Brandneuer 8"-Breitbänder von MARKAUDIO
Vor knapp 20 Jahren wurde Markaudio von Mark Fenlon gegründet mit dem Ziel "moderne" Breitbänder zu bauen. Dabei setzte er als Membranmaterial zunächst ausschließlich auf unterschiedlich eloxierte Aluminium-Magnesium-Legierungen. Später gab es dann aber auch Papiermembranen, z.B. den Alpair 12P (s. HSB-Datenblatt). Schon 2009 testeten wir den Alpair 10 (s. HSB-Datenblatt) und bauten damit die MarkO.
Mark Fenlon modernisierte aber nicht nur das Membranmaterial sondern optimierte auch den Antrieb und die Aufhängung, so dass seine Breitbänder auch bei höheren Pegeln im Tieftonbereich nicht gleich schlapp machen. Besonders eindrucksvoll ist dies auf einem kleinen YouTube-Video zu sehen, welches Hoschibill auf dem Viech-Treffen 2009 von der MarkO gemacht hat:
Bisher konzentrierte sich Mark Fenlon vor allem auf kleine bis mittelgroße Breitbänder mit Membrandurchmessern von 5 bis 12 cm, bzw. effektiven Membranflächen von 28 cm² (Alpair 5) bis 147 cm² (Alpair 12P). Jetzt hat Mark Fenlon seinen bisher größten Breitbänder vorgestellt, den MA200-M mit einer effektiven Membranfläche von 206 cm². Bei einem Xmax von +/- 9 mm darf auch mit einer ernsthaften Tieftonwiedergabe gerechnet werden.
Unser ausführliches Datenblatt klärt, ob der MARKAUDIO MA200-M auch obenrum eine gute Figur macht und wie er untenrum am besten eingesetzt werden kann . . .
Die Testchassis wurden uns von BluePlanet Acoustic Oberursel zur Verfügung gestellt
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen |
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Hersteller: MARKAUDIO | Typ: MA200-M, 8 Ohm | Datenblatt des Herstellers |
Foto des Chassis
Der äußere Eindruck:
Von vorne sieht der MARKAUDIO MA200-M gewohnt lecker aus: Druckgusskorb, inverse gummierte Textilsicke und die eloxierte Membran aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung mit der leicht vorstehenden "Staubschutzkalotte" machen einen sehr wertigen Eindruck. Unser Exemplar stammt aus der Vorserie und ist noch schwarz eloxiert, serienmäßig soll die Eloxierung dann kupferfarbig sein (Midnight Copper). Die äußere NAWI-Membran ist am Schwingspulenträger verrundet und bietet so eine breite Klebefläche. Die (Staubschutz-) Kalotte ist separat mit dem Schwingspulenträger verklebt und steht ca. 2 mm vor.
Von hinten überrascht zunächst die Korbform - die kennen wir doch schon vom REDCATT Exclusive 8 und vom OMNES AUDIO W8 Alu Silver! Gerade das Korbwerkzeug ist besonders teuer (weil groß), der Zukauf eines gut gemachten, extern verfügbaren Korbes macht daher hochgradig Sinn um die Kosten niedrig zu halten. Der Druckgusskorb bietet 6 Befestigungslöcher, 8 mitteldünne Streben führen zur Aufnahmeplatform der völlig frei liegenden, flachen Zentrierspinne und des Magneten.
Der Schwingspulenträger ist zwischen Zentrierspinne und Konus ebenso durchlöchert (zweireihig, oben 6 unten 4 Löcher) wie zwischen Zentrierspinne und Schwingspule (eine Reihe, 6 Löcher) - so kann die zwischen "Staubschutz"-Kalotte und Polkern eingeschlossene Luft entweichen, sodass auf eine Polkernbohrung verzichtet werden konnte.
Die Anschlusslitzen werden auf gegenüberliegenden Seiten tangential an der Schwingspule befestigt, durch die symmetrische Litzenlast wird die Entstehung von Kippmomenten im Keim erstickt.
Der Magnet ist mit einem Durchmesser von 120 mm und einer Höhe von 23 mm für die 32 mm durchmessende Schwingspule üppig dimensioniert. Die vordere Polplatte ist 6 mm stark. MARKAUDIO gibt ein Xmax von +/- 9 mm an, zur linearen Auslenkung wird allerdings nichts gesagt.
Die TSP:
Membranfläche: | Außendurchmesser: Innendurchmesser: Plugdurchmesser: -> Membranfläche Sd: |
171 mm 147 mm 0 mm -> 198.6 cm² |
TSP aus Impedanzmessung (Mittelwert und Streuung von 2 Chassis, Anregung -12 dB): |
Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Effektive bewegte Masse Mms Äquivalentes Luftvolumen Vas Kraftfaktor BL Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) aus TSPs |
36.65 Hz (+/-0.9%) 6.94 Ohm (+/-1.1%) 2.529 (+/-1.2%) 0.474 (+/-2.2%) 0.399 (+/-2.1%) 17.89 gr (+/-3.0%) 58.95 dm³ (+/-1.2%) 7.77 N/A (+/-0.5%) 90.40 dB (+/-0.32) |
Im Impedanzverlauf zeigt sich eine ausgeprägte Störstelle bei 470 Hz, die sich auch im Frequenzgang wiederfindet. Oberhalb von 2 kHz gibt es im Impedanzverlauf mehrere kleinere Störstellen (z.B. bei 2.4, 4, 5.1 kHz und darüber), die sich auch im Frequenzgang wiederfinden.
Die Resonanzfrequenz ändert sich bei Erhöhung der Anregung von -18 auf +6 dB um ca. 7.3%, das ist in Anbetracht des Wirkungsgrads von etwas über 90 dB/2.83V/m und der relativ weichen Aufhängung von 1.05 mm/N ein guter Wert.
Die von uns gemessen TSPs streuen nur gering und stimmen recht gut mit den Herstellerangaben überein, bei Annahme einer 20% weicheren Einspannung wäre die Übereinstimmung noch besser - nur Vas wäre dann deutlich größer:
TS-Parameter | Einheit | HiFi-Selbstbau | MARKAUDIO | Abweichung (original) |
HiFi-Selbstbau (20% weicher) |
Abweichung (20% weicher) |
Resonanzfrequenz Fs Gesamtgüte Qts Äquiv. Luftvolumen Vas Wirkungsgrad Eta (1m, Halbraum) Gleichstromwiderstand Rdc Effektive bewegte Masse Mms Kraftfaktor BL |
[Hz] [-] [dm³] [dB/2.83V/m] [Ohm] [gr] [N/A] |
36.65 0.399 58.95 90.15 6.94 17.89 7.77 |
33 0.346 65.2 90.26 6.8 19.49 8.55 |
11.1% 15.3% -9.6% -0.11 2.1% -8.2% -9.1% |
32.78 0.357 73.69   |
-0.7% 3.1% 13%   |
Die Chassis wurden natürlich vorher 24 Stunden eingerauscht. Die mechanische Güte Qms ist relativ klein (= höhere Verluste), das sind entweder Strömungsverluste (durchlochter Schwingspulenträger, fehlende Polkernbohrung) oder Wirbelstromverluste des Schwingspulenträgers (zum Material des Schwingspulenträgers sagt MARKAUDIO nichts).
Und was sagt LASIP zu den gemittelten TSPs?
In einem 28 Liter großen geschlossenen Gehäuse ergibt sich eine Gesamtgüte Qtc von 0.70 und es geht bis 65 Hz runter (rote Kurve).
Spendiert man 53 Liter und macht ein Rohr ins Gehäuse (Abstimmfrequenz 37 Hz) dann geht es immerhin bis 37 Hz runter (grüne Kurve).
Macht man die Bassreflexbox nur 35 Liter groß (Abstimmfrequenz 37 Hz) dann geht es auch noch bis 45 Hz runter (blau gestrichelte Kurve).
Mit den Herstellerdaten ergäbe sich in einer 35 Liter großen Bassreflexbox (Fb = 38 Hz, gelbe Kurve) fast die blau gestrichelte Kurve.
Mit einem Qts von 0.399 wäre auch eine TQWT möglich, unser TQWT-Rechner empfiehlt folgendes Design:
In einem geschlossenen Gehäuse von nur 10.2 Litern (mit Absorption) ergibt sich ein Qtc von 1, ideal für ein GHP-System: mit 470 uF Vorkondensator ginge es dann immer noch bis 63 Hz runter, darunter könnte ein Subwoofer unterstützen:
Simuliert man diese 3 Gehäuseabstimmungen mit WinISD V0.7, so ergeben sich folgende Kennwerte (gleiche Farben wie bei LASIP, Xlin wurde zu 5 mm angenommen):
Relativer Frequenzgang [dB] | Maximaler Schalldruck [dB/1m] | Dafür benötigte Leistung [W] |
Impedanz [Ohm] | Auslenkung bei 20 Watt [mm] | Strömungsgeschwindigkeit im BR-Rohr [m/s] |
- im geschlossenen Gehäuse sind oberhalb von 85 Hz bis zu 107 dB Schalldruck in 1 m Abstand möglich
- der Tiefbassgewinn der "grünen" (BR 53 l, 37 Hz) bzw. "blauen" (BR 35 l, 37 Hz) Box ist zwischen 33 und 45 Hz bis zu 12 bzw. 10 dB; bis hinunter zu 33 bzw. 40 Hz können noch 102 dB Schalldruck erzeugt werden
- bei einem BR-Rohr-Durchmesser von 6.8 cm wäre das Rohr 10 (grün) bzw. 17.7 cm (blau) lang und würde bei 20 Watt keine Strömungsgeräusche erzeugen (ab 17 m/s = 5% Schallgeschwindigkeit)
Der Frequenzgang:
. . . verläuft von 150 Hz bis 5 kHz auf Achse weitgehend linear (Mittelwert 90.15 dB, Standardabweichung +/- 1.58 dB). Zwischen 5 und 15 kHz steigt der Frequenzgang auf Achse um ca. 5 dB an (Mittelwert 94.80 dB, Standardabweichung +/- 1.98 dB).
Unter 15° findet der Pegelanstieg ab 5 kHz nicht statt sondern der Frequenzgang verläuft bis 10 kHz weitgehend linear (Mittelwert 500 Hz bis 10 kHz 90.06 dB, Standardabweichung +/- 1.48 dB).
Die Bündelung setzt ab ca. 1 kHz ein, steigt bis 2.5 kHz mit zunehmendem Winkeln zunehmend an und über 4 kHz zunehmend chaotisch (teilweise gegenläufiges Verhalten).
Der winkelgewichtete Schalldruck fällt von 1 bis 16 kHz im Mittel nur mit ca. 2.5 dB/Oktave ab, allerdings ist der Verlauf zwischen 2 und 6.5 kHz recht wellig: besonders der Peak um 4 kHz ragt ca. 5 dB über den mittleren Verlauf hervor.
Der Bündelungsgrad steigt zwischen 1 und 12 kHz weitgehend kontinuierlich an, nur um 4 kHz (= Peak des winkelgewichteten Schalldrucks) bricht er ein.
Die Streuung der beiden Chassis ist auf Achse und unter Winkeln selbst bis 20 kHz sensationell gering - Respekt!
Pseudorauschen > 200 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)
Sprungantwort/Pegellinearität
Die Sprungantwort steigt sehr schnell an (= hohe obere Grenzfrequenz). Die Membranresonanzen klingen danach innerhalb von 1.5 ms weitestgehend ab.
Das periodenskalierten Zerfallspektrum sieht bis 3.5 kHz sehr gut aus (Abklingen auf -30 dB nach spätestens 6 Perioden), darüber schwingen die Membranresonanzen länger nach (4 kHz 11 Perioden, oberhalb von 5 kHz breitbandig um 14 Perioden).
Sprungantwort (Chassis 2, 20 cm. 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 2, 20 cm. 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 84 bis 104 dB in 1 m Abstand (das entspricht einer Anregung mit 1.39 bis 13.9 Volt bzw. 0.28 bis 28 Watt) gibt es bei Anregung von 20 bis 20000 Hz vor allem zwischen 100 und 500 Hz ausgeprägte Nichtlinearitäten (ab 99 dB > 0.5 dB), darüber treten keine Linearitätsfehler > 0.5 dB auf.
Entlastet man das Chassis von Frequenzen (Hochpass mit 12 dB/Oktave bei 80 Hz) gibt es bei gleichem Pegel im gesamten Frequenzbereich nur sehr sporadisch Linearitätsfehler > 0.5 dB.
Erhöht man dann die Anregung um 6 dB (doppelte Spannung bzw. 4-fache Leistung) zeigen sich um 100 Hz, zwischen 200 und 400 Hz und über 5 kHz ab 107 dB Nichtlinearitäten > 1 dB: der klanglich wichtige Frequenzbereich von 500 bis 5000 Hz zeigt aber so gut wie keine Kompression!
Der Klirrfaktor:
Die Klirrkomponente K2 zeigt oberhalb von 100 Hz ein weitgehend lineares Verhalten - bis auf die Überhöhung um 470 Hz, weil dort der Grundpegel einbricht - und erhöht sich moderat mit dem Anregungspegel. Unterhalb von 100 Hz steigt sie kontinuierlich an, auch oberhalb von 3.5 kHz steigt K2 leicht an.
Die Klirrkomponente K3 zeigt oberhalb von 80 Hz ein weitgehend lineares Verhalten - bis auf die schon oben erwähnt Überhöhung um 470 Hz.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 / 105 dB liegt K2 oberhalb von 80 Hz im Mittel bei noch geringen 0.417 / 0.733 / 1.285 / 2.176 / 2.409 / 3.278%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von geringen 0.077 / 0.083 / 0.114 / 0.233 / 0.360 / 0.773 %.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wäre die Klirrkomponenten K2 bis K8 bis 80/85/90/95/100/105 dB erst unterhalb von 34/40/42/42/42/? Hz hörbar, bei Pegeln bis 95 dB dominiert hierbei die harmonische Klirrkomponente K2.
Zwischen 447 und 473 Hz liegt K2 bei 80 dB, K2 und K5 bei 85 dB und K2, K3 und K5 bei 90 dB über der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Bei höheren Pegeln verbreitet sich der Frequenzbereich und weitere Klirrkomponenten kommen hinzu. Die Hörbarkeit basiert aber im Wesentlichen auf der Absenkung der Grundwelle, die Oberwellen selbst zeigen (außer K2) bis 95 dB einen weitgehend gleichmäßigen Verlauf.
Zwischen 562 und 3150 Hz sind bei den Pegelstufen 80 bis 105 dB insgesamt 31 (1/12-Oktaven) * 6 (Pegelstufen * 7 (Klirrkomponenten) = 1302 Überschreitungen möglich, davon traten aber nur 11 (#1) bzw. 20 (#2) Überschreitungen auf (bei 95 dB nur eine, darüber keine).
Auch bei 105 dB kollabiert das Chassis noch nicht.
Klirrfaktor bei 80 bis 105dB/1m (Halbraum, 20 bzw. 48 cm (ab 100 dB))
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Der MARKAUDIO MA200-M ist ein gut aussehender und wertig gemachter 20cm-Breitbänder mit einem eloxierten Membran aus einer Aluminium-/Magnesium Legierung. Auch im Inneren steckt jede Menge Gehirnschmalz wie eine über einen großen Auslenkungsbereich lineare Einspannung und ein Dank Demodulationsringen klirrarmes Magnetsystem.
Der Frequenzgang ist bis 3.5 kHz weitgehend linear und steigt dann auf Achse an während es unter 15° weitgehend linear bis 10 kHz weiter geht - so kann man sich die gewünschte Dosis Hochton durch entsprechende Einwinkelung einstellen. Einziger Wermutstropfen ist der ca. 5 dB tiefe Einbruch um 450 Hz.
In Räumen mit langem Nachhall kommt es mehr auf einen linear abfallenden winkelgewichteten Schalldruck an - auch hier überzeugt der MA200-M mit einem weitgehend gleichmäßigem Abfall von 2.5 dB/Oktave bis 16 kHz. Lediglich die sehr breite Abstrahlung um 4 kHz muss dann ggf. durch einen Sperrkreis im Pegel reduziert werden.
Besonders erfreulich ist die sehr gute Paargleichheit beider Chassis - Respekt!
Der Wirkungsgrad liegt mit 90.15 dB/2.83V/m recht hoch. In einem 53 Liter großen Bassreflexgehäuse geht er bis 37 Hz runter, in einer leicht größeren TQWT sollen es sogar 31 Hz sein. Bei 5 mm Auslenkung kann er in der Bassreflexbox oberhalb von 35 Hz mindestens 103 dB Schalldruck erzeugen - da kommt man auch ohne Subwoofer aus ;-). Wer die 53 Liter nicht übrig hat kann den MA200-M auch in ein nur 10 Liter großes, geschlossenes Gehäuse mit 470 uF Vorkondensator einbauen - dann braucht man aber ggf. unter 63 Hz Subwoofer-Unterstützung . . .
Der MARKAUDIO MA200-M zeigt keine ausgeprägten Klirrspitzen von K3 und K5, beide Klirrkomponenten sind auch auf recht geringem Niveau - außer beim schon erwähnten Einbruch um 450 Hz, weil dort die Grundwelle einen Einbruch hat und der Pegel der Klirrkomponente auf den Pegel der Grundwelle bezogen wird.
Mit einem Preis von ca. 200 €/Stück ist der MARKAUDIO MA200-M für das Gebotene ausgesprochen preiswert. Wir sind gespannt, wie er sich im Vergleich zum mittlerweile fast doppelt so teuren TANGBAND W8-1772 bzw. W8-1808 schlägt. Dazu bauen wir gerade eine TQWT auf mit austauschbarem Einsatz für verschiedene 20 cm Breitbänder . . .
Kommentare
Aber rundum gesehen freue ich mich, es zu bändigen. Schauen wir mal.