MONACOR SPH-135C
Der Herbstbattle des DIY-Forums findet dieses Jahr unter dem Motto "LS3/5A Klon-Battle" statt, dem legendären BBC-Monitor. Die Teilnehmer, Theo wird auch teilnehmen, sollen einen Lautsprecher entwickeln, der sich weitgehend am berühmten Vorbild orientiert. Dafür werden die Regeln, speziell des Gehäusebau´s, sehr eng gesteckt. Die Klones sollen nachher aussehen wie eine LS3/5a und nicht wie irgendein versuchter Nachbau.
Ein möglicher Ersatz-Kandidat für den ursprünglich eingebauten KEF B110 SP1003 ist der MONACOR SPH-135C, dem wir dafür ausgiebig auf die Membran fühlen wollen. Insbesondere interessiert uns, wie sich das Chassis beim eher unüblichen Einbau von hinten verhält - so nämlich wurde der KEF B110 in der LS3/5A verbaut.
Außerdem ist natürlich der Vergleich der "Tiefbassfähigkeit" im vorgegeben Gehäuse der LS3/5A von Interesse.
Unser detailliertes Datenblatt klärt, ob der MONACOR SPH-135C ein geeigneter Kandidat für den BBC LS3/5A-Battle ist . . .
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen |
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Hersteller / Vertrieb: MONACOR | Typ: SPH-135C, 8 Ohm | Datenblatt des Herstellers |
Foto des Chassis
Der äußere Eindruck:
Von vorne sieht der SPH-135C mit seiner schwarzen Kevlarmembrane, der schwarzen Staubschutzkalotte aus Weichkunststoff und dem samtähnlich beflockten Dichtungsring für rückwärtige Montage sehr wertig und nach "klassischem High-Tech" aus.
Der 4 mm starke Druckgußkorb in "quadratischer Wankelform" hat 4 angesetzte Befestigungslaschen, die mit 4 breiten Streben mit dem Magnetsystem verbunden sind. Durch die breiten Streben verbleiben 4 Öffnungen mit je nur ca. 12 cm² Öffnungsfläche, zusammen sind das nur ca. 50% der Membranfläche.
Von hinten sieht der SPH-135C mit seinem 100 mm durchmessenden und 21 mm hohen Magnetsystem "muskulös" aus: selbst für die 35.5 mm durchmessende Schwingspule ist das eine ordentliche Motorisierung. Die fehlende Hinterlüftung der Zentrierspinne outet das Chassis als schon etwas betagt, immerhin gibt es eine 10 mm durchmessende Polkernbohrung.
Membranfläche: | Außendurchmesser: Innendurchmesser: Plugdurchmesser: -> Membranfläche Sd: |
121 mm 101 mm 0 mm 96.8 cm² |
TSP aus Messung mit Zusatzmasse (Mittelwert und Streuung von 2 Chassis. Anregung -12 dB): |
Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Effektive bewegte Masse Mms Äquivalentes Luftvolumen Vas Kraftfaktor BL Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) |
42.55 Hz (+/-1.4%) 6.38 Ohm (+/-0.3%) 5.708 (+/-3.1%) 0.526 (+/-0.9%) 0.481 (+/-1.2%) 14.82 gr (+/-1.3%) 12.53 dm³ (+/-1.6%) 6.93 N/A (+/-0.7%) 85.53 dB (+/-0.15) |
Die TSP:
Im Impedanzverlauf deutet sich eine kleine Störstelle um 9 kHz an, die sich entsprechend nur als leichte Störung im Frequenzgang wiederfindet.
Die Resonanzfrequenz ist moderat vom Anregungspegel abhängig, sie ändert sich bei Erhöhung der Anregung von -18 auf 0 dB um knapp 10%. Bei einer Anregung von +6 dB war keine saubere Impedanzkurve messbar.
Die ermittelten TSPs weichen z.T. erheblich von den Herstellerangaben ab:
TS-Parameter | Einheit | HiFi-Selbstbau | MONACOR | Abweichung (original) |
HiFi-Selbstbau (10% weicher) |
Abweichung (10% weicher) |
Resonanzfrequenz Fs Gesamtgüte Qts Äquiv. Luftvolumen Vas Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum) Gleichstromwiderstand Rdc Effektive bewegte Masse Mms Kraftfaktor BL |
[Hz] [-] [dm³] [dB/2.83V/m] [Ohm] [gr] [N/A] |
42.55 0.481 12.53 85.53 6.38 14.82 6.93 |
40 0.39 17 88 6 12 6.5 |
6.4% 23.3% -26.3% -2.47 6.3% 23.5% 6.6% |
40.37 0.456 13.92 |
0.9% 17% -18.1% |
Das Chassis wurde vorher 24 Stunden eingerauscht. Selbst bei 10% weicherer Aufhängung würde die Gesamtgüte nur auf 0.456 zurückgehen, die Herstellerangabe von 0.39 wäre immer noch in weiter Ferne. Eine Überprüfung mit TspChk ergab, dass die Herstellerdaten weitgehend konsistent sind (bis auf den Wirkungsgrad, der rein rechnerisch nur 85.6 dB/W/m beträgt), aber:
- die Membranmasse ist um 23.5% größer als die Herstellerangabe
- bei gleicher Resonanzfrequenz müsste dann die Nachgiebigkeit der Membraneinspannung (und damit das Äquivalentvolumen) um 23.5% kleiner sein (tatsächlich sind es -26.3%)
Die Streuung der TSPs ist gering, ein erster Indikator für eine gute Serienkonstanz.
Und was sagt LASIP zu den TSPs?
In einem geschlossenen Gehäuse von 10 Litern geht es immerhin bis ca. 63 Hz runter (Qtc = 0.72, rote Kurve). Aber auch in nur 6 Litern geht es schon bis 65 Hz runter (Qtc=0.85, blau gestrichelte Kurve). In einer 25 Liter großen Bassreflexbox ginge es bis 33 Hz runter (grüne Kurve), bereits in 15 Litern wären 39 Hz drin (gelbe Kurve).
Der Frequenzgang:
. . . verläuft auf Achse bis 2.5 kHz fast perfekt linear - nur um 1.7 kHz gibt es eine kleine Überhöhung von 1.5 dB. Zwischen 2.5 und 4.5 kHz gibt es eine 6 dB tiefe Senke, darüber gibt es mehrere kleine Überhöhungen und Einbrüche bevor als oberhalb von 11 kHz dann bergab geht.
Die Bündelung setzt ab ca. 2 kHz ein (60°, -3 dB), bei 3 kHz beträgt sich schon mehr als doppelt so viel (60°, -7 dB).
Die Streuung der beiden Chassis ist bis 4 kHz recht gering, nur im Bereich der Membranresonanzen gibt es leichte Unterschiede - ein weiterer Indikator für eine gute Serienkonstanz.
Pseudorauschen > 200 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)
Beim Chassis 1 wurden zwei alternative Einbaustrategie untersucht - a) nicht versenkt (=1NV), b) rückwärtige Montage wie bei LS3/5A (=1RM):
-> die rückwärtige Befestigung hat Dank nur 9 mm Schallwandtiefe bis knapp 2 kHz keine gravierend negativen Auswirkungen
Die Sprungantwort sieht fast aus wie aus dem Lehrbuch - lediglich die Spitze ist etwas "ausgefranst"
Das periodenskalierten Zerfallspektrum sieht ebenfalls gut aus - nur bei den Membranresonanzen von 5 und 9 kHz dauert das Ausschwingen länger.
Sprungantwort (Chassis 2, 20 cm. 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 2, 20 cm. 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einer Anregung von 1 bis 10 Volt (das entspricht einem mittleren Schalldruckpegel von 75 bis 95 dB in 1 m Abstand) sind bis +16 dB (= 91 dB) zwischen 70 und 2000 Hz so gut wie keine Linearitätsfehler > 0.5 dB erkennbar.
Der Klirrfaktor:
Die Klirrkomponente K2 zeigt oberhalb von 90 Hz ein weitgehend lineares Verhalten und steigt moderat mit dem Anregungspegel. Der unharmonische K3 steigt von 300 bis 4000 Hz kontinuierlich an, der Einfluss des Anregungspegels ist bis 95 dB nur gering. Bis 90 dB ragt auch K5 noch aus den Klirrkomponenten heraus, bei 95 dB schließen aber auch die anderen Klirrkomponenten auf.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 dB liegt K2 zwischen 63 und 2000 Hz im Mittel bei noch moderaten 0.508 / 0.903 / 1.621 / 3.045%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von noch moderaten 0.305 / 0.349 / 0.445 / 0.894%. Bei 95 dB mittlerem Schalldruckpegel (das entspricht einem Anregungspegel von 10 Volt an 6.38 Ohm = 16 Watt) steigen die übrigen Klirrkomponenten an, aber das Chassis kollabiert noch nicht.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre K2 im untersuchten Pegel- und Frequenzbereich weitgehend unhörbar - lediglich bei sehr tiefen Frequenzen besteht die Chance K2 zu hören (< 42 Hz). Auch K3 ist bei tiefen Frequenzen und höheren Pegeln hörbar (bei 95 dB bis < 45 Hz) - das ist bei einem 13er nicht überraschend. Aber auch im mittleren Frequenzbereich ist K3 zwischen 473 und 2661 Hz leicht oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. K5 verhält sich ähnlich wie K3 und ist zwischen 355 und 1496 Hz wahrnehmbar. Beide Chassis verhalten sich recht ähnlich.
Klirrfaktor bei 80 bis 95dB/1m (Halbraum, 20cm)
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Der MONACOR SPH-135C sieht nach High-Tech aus und hat eine hohe Anfassqualität. Er überzeugt vor allem mit einem bis 2 kHz linearen Frequenzgang und günstigen TSPs: in einem 15 l großen Bassreflex-Gehäuse geht es bis 39 Hz runter. Erkauft wird dies mit einem relativ geringen gemessenen Wirkungsgrad von 84 dB/2.83V/m. Beim Thema Pegellinearität und Klirrfaktor glänzt er zwar nicht mit Spitzenwerten, lässt sich aber auch nichts zu Schulden kommen.
Speziell der Einbau von hinten überraschte uns mit seinen geringen Auswirkungen die beherrschbar sind. Das liegt wohl in erster Linie an der geringen Schallwandstärke von nur 9 mm. Frühere Versuche mit 19 mm Schallwänden hatten das ziemlich katastrophale Ergebnisse gezeigt. Die KEF-Mannen wussten eben damals schon sehr genau was sie da taten.
Der MONACOR SPH-135C empfiehlt sich vor allem für kleine 2-Wege-Konstruktionen - wie z.B. die LS3/5A: in deren 5 l Gehäuse (Netto) erzielt er eine untere Grenzfrequenz F3 von 64 Hz - immerhin 12 Hz niedriger als der originale B110 SP1003.
Mit einem UVP von 119.90 € ist der MONACOR SPH-135C nicht gerade ein Schnäppchen, der Straßenpreis liegt aber bei ca. 70 moderaten €/Stück.
Kompletter Datensatz von 2 Chassis (Impedanz, Schalldruck, Bündelungsgrad und Schallleistung im OCT-Format, Klirrfaktor und komplexer Frequenzgang als TXT-Datei. ZIP, 103 kB)
Download nur für Abonnenten
haben wir im Rahmen dieses Projektes durchgemessen, eignet sich nicht so gut. Der SPH-135AD wäre noch eine Kandidat. Messen wir auch sicher mal.
Theo