Klassische 34 mm Hochtonkalotte von AUDAX die 2.
Die AUDAX Hochtonkalotte mit 34 mm Kalottendurchmesser gibt es schon seit Ende der 70er Jahre, damit wäre die Grundkonstruktion heute beachtliche 45+ Jahre alt. Damals hieß sie übrigens noch HD13D34H (H = HiFi, D = Dome/Kalotte, 13 = 13 cm Außendurchmesser, D = Durchmesser, 34 = Schwingspulendurchmesser [mm], H = High Power (es gab auch eine HD13D34E mit kleinerem Magnet)), heute heißt sie TW034X... (TW = Tweeter/Hochtöner, 034 = Schwingspulendurchmesser [mm], X = X. Variante ;-)).
2008 hatten wir den Vorläufer AUDAX TW034X0 schon einmal im Test (s. hier), dort gab es bei dem von einem Abonnenten zur Verfügung gestellten, gebrauchten Pärchen Sonne (Dynamikverhalten) aber auch Schatten (Frequenzgang). Mitte 2010 hatte sich auch Troels Gravesen mit der AUDAX TW034X0-P47N beschäftigt und sie durch diverse Maßnahmen verbessert (s. Dokumentation). Wir hatten das damals auch probiert, sind aber bei der Metallverarbeitung (Durchbohrung des Polkerns) an unsere Grenzen gestoßen.
Seit kurzem gibt es die Version TW034XP-D, dort wird unter anderem in den Hohlraum unterhalb des Luftspaltes serienmäßig eine Filzdämpfung eingefügt. Rainer Krönke hat uns freundlicherweise ein Paar dieses Chassis zur Verfügung gestellt.
Unser Datenblatt klärt, wie sich der TW034XP-D absolut und im Vergleich zum "alten" TW034X0 schlägt . . .
Chassis-Datenblatt © www.hifi-selbstbau.de So werden Lautsprecherchassis von HiFi-Selbstbau gemessen |
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Hersteller/Vertrieb: AUDAX | Typ: TW034XP-D, 6 Ohm | Datenblatt des Herstellers (Version TW034X0) |
Foto des Chassis
Der äußere Eindruck:
Von vorne sieht der TW034XP-D wie ein normaler, klassischer Kalottenhochtöner mit Textilsicke aus - nur halt in groß: während ein "normaler" Kalottenhochtöner mit 25 mm (= 1") Kalottendurchmesser üblicherweise einen Frontplattendurchmesser von 100 bis 104 mm hat sind es beim TW034XP-D mit 34 mm (= 1.3") Kalottendurchmesser 132 mm. Die Sicke fällt im Vergleich zu "modernen" Kalottenhochtönern mit 3 mm (= 8.8% des Kalottendurchmessers) relativ schmal aus - die WAVECOR TW030WAxx hat bei "nur" 30 mm Kalottendurchmesser eine 6 mm breite Sicke . . .
Die Kalotte ist leicht klebrig beschichtet und hat eine Höhe von 11.5 mm - 9.5 mm davon ragen über die 2 mm starke Frontplatte, die im Bereich der Sicke nicht angefast ist.
Hinten gibt es außer dem immerhin 102 mm durchmessenden und 20 mm hohen Magneten nichts zu bestaunen . . .
Wie schon oben erwähnt wird bei der Version TW034XP-D unter anderem in den Hohlraum unterhalb des Luftspaltes serienmäßig eine Filzdämpfung eingefügt. Dies ist eine vereinfachte Umsetzung einer der "Tuning"-Vorschläge von Troels Gravesen (s. Dokumentation).
TSP
Membranfläche: | Außendurchmesser: Innendurchmesser: Plugdurchmesser: -> Membranfläche Sd: |
40 mm 34 mm 0 mm 10.75 cm² |
TSPs (Mittelwert und Streuung von 2 Chassis, Anregung -12 dB): |
Resonanzfrequenz Fs DC-Widerstand Rdc Mechanische Güte Qms Elektrische Güte Qes Gesamtgüte Qts Wirkungsgrad Eta (1m, 2.83V, Halbraum) |
745.9 Hz (+/-0.3%) 4.72 Ohm (+/-0.1%) 3.134 (+/-6.7%) 1.151 (+/-1.3%) 0.841 (+/-0.8%) 92.52 dB (+/-0.14) |
Die TSP:
Die Chassis wurden vorher 24 Stunden eingerauscht.
Die Streuung der TSPs ist (bis auf die mechanische Güte Qms) sehr gering. Der gemessene Impedanzverlauf kann durch eine Impedanzüberhöhung um 2 kHz durch das vereinfachte Impedanzmodell nicht optimal simuliert werden. Diese Impedanzüberhöhung um 2 kHz kennen wir auch schon vom TW034X0, dort lag sie bei ca. 2.2 kHz und war etwas schmalbandiger - vielleicht ein Effekt der Filzdämpfung . . .
Die Impedanz ändert sich bei Erhöhung der Eingangsleistung um den Faktor 256 kaum - nur der Gleichstromwiderstand steigt bei der letzten Pegelstufe etwas an.
Der Frequenzgang:
. . . verläuft auf Achse von 800 Hz bis 5 kHz weitestgehend linear - nur zwischen 2 und 3 kHz gibt es einen 2 dB hohen "Buckel". Darüber steigt der Frequenzgang auf Achse bis 14 kHz kontinuierlich leicht an. Von 800 Hz bis 5 kHz beträgt der Mittelwert 91.99 dB und die Standardabweichung +/- 0.76 dB, von 800 Hz bis 14 kHz beträgt der Mittelwert 92.55 dB und die Standardabweichung +/- 1.10 dB.
Die Bündelung setzt ab ca. 4.5 kHz ein und wird mit zunehmendem Winkel und zunehmender Frequenz weitgehend gleichmäßig größer. Unter 15° verläuft der Frequenzgang von 800 Hz bis 14 kHz besonders linear (Mittelwert 92.33 dB, Standardabweichung +/- 0.83 dB), der Pegel ist bis 14 kHz erst um 2 dB abgefallen. Unter 30° ist der Pegel bei 10 kHz schon um 5 dB abgefallen.
Der winkelgewichtete Schalldruck fällt von 800 Hz bis 7 kHz im Mittel mit ca. 4 dB/Dekade (= 1.2 dB/Oktave) ab, von 7 bis 14 kHz sind es im Mittel 4 dB/Oktave. Der Bündelungsgrad steigt bis 4.5 kHz kaum an, darüber dann bis 10 kHz mit ca. 7 dB/Oktave.
Die Streuung der beiden Chassis ist auf Achse bis 20 kHz sehr gering, nur unter Winkeln unterscheiden sich beide Chassis > 12.5 kHz leicht, daher ändert sich der winkelgewichtete Schalldruck und damit der Bündelungsgrad.
Pseudorauschen > 1000 Hz (0°. 15°. 30°. 45°. 60°; MP3 42 kB)
Sprungantwort/Pegellinearität
Die Sprungantwort sieht fast wie aus dem Lehrbuch aus - wäre da nicht der "Buckel" nach ca. 0.068 ms (1/0.068 ms = 14.7 kHz). In dieser Zeit legt der Schall 0.068 * 34.3 = 2.3 cm zurück - das dürfte in etwa die Zeit sein, die der Schall von der Kalottenspitze zur Polplatte und zurück braucht . . .
Im periodenskalierten Zerfallspektrum sind nur kleinere Störungen um 2.4 kHz (Frequenzgang-"Buckel") und um 15 kHz (Membranresonanz) erkennbar
Sprungantwort (Chassis 2, 20 cm, 0°)
Zerfallspektrum (Chassis 2, 20 cm, 0°)
Die Pegellinearität:
Bei einer Anregung von 90 bis 110 dB (das entspricht einer Eingangsleistung von 0.95 bis 95 !!! Watt an 4.72 Ohm) sind bei Hochpass-Filterung (1 kHz, 12 dB/Oktave) erst ab 105 dB (14 kHz) bzw. 106 dB (2.4 kHz) Linearitätsfehler > 0.5 dB erkennbar. Ab 108 dB gilt dies auch um 1 kHz und 6 kHz. Bei der letzten Pegelstufe kommt es breitbandig zu höheren Linearitätsfehlern. Beide Chassis zeigen fast auf den Pixel genau dasselbe Verhalten, ein erneuter Hinweis auf eine geringe Serienstreuung.
Der Klirrfaktor:
Die Klirrkomponente K2 zeigt bis 95 dB (20 cm Messabstand) ab 500 Hz einen leicht welligen, kontinuierlich leicht ansteigenden Verlauf und steigt moderat mit dem Anregungspegel. Der unharmonische K3 verläuft oberhalb von 1 kHz weitgehend linear, die höheren Klirrkomponenten K4 bis K8 liegen > 1 kHz bis 105 dB unter 0.1%.
Bei einem mittleren Schalldruckpegel von 80 / 85 / 90 / 95 / 100 / 105 dB liegt K2 oberhalb von 1000 Hz im Mittel bei noch geringen 0.242 / 0.409 / 0.689 / 1.194 / 1.134 / 1.821%. Für K3 gilt in diesem Bereich ein Mittelwert von geringen 0.064 / 0.072 / 0.079 / 0.108 / 0.188 / 0.448%. Bei 105 dB mittlerem Schalldruckpegel (das entspricht einem Anregungspegel von 21.2 Volt an 4.72 Ohm = 95 Watt) steigen alle Klirrkomponenten deutlich an, aber das Chassis kollabiert noch nicht. Beide Chassis verhalten sich weitgehend gleich.
Nach unseren Untersuchungen (Klirrfaktor - wie viel ist zu viel?) wären K2 bis K7 im untersuchten Pegel- und Frequenzbereich oberhalb von 1059 Hz unhörbar.
Klirrfaktor bei 80 bis 105dB/1m (Halbraum, 20cm (48cm ab 100 dB))
Beim Betrachten des oberen Bildes fällt auf, dass der Schalldruck beim höchsten Anregungspegel nach ca. 9 Sekunden (= ab 7 kHz) in den Keller geht. Zunächst dachten wir, dass das Chassis defekt sei, aber eine Wiederholung der 100 dB-Messung zeigte gleiches Verhalten wie zuvor mit hohem Pegel > 7 kHz. Bei einem Test ab 2.2 kHz erfolgte der Pegelrückgang erst ab 10 kHz -> das Chassis ist also wohl thermisch am Ende: bei 105 dB mittlerem Anregungspegel ist die Eingangsleistung ja auch immerhin 95 Watt, da darf einer 34 mm Kalotte schon mal heiß werden ;-)
Vergleich mit TW034X0:
Schon beim Vergleich des Impedanzverlaufs fällt auf, dass sich um 2 kHz wohl etwas getan hat:
Das erkennt man dann auch am Frequenzgang, der beim TW034XP-D deutlich gleichmäßiger ist:
Betrachtet man den Frequenzbereich von 1 bis 14 kHz dann ist bei den 50 cm Messungen:
- der Mittelwert beim TW034XP-D 92.84 dB, die Standardabweichung +/- 1.26 dB
- der Mittelwert beim TW034X0 93.95 dB, die Standardabweichung +/- 1.79 dB
Der TW034XP-D hat einen niedrigeren Wirkungsgrad und einen "glatteren" Verlauf, insbesondere auch um 2 kHz. Hier heißt es: "Die 34 mm Kalotte TW034X0, früher als HD13D34H bekannt, ist wieder auf den alten Standard des damaligen AUDAX-Chefentwicklers Jacques Mahul rückgeführt worden! Also leichtes, weiches Textil mit viel Coating in Handarbeit" - das würde zu unseren Messungen passen.
Auch die Klirrkomponenten K3 bis K8 profitieren offenbar davon:
HiFi-Selbstbau-Fazit:
Der AUDAX TW034XP-D überzeugt durch einen gegenüber dem TW034X0 deutlich linearisierten Frequenzgang, der insbesondere unter 15° bis 14 kHz ausgesprochen linear verläuft. Die verbleibende Störung um 2.4 kHz lässt sich übrigens durch geschickte Wahl der Gehäusebreite und Anordnung auf der Schallwand weitgehend linearisieren (s. Chassisposition auf der Schallwand). Hier mal der Vergleich Messung im Podest (gestrichelt) und Simulation im Gehäuse (mit Boxsim):
Die Maße finden unsere Abonnenten im Datenpaket
"Erkauft" wird der linearere Frequenzgang durch einen etwas geringeren Wirkungsgrad, der mit knapp 93 dB/2.83V/m aber immer noch sehr hoch ist - die meisten "Spielpartner" dürften einen geringeren Wirkungsgrad haben.
Geblieben ist natürlich die Dynamikfähigkeit, selbst bei Trennung bei 1 kHz gibt es erst bei 110 dB breitbandige Kompressionseffekte - dann musst die Schwingspule aber auch schon 95 Watt Eingangsleistung verdauen.
Auch der Klirrfaktor hat von der Überarbeitung profitiert und liegt bis 105 dB oberhalb von 1059 Hz unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Der TW034XP-D kann also recht tief angekoppelt werden und bietet sich daher für 2-Wege-Konzepte auch mit mittelgroßen Tief-/Mitteltönern an.
Mit einem UVP von 103 € ist er zwar kein Schnäppchen, aber ein - vom Durchesser her vergleichbarer - SEAS T35C002 (HSB-Datenblatt) oder ein BlieSMa T34A4 (HSB-Datenblatt) ist deutlich teurer, nur der WAVECOR TW030WA12 (HSB-Datenblatt) ist mit 134 €/Stück ähnlich moderat bepreist.
In Kürze werden wir den AUDAX TW034XP-D auch noch mit dem JANTZEN-Audio Waveguide messen.
haben wir noch vor. Wir haben auch vier Stück, finden sie aber gerade nicht.
Ich habe mir gerade zwei Audax bei den Franzosen bestellt.
Sehr sympathisch ist, dass es dafür unter 23.- Ersatzschwingeinheiten zu kaufen gibt.
Ich werde das Magnetsystem mal etwas modifizieren.
Was für Material wird für Polkerne- und Platten verwendet?
Eisen. Ne Mod würde ich lassen, der HT ist besser als sein Vorgänger. Die Mod würde garantiert zu einer massiven Ansammlung von Eisenspänen im Luftspalt führen, die nur sehr sehr schwer da wieder rauszubekommen sind... Ich würde erst mal auf die Messungen mit Waveguide warten.
Natürlich Eisen, aber was für welches?
Niedriger Kohlenstoffgehalt soll es haben, für eine gute Permeabilität.
Reineisen ist extrem teuer.
Also einfach ST37 nehmen?