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Interessanter 8"-Breitbänder von SICA

Es gibt ja sehr viele Hersteller von Lautsprecherchassis, aber einige fliegen scheinbar immer etwas unter dem Radar und fallen uns bzw. unseren Chassis spendenden Abonnenten nicht auf. So z.B. die Firma SICA, deren Chassis bisher nur relativ selten getestet wurden. (siehe Einleitung zum Test des SICA 6 M 1,5 CS-8).

Wie dort schon angedeutet werden wir in Kürze mehrere SICA-Breitbänder mit Schwirrkonus von 6" bis 8" testen. Den Anfang machte der gutaussehende 6 D 1 CS-4. Weiter ging es mit dem kräftigeren 6 D 1,5 CS-4 und den vorläufigen Abschluss bildet der Kraftprotz 8 D 1,5 CS-8 (die 8 steht für 8" Nenn-Durchmesser, das D für Dual Cone (= Konusmembran mit Schwirrkonus), die 1,5 für 1.5" Schwingspulendurchmesser, das CS für Consumer Series (= Stahlblechkorb).
Im Vergleich zum 6 D 1,5 CS-8 wuchs nicht nur der Membrandurchmesser von 6" auf 8" sondern auch der Schwirrkonus von 78 auf 90 mm Durchmesser und der Magnet von 100 mm Durchmesser und 14 mm Höhe auf 134 mm Durchmesser und 20 mm Höhe. Damit stieg das Kampfgewicht von 1.4 auf 3.1 kg - der 8 D 1,5 CS-8 ist ein ganz schöner Brocken . . .

Unser ausführliches Datenblatt klärt, ob der SICA 8 D 1.5 CS-8 unter HiFi-Gesichtspunkten eine gute Figur macht und wie er am besten eingesetzt werden kann . . .

 

Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de
So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen
Hersteller: SICA Typ: 8 D 1,5 CS, 8 Ohm Datenblatt des Herstellers

Foto des Chassis


Der äußere Eindruck:

Von vorne sieht der SICA 8D1,5CS-4 mit seiner gewellten Textilsicke und dem großen Schwirrkonus wie ein PA-Chassis aus - bei dem allerdings der billig aussehende Blechkorb von einem wertig aussehenden Kunststoff-Distanzring kaschiert wird. Das war es dann aber auch schon an Kosmetik . . .
Der Blechkorb bietet 4 Befestigungspunkte, 4 ca. 32 mm breite Streben führen von dort direkt zur Aufnahme-Plattform des Magnetsystems. Die Zentrierspinne ist nicht hinterlüftet und es gibt auch keine Polkernbohrung, da sind Strömungsverluste zu erwarten.
Der Ferrit-Magnet ist 20 mm hoch und hat einen Durchmesser von 134 mm, das ist für die 38 mm durchmessende Schwingspule üppig dimensioniert.
SICA gibt den maximalen linearen Hub mit +/- 2.5 mm (10% Klirrfaktor) bzw. +/- 4.0 mm (BL-Abfall auf 50%) an; aus dem Schwingspulenüberhang ergäbe sich ein linearer Hub von nur +/- 1.0 mm.


Die TSP:

Membranfläche: Außendurchmesser:
Innendurchmesser:
Plugdurchmesser:
-> Membranfläche Sd:
180 mm
157 mm
0 mm
-> 223.0 cm²
TSP aus Impedanzmessung
(Mittelwert und Streuung von
2 Chassis, Anregung -12 dB):
Resonanzfrequenz Fs
DC-Widerstand Rdc
Mechanische Güte Qms
Elektrische Güte Qes
Gesamtgüte Qts
Effektive bewegte Masse Mms
Äquivalentes Luftvolumen Vas
Kraftfaktor BL
Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) aus TSPs
84.33 Hz (+/-3.1%)
6.54 Ohm (+/-0.1%)
1.850 (+/-6.5%)
0.444 (+/-1.4%)
0.358 (+/-0.2%)
14.72 gr (+/-2.1%)
17.09 dm³ (+/-8.2%)
10.72 N/A (+/-3.3%)
96.41 dB (+/-0.11)

Im Impedanzverlauf zeigen sich 2 größere Störstellen bei 750 Hz und 1.3 kHz, die sich auch im Schalldruck-Frequenzgang wiederfinden. Oberhalb von 2 kHz gibt es zahlreiche kleinere und mittlere (5.5, 7, 11 kHz) Störstellen - in diesen Bereichen gibt es auch leichte bis mittlere Schwankungen im Frequenzbereich.
Hinweis: wegen der geringen Masse des Schwirrkonus im Vergleich zur insgesamt schwingenden Masse sind die Auswirkungen auf den Impedanzverlauf geringer, auf den Schalldruckverlauf aber deutlich größer

Die Resonanzfrequenz ändert sich bei Erhöhung der Anregung von -18 auf +6 dB um ca. 5.1%, von -18 auf 0 dB waren es nur 2.5%

Die von uns gemessen TSPs stimmen nicht gut mit den Herstellerangaben überein. Bei Annahme einer 45% weicheren Einspannung würde zwar die Resonanzfrequenz getroffen, aber Qes und vor allem Vas weichen immer noch stark ab. Das liegt zum einen am Unterschied von Mms (-12.4%), zum anderen am unterschiedlichem Sd (SICA nimmt 213.8 cm² an, was wir - mal wieder - nicht nachvollziehen können):

TS-Parameter Einheit HiFi-Selbstbau SICA Abweichung
(original)
HiFi-Selbstbau
(45% weicher)
Abweichung
(45% weicher)
Resonanzfrequenz Fs
Elektrische Güte Qes
Äquiv. Luftvolumen Vas
Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum)
Gleichstromwiderstand Rdc
Effektive bewegte Masse Mms
Kraftfaktor BL
[Hz]
[-]
[dm³]
[dB/W/m]
[Ohm]
[gr]
[N/A]
84.33
0.444
17.09
96.41
6.54
14.72
10.72
62
0.35
25.5
95.3
6.6
16.8
11.18
36%
26.9%
-33%
1.11
-0.9%
-12.4%
-4.1%
62.54
0.329
31.07
 
 
 
&nbsp
0.9%
-5.9%
21.9%
 
 
 
&nbsp

Die Chassis wurden natürlich vorher 24 Stunden eingerauscht. Die mechanische Güte Qms ist relativ klein (= höhere Verluste), das sind vermutlich Strömungsverluste - Wirbelstromverluste sollten beim Kaption-Schwingspulenträger nicht auftreten . . .

Und was sagt LASIP zu den gemittelten TSPs?

In einem 6 Liter großen geschlossenen Gehäuse ergibt sich eine Gesamtgüte Qtc von 0.70 und es geht bis 165 Hz runter (rote Kurve).
Spendiert man 4 Liter mehr und macht ein Rohr ins Gehäuse (Abstimmfrequenz 94 Hz) dann geht es bis 100 Hz runter (grüne Kurve).
Macht man die Bassreflexbox 20 Liter groß (Abstimmfrequenz 87 Hz) dann geht es bis 80 Hz runter (blau gestrichelte Kurve) - ideal für Subwooferunterstützung.
In einem geschlossenen Gehäuse von nur 2.3 Litern (mit Absorption) ergibt sich ein Qtc von 1, ideal für ein GHP-System: mit 180 uF Vorkondensator ginge es dann immer noch bis 158 Hz runter:

Simuliert man diese 3 Gehäuseabstimmungen mit WinISD V0.7, so ergeben sich folgende Kennwerte (gleiche Farben wie bei LASIP, GHP in türkis):

Relativer Frequenzgang [dB] Maximaler Schalldruck [dB/1m] Dafür benötigte Leistung [W]
Impedanz [Ohm] Auslenkung bei 10 Watt [mm] Strömungsgeschwindigkeit im BR-Rohr [m/s]


- im geschlossenen Gehäuse sind oberhalb von 310 Hz bis zu 116 dB Schalldruck in 1 m Abstand möglich
- der Tiefbassgewinn der "grünen" (BR 10 l, 94 Hz) bzw. "blauen" (BR 20 l, 87 Hz) Box ist bis zu 15 dB bei 96 bzw. 88 Hz, dort können noch 110.5 bzw. 109 dB Schalldruck erzeugt werden (bei 130 bzw. 120 Hz ist der Gewinn nur noch 6 dB)
- bei einem BR-Rohr-Durchmesser von 6.8 cm wäre das Rohr 7.3 (grün) bzw. 2.2 cm (blau) lang und würde bei 10 Watt keine Strömungsgeräusche erzeugen (ab 17 m/s = 5% Schallgeschwindigkeit)


Der Frequenzgang:

. . . verläuft von 150 Hz bis 1 kHz auf Achse weitgehend linear (Mittelwert 94.72 dB, Standardabweichung +/- 0.79 dB). Darüber steigt der Frequenzgang auf Achse von 1 bis 2 kHz um ca. 5 dB an, sinkt zwischen 3 und 4 kHz wieder auf ca. 98 dB (#1) bzw. 96 dB (#2) an bevor er sich um 5.7 und 10 kHz noch einmal auf 106 bzw. 105 dB aufbäumt.
Betrachtet man den gesamten Übertragungsbereich von 125 Hz bis 12.5 kHz so ergibt sich ein Mittelwert von 97.51 dB und eine Standardabweichung von +/- 3.74 dB.
Unter 15° verhält sich der 6D1,5CS-4 bis 3 kHz noch sehr ähnlich (-1 dB), fällt dann aber bis 5 bzw. 10 kHz schon um 6 bzw. 13 dB gegenüber der 0°-Kurve ab.

Die Bündelung setzt ab ca. 1 kHz ein, steigt bis 1.6 kHz mit zunehmendem Winkeln zunehmend an und wird darüber schon zunehmend chaotisch. Bis ca. 2 kHz ist das die zu erwartende Bündelung der 168.5 mm durchmessenden "Haupt"-Membran. Oberhalb von 6 kHz überholt steigt der Frequenzgang unter 30° 15° Kurve - dies dürfte bereits das Werk des Schwirrkonus sein, der auch für die Resonanz bei 5.7 und 10 kHz verantwortlich sein dürfte.

Der winkelgewichtete Schalldruck fällt von 1 bis 11 kHz im Mittel nur mit ca. 1 dB/Oktave ab, allerdings gibt es ein ca. 3 dB tiefes "Loch" zwischen 3 und 5 kHz und eine Überhöhung von 2.5 dB bei 5.7 kHz.

Die Streuung der beiden Chassis ist auf Achse nicht so dolle: der Einbruch zwischen 2.5 und 4.5 kHz fällt bis zu 2 dB unterschiedlich aus. Ansonsten ist die Paargleichheit aber bis 20 kHz gut.
Der winkelgewichtete Schalldruck zeigt deutlich geringere Abweichungen, der Bündelungsgrad weicht dementsprechend zwischen 2.5 und 4.5 kHz um bis zu 2 dB ab.

Pseudorauschen > 200 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)


Sprungantwort/Pegellinearität

Die Sprungantwort steigt zunächst relativ schnell an, fällt dann aber noch einmal kurz fast auf 0 zurück und erreicht erst im 2. Anlauf (durch die Abstrahlung des Schwirrkonus um 1/0.091 ms = 11 kHz) sein ausgesprochen hohes Maximum der Sprungantwort. Die Membranresonanzen klingen danach innerhalb von 2 ms ohne größere Auffälligkeiten gutmütig ab.
Das periodenskalierten Zerfallspektrum sieht bis kurz vor 2 kHz sehr gut aus, darüber schwingt die Membranresonanz um 2 kHz länger nach. Oberhalb von 4.5 kHz schwingt das Chassis (bzw. der Schwirrkonus) breitbandig sehr lange nach.

Sprungantwort (Chassis 2, 20 cm. 0°)

Zerfallspektrum (Chassis 2, 20 cm. 0°)


Die Pegellinearität:

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 84 bis 104 dB in 1 m Abstand (das entspricht einer Anregung mit 0.82 bis 8.2 Volt bzw. 0.104 bis 10.4 Watt) gibt es bei Anregung von 20 bis 20000 Hz nur < 100 Hz ausgeprägte Nichtlinearitäten, ansonsten treten Linearitätsfehler > 0.5 dB nur sehr sporadisch auf.
Erhöht man die Anregung um 6 dB (doppelte Spannung bzw. 4-fache Leistung) zeigen sich bei Anregung von 20 bis 20000 Hz unter 100 Hz und um 5.7 und 10 kHz sehr deutliche Nichtlinearitäten (bei den Nichtlinearitäten um 5.7 und 10 kHz liegen am Mikrofon ca. 10 dB mehr als der mittlere Pegel an, bei 50 cm Abstand also bis zu 126 dB -> es kann nicht ausgeschlossen werden, dass hier auch das Mikrofon schon komprimiert). Bei der letzten Pegelstufen gibt es oberhalb von 500 Hz weite Bereiche mit Linearitätsfehlern von 1 dB und mehr.


Der Klirrfaktor:

Die Klirrkomponente K2 zeigt oberhalb von 60 Hz ein weitgehend lineares Verhalten und erhöht sich moderat mit dem Anregungspegel. Unterhalb von 60 Hz steigt sie kontinuierlich leicht an.
Die Klirrkomponente K3 zeigt oberhalb von 150 Hz ein weitgehend lineares Verhalten. Unterhalb von 150 Hz steigt sie kontinuierlich an.

Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 / 105 / 110 dB liegt K2 oberhalb von 80 Hz im Mittel bei noch geringen 0.284 / 0.506 / 0.924 / 1.869 / 1.558 / 3.325 / 6.810 %. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von noch geringen 0.090 / 0.131 / 0.222 / 0.407 / 0.503 / 0.745 / 1.216 %.

Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre die Klirrkomponenten K2 bis K8 bis 90/95/100/105/110 dB erst unterhalb von 40/42/53/53/53 Hz hörbar, bei Pegeln von 100 und 105 dB dominiert hierbei die schwierig heraushörbare Klirrkomponente K7. Betrachtet man nur K2 bis K6 wären sie bis 90/95/100/105/110 dB erst unterhalb von 40/42/42/47/53 Hz hörbar.
K3 ist von 85 bis 90 dB zwischen 750 bis 1259 Hz bei Sinusanregung theoretisch gerade hörbar (bei höheren Pegeln unhörbar).
Für K5 gilt dies von 90 bis 100 dB zwischen 708 und 1189 (bei höheren Pegeln unhörbar).
Zwischen 63 und 3150 Hz sind bei den Pegelstufen 80 bis 110 dB insgesamt 69 (1/12-Oktaven) * 7 (Pegelstufen * 7 (Klirrkomponenten) = 3381 Überschreitungen möglich, davon traten nur 102 (#1) bzw. 90 (#2) Überschreitungen auf
Bei 105 und 110 dB ist die Kompression insbesondere > 4 kHz sehr gut erkennbar. Diese ist nicht nur thermisch bedingt, sondern manifestiert sich auch in massiven Nichtlinearitäten (0.5 und 1.5 Klirrkomponente und Artefakte < 300 Hz.

Klirrfaktor bei 80 bis 110dB/1m (Halbraum, 20 bzw. 48 cm (ab 100 dB))


HiFi-Selbstbau-Fazit:

Der SICA 8 D1,5 CS-4 ist ein preiswerter, hoch belastbarer 20cm-Breitbänder mit Schwirrkonus. Sein Frequenzgang steigt mit zunehmender Frequenz zunehmend an zeigt auf Achse mehrere Überhöhungen (2.1, 5.7 und 10 kHz), die passiv nur aufwändig in den Griff zu kriegen sind. Hier mal eine Simulation auf Basis des Frequenzgangs auf Achse:

8D15CS8 EQ 48cm 0deg FW offen

Alleine die 3 Spulen kosten bei 1 mm Drahtdurchmesser bei Mundorf ca. 22 €, dazu kommen noch Kondensatoren von 44 € (MCAP Classic 250V) - das übersteigt fast den Chassispreis . . .
Auch mit Schwirrkonus reicht der Frequenzgang auf Achse nur bis 13 kHz. Ein Wermutstropfen sind die doch recht großen Exemplarstreuungen im Bereich 2.5 bis 4.5 kHz . . .
Der Wirkungsgrad liegt mit 95 dB/2.83V/m sehr hoch. In einem 20 Liter großen Bassreflexgehäuse geht er bis 80 Hz runter - ideal für eine Unterstützung durch einen Subwoofer . . .

Der 8 D 1,5 CS-8 zeigt keine ausgeprägten Klirrspitzen von K3 und K5, beide Klirrkomponenten sind auch auf recht geringem Niveau.

Optimal scheint uns der 8 D 1,5 CS-8 in einem FAST-System (= Fullrange And Subwoofer Technology) aufgehoben zu sein - der Subwoofer muss sich dann aber schon sehr anstrengen um pegelmäßig mit dem 8 D 1,5 CS-8 mitzuhalten . . .

Mit einem Preis von z.Zt. 69 €/Stück (z.B. SpektrumAudio) ist der SICA 8 D 1,5 CS-8 für das Gebotene ausgesprochen preiswert.

Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei, ZIP, 104 kB)

{/tabs}

Kommentare

plasma
1 monat vor
der 8D1 1,5 CS 4 Ohm ist um einiges besser, den kennt ihr schon ewig seit eurem Viech Treffen.
plasma
1 monat vor
ohne Bremsfallschirm sind sie besser.
Dirty Harry
1 monat vor
Danke für den Test und die Vorstellung. So richtig überzeugend klingt das aber nicht wirklich, auch wenn der Preis von 69 Euro attraktiv ist.

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