP-30/200Neo in der LittleWatt bzw. LittleWatt Mk2 nicht in Frage, aber als (Wandeinbau-) Satellit mit Subwoofer-Unterstützung in einem Heimkinosystem würde er wie Faust aufs Auge passen.
Für ein solches System braucht der REDCATT 121FINDX4 natürlich noch die - auch preislich - passende Hochtonunterstützung. Der deutsche REDCATT-Vertrieb Blue Planet Acoustic (kurz: BPA) hat auch einen REDCATT-Hochtontreiber im Programm, den 140FCDX4 und bietet ihn mit dem LAVOCE HD1004 als Kombination (inkl. Schrauben) für schlappe 80 € an - passt!hocht
Unser ausführliches Datenblatt klärt, was die Kombination aus REDCATT 140FCDX4 und LAVOCE HD1004 so auf der Pfanne hat . . .
Die Testchassis wurden uns von BluePlanet Acoustic Oberursel zur Verfügung gestellt
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de |
||
Hersteller/Vertrieb: REDCATT / BPA | Typ: 140FCDX4, 4 Ohm | Datenblatt des Vertriebs |
Foto des Chassis
Der äußere Eindruck:
1"-Horntreiber mit Ferritmagnet sehen alle gleich aus könnte man meinen - aber REDCATT schafft es, dem 140FCDX4 mit der roten Abdeckung der vorderen Polplatte und den geschwungenen Erhebungen auf dem "Deckel" (= rückwärtige Abdeckung der Membran) und dem charakteristischen REDCATT-Logo einen ganz eigenen Look zu verpassen. Leider hat man vergessen auf den Deckel in der Nähe der Anschlüsse Informationen wie "+" oder"-" einzuprägen. Oder sollte der Anschluss, der in der Nähe der roten Katze aus dem REDCATT-Logo liegt, etwa "+" sein? Das ist leider falsch, denn wenn man dort eine positive Spannung anlegt ergibt sich leider ein negativer Schalldruck am Ausgang . . .
Der 100 mm durchmessende und 15 mm hohe Ferritmagnet stellt jedenfalls eine ordentliche Motorisierung für die 36 mm durchmessende Schwingspule dar. Die Belastbarkeit wird mit 30 Watt (AES-Power) angegeben, die Empfindlichkeit mit 106 dB. Damit kann auf Dauer also ein Schalldruck von 121 dB erzeugt werden, in Spitzen 6 dB mehr.
Die Membran und Sicke sind aus einem Stück gefertigt und bestehen aus Polyimide.
Die TSP:
TSP (Mittelwert und Streuung von 2 Chassis (ohne Horn), Anregung -12 dB): |
Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum, mit HD1004) |
1053 Hz (+/-0.9%) 3.10 Ohm (+/-0.0%) 11.305 (+/-1.7%) 1.078 (+/-1.3%) 0.985 (+/-1.4%) 107.34 dB (+/-0.34) |
Die Streuung der TSPs ist sehr gering, ein erster Hinweis auf eine geringe Fertigungstoleranz.
Im Impedanzverlauf (mit HD1004) ist nur eine "breite" Störung um 3.5 kHz erkennbar, die sich auch im Schalldruck-Frequenzgang wiederfindet.
Die Resonanzfrequenz (ohne Horn) ändert sich nur um 0.6%, wenn man den Anregungspegel von -18 dB auf +6 dB (und damit die Eingangsleistung um den Faktor 256) erhöht - ein erster Hinweis darauf, dass der 140FCDX4 "Nehmer-Qualitäten" hat . . .
Der Frequenzgang:
. . . verläuft auf Achse zwischen 1122 und 4217 Hz weitgehend gleichmäßig (Mittelwert 109.85 dB, Standardabweichung +/- 1.14 dB) und fällt dann mit ca. 6 dB/Oktave ab - ein typisches Verhalten für Constant-Directivity-Hörner (siehe auch ELECTRO VOICE PA-Bible Addition 6).
Die untere Grenzfrequenz (3 dB Abfall) liegt bei etwa 1 kHz - nicht schlecht für ein so kleines Horn (Hornmund 145 x 115 mm, siehe Datenblatt).
Beide Chassis verhalten sich auf Achse bis 4 kHz weitgehend gleich, darüber ist Chassis 2 ca. 0.7 dB leiser.
In horizontaler Richtung ist die Bündelung zwischen 2 und 9 kHz weitgehend konstant (schwarze und grüne Kurve), in vertikaler Richtung nimmt die Bündelung ab 2 kHz mit steigender Frequenz weitgehend gleichmäßig zu (rote und blaue Kurve).
Der winkelgewichtete Schalldruck zeigt (wie schon der Frequenzgang auf Achse) eine breite Überhöhung zwischen 2.2 und 4.5 kHz von bis zu 5 dB, hier muss die Frequenzweiche korrigierend eingreifen (oder die Trennfrequenz "passend" gewählt werden) . . .
Pseudorauschen > 1000 Hz horizontal (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)
Pseudorauschen > 1000 Hz vertikal (0°, 15°, 30°, 45°, 60°; MP3 42 kB)
Sprungantwort/Pegellinearität
Die Sprungantwort zeigt ein Ausschwingen mit der Resonanzfrequenz von ca. 1 kHz (Periodenlänge 1ms). Bei Anschluss des Pluspols an die Klemme nahe dem roten REDCATT-Logos ergibt sich bei positiver Anregung ein negativer Schalldruck am Hornmund!
Das periodenskalierte Zerfallspektren zeigt ein verzögertes Ausschwingen um 1.6 und 12 kHz.
Sprungantwort (Chassis 1 mit HD1004, 48 cm, 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 1 mit HD1004, 48 cm, 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einem Schalldruck von 95 bis 115 dB (das entspricht einer Anregung mit 0.68 bis 6.8 Volt bzw. 0.15 bis 15 Watt) zeigen sich nur um 3.5 kHz (diese Frequenz kennen wir schon aus der Impedanzmessung) ab 112 dB (95 + 17 dB) Nichtlinearitäten > 0.5 dB. Hier ist der Schalldruck wegen der Frequenzgangüberhöhung aber auch schon ca. 4 dB höher als der Mittelwert . . .
Der Klirrfaktor:
Die Klirrkomponente K2 verläuft oberhalb von 1 kHz weitgehend linear (mit leicht ansteigender Tendenz) und steigt moderat mit dem Anregungspegel an. Der unharmonische K3 steigt unterhalb von 2 kHz deutlich an, darüber steigt er bis 105 dB eher weniger, darüber moderat mit dem Anregungspegel an. Die höheren Klirrkomponenten sind oberhalb 1.5 kHz unkritisch. Bei 115 dB steigen alle Klirrkomponenten deutlich an.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 85 / 90 / 95 / 100 / 105 / 110 / 115 dB liegt K2 oberhalb von 2 kHz im Mittel bei moderaten 0.148 / 0.248 / 0.421 / 0.747 / 1.309 / 2.160 / 3.806%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von geringen 0.062 / 0.090 / 0.122 / 0.146 / 0.165 / 0.380 / 1.531%.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) lägen alle Klirrkomponenten bis 115 dB oberhalb von 1679 Hz unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle, wobei hier vor allem K3 unangenehm auffällt.
Klirrfaktor bei 85 bis 115dB/1m (Halbraum, 48cm)
-> beide Chassis zeigen ein sehr ähnliches Klirrverhalten
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Die Kombination aus REDCATT 140FCDX4 und LAVOCE HD1004 überzeugt mit einer unteren Grenzfrequenz von 1 kHz.
Horizontal zeigt sich zwischen 2 und 9 kHz Constant-Directivity-Verhalten.
Der Frequenzgang zeigt eine Überhöhung um 3.5 kHz, die bei der Auslegung der Frequenzweiche berücksichtigt werden muss.
Das Zerfallspektrum sieht oberhalb von 1.6 kHz gut.
Zumindest bis zu einem Schalldruckpegel von 115 dB in 1 m Abstand zeigen sich mit Hochpassfilter 2. Ordnung bei 2 kHz keine Nichtlinearitäten > 0.5 dB
Bis 115 dB liegen alle Klirrkomponente oberhalb von 1679 Hz unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle
Die Kombination aus REDCATT 140FCDX4 und LAVOCE HD1004 ist daher oberhalb von 2 kHz bis zu Schalldruckpegeln von 115 dB einsetzbar. Zusammen mit dem REDCATT 121FINDX4 ist diese Kombination optimal für ein Heimkinosystem mit Subwoofer-Unterstützung geeignet. Dank des hohen Spannungswirkungsgrads können selbst mit Mittelklasse-AV-Receivern "ohrenbetäubende" Schalldruckpegel erzeugt werden. Ein entsprechendes System für Wandeinbau ist momentan bei uns in Planung . . .
Wir setzen den auch ab 2kHz mit 18 dB ein.
Ich freue mich schon auf Eure Heimkino-Version. Bei mir stehen 2 PA Tops mit Subs nun Zuhause... die sind Hifi tauglich.
Gruss...
In dem bei blueplanet verlinkten audioexpress Artikel erkennt man, daß der Treiber auch an dem kleinen Faital STH100 sehr gut funktioniert. Dort scheint (nach Impedanzdiagramm) die 8Ohm Variante getestet worden zu sein.
D.h. gleiches Polyamide Diaphragma, Schwingspule. Der "Throat" Durchmesser ist immer 1 Zoll (2,54 cm). Der REDCATT 140NCDX4: alles identisch, nur Neodym Magnet. Somit haben alle ähnliches Verhalten, was die Beschaltung erleichtert.
Für Hifi will ich versuchen das Horn aus dem 12er Koax einzeln zu bekommen.
Gefunden: https://oaudio.de/media/image/product/3679/lg/lavoce-hd1004-1-aluminiumhorn~3.webp
Im Reiter Frequenzgang gibt es auch einen Link zum Datenbaltt des Horns . . .